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Aktien > Führungswechsel

Berkshire Hathaway: Buffett übergibt Zepter – Rekord-Cash von 348 Milliarden Dollar

Warren Buffett kündigt nach fast 60 Jahren an der Spitze seinen Rückzug als CEO von Berkshire Hathaway an – der Generationenwechsel ist eingeleitet. (Foto: shutterstock)

Berkshire Hathaway meldet den größten Gewinnrückgang seit 2020. Warren Buffett kündigt seinen Rücktritt an. Trotz erster negativer Marktreaktionen bleibt die Aktie stark – dank Rekordliquidität und klarer Nachfolge.

Die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway am vergangenen Samstag brachte tiefgreifende Nachrichten. Zum einen musste das von Warren Buffett geführte Investmentkonglomerat einen operativen Gewinneinbruch um 14,1 Prozent auf 9,64 Milliarden US-Dollar verkünden – der stärkste Rückgang seit dem dritten Quartal 2020. Noch drastischer fiel der Nettoquartalsgewinn: Ein Rückgang um 63,8 Prozent auf 4,6 Milliarden US-Dollar.

Ein wesentlicher Teil dieses Rückgangs ist jedoch auf hohe Buchverluste aus dem umfangreichen Börsenportfolio des Unternehmens zurückzuführen. Hintergrund sind die US-GAAP-Bilanzierungsregeln, nach denen börsennotierte Aktienbestände zum Marktwert bewertet werden müssen. Das bedeutet: Auch nicht realisierte Kursverluste – also Wertverluste auf gehaltene Aktien, die nicht verkauft wurden – schlagen sich direkt in der Gewinn- und Verlustrechnung nieder. Diese buchhalterische Regelung kann zu erheblichen Schwankungen im ausgewiesenen Nettoergebnis führen, ohne dass sich der operative Zustand des Unternehmens tatsächlich verändert. Für langfristig orientierte Anleger sind diese Effekte daher weniger entscheidend als die Entwicklung der operativen Kennzahlen.

Zum anderen kündigte Warren Buffett – zugleich überraschend und erwartbar – an, zum Jahresende als CEO zurückzutreten. Die Märkte reagierten leicht negativ: Die Aktien gaben zu Wochenbeginn im vorbörslichen Handel etwas nach. Dennoch bleibt die Gesamtperformance beachtlich: Im bisherigen Jahresverlauf haben sich die Aktien von Berkshire Hathaway mit einem Plus von rund 19 Prozent deutlich besser entwickelt als der breite Markt. Am Freitag erreichten sowohl die A- als auch die B-Aktien neue Allzeithochs.

Rekordliquidität in bewegten Zeiten

Trotz der schwachen Quartalszahlen zeigt sich Berkshire Hathaway finanziell so stark wie selten zuvor. Der Kassenbestand des Unternehmens stieg zum 31. März 2025 auf ein Rekordniveau von 347,68 Milliarden US-Dollar – ein Plus von über 13 Milliarden gegenüber dem Jahresende 2024. Diese beispiellose Liquiditätsreserve reflektiert Buffetts vorsichtige Kapitalstrategie: In überbewerteten Märkten investiert Berkshire nur selektiv und hält große Cash-Positionen bereit, um im Abschwung gezielt und schnell handeln zu können.

Die hohe Liquidität verschafft dem Unternehmen enorme Flexibilität – sei es für Übernahmen, Beteiligungsausbau oder strategische Rückkäufe. Gleichzeitig stellt sie Investoren vor die Frage, wie dieses Kapital unter neuer Führung künftig eingesetzt wird.

Greg Abel übernimmt – Kontinuität mit Perspektive

Noch bedeutender als die Quartalsergebnisse war jedoch die personelle Weichenstellung: Der Verwaltungsrat ernannte Greg Abel, bisher Vizepräsident für das Nicht-Versicherungsgeschäft, zum neuen CEO ab dem 1. Januar 2026. Warren Buffett, der das Unternehmen seit 1965 lenkt und geprägt hat wie kein Zweiter, bleibt Verwaltungsratsvorsitzender. Der Wechsel markiert einen historischen Einschnitt – und vollzieht sich im Rahmen einer seit Jahren öffentlich vorbereiteten Nachfolgestrategie.

Greg Abel gilt als integerer, strategisch denkender Manager mit tiefem Verständnis für die dezentrale Struktur von Berkshire. Experten erwarten, dass er dem konservativen Investitionsansatz treu bleibt, gleichzeitig aber moderne Elemente wie Digitalisierung oder effizientere Kapitalallokation stärker in den Fokus rücken könnte.

Für Anleger bedeutet die bevorstehende Amtsübernahme eine Phase der Übergangsbeobachtung. Noch bleibt offen, wie Abel die enormen Finanzreserven künftig nutzen wird. Erste Anzeichen strategischer Akzentverschiebungen könnten sich bereits in den kommenden Quartalen zeigen – etwa durch veränderte Investitionsmuster oder eine neue Kommunikationskultur.

Chancen und Risiken im neuen Kapitel

Chancen:

  • Rekordliquidität von fast 348 Milliarden US-Dollar ermöglicht Großübernahmen bei Marktschwäche
  • Greg Abel könnte neue, zeitgemäße Impulse in Strategie und Management setzen
  • Die breite Aufstellung von Berkshire sorgt weiterhin für Krisenresistenz

Risiken:

  • Marktverunsicherung durch den bevorstehenden Führungswechsel
  • Unklare Auswirkungen globaler Handelspolitik auf einzelne Beteiligungen
  • Anhaltende Belastungen im Versicherungsgeschäft durch hohe Schadensfälle

Zwischen Tradition und Neuausrichtung

Der angekündigte Rückzug Warren Buffetts markiert mehr als nur einen symbolischen Generationswechsel – es ist ein strategischer Wendepunkt für eines der bedeutendsten Unternehmen der Investmentgeschichte. Über Jahrzehnte hinweg war Buffetts Name untrennbar mit der Philosophie von langfristigem Denken, diszipliniertem Investieren und antizyklischem Handeln verbunden.

Mit Greg Abel tritt ein Nachfolger an, der sowohl das Vertrauen Buffetts als auch das der Aktionäre genießt – und doch eigene Akzente setzen muss. Die Herausforderung wird darin bestehen, das Erfolgsmodell nicht nur zu bewahren, sondern behutsam weiterzuentwickeln.

Die rekordhohe Liquiditätsposition, gepaart mit einem diversifizierten Geschäftsmodell, verleiht Berkshire eine außergewöhnliche Ausgangslage – sowohl in konjunkturell unsicheren Phasen als auch für offensive Wachstumsstrategien. Ob und wie Abel diesen Spielraum nutzt, wird entscheidend dafür sein, ob Berkshire in der Post-Buffett-Ära weiterhin als "sicherer Hafen" für Anleger gilt – oder sich neu definieren muss.

Langfristig orientierte Investoren blicken daher auf eine Übergangsphase mit kalkulierbaren Risiken, aber auch erheblichen Chancen – im Wissen, dass der wahre Einfluss dieser Entscheidung erst in Jahren vollständig messbar sein wird.

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