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Bilfinger: Baustellen ohne Ende

Der Titel des Industriedienstleisters rauschte in diesem Jahr gnadenlos um 40 Prozent in die Tiefe. Sollte ein Ende der Krise in Sicht sein, könnte sich der Kauf der Aktie wieder lohnen. Mit Derivaten können Anleger aber auch auf seitwärts laufende und fallende Kurse setzen.

BÖRSE am Sonntag

Der Titel des Industriedienstleisters rauschte in diesem Jahr gnadenlos um 40 Prozent in die Tiefe. Sollte ein Ende der Krise in Sicht sein, könnte sich der Kauf der Aktie wieder lohnen. Mit Derivaten können Anleger aber auch auf seitwärts laufende und fallende Kurse setzen.

Noch zu Jahresbeginn stand die Aktie von Bilfinger bei 81 Euro. Ende November notiert das Papier bei 48 Euro. Somit hat der im MDAX notierte Bau- und Industriedienstleister 40 Prozent seines Börsenwerts verloren und steuert damit auf das schwärzeste Jahr seiner Unternehmensgeschichte zu. Der Vorstand nannte als Grund für die Misere die deutlich verschlechterte Nachfrage im Geschäft mit der Energiewirtschaft in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Von den insgesamt 50 Aktien des MDAX ist der Bilfinger-Titel das Papier mit der miesesten Performance in diesem Jahr. Zum Vergleich: Der Index selbst kommt im gleichen Zeitraum auf ein Plus von 2,5 Prozent.

Die Hoffnung auf Besserung wurde im Jahresverlauf für die Aktionäre spätestens mit der Bekanntgabe der Zahlen für das dritte Quartal zunichte gemacht. Der Einbruch des Kraftwerksgeschäfts und hohe Abschreibungen stürzten den Konzern tief in die Verlustzone. Von Juli bis September stand ein Nettoverlust von 180 Millionen Euro zu Buche – nach einem Gewinn von 48 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Katastrophale Quartalsergebnisse

Das bereinigte operative Ergebnis ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um die Hälfte auf 50 Millionen Euro zurück. Der Umsatz stieg leicht auf zwei Milliarden Euro. Bilfinger musste zum vierten Mal in diesem Jahr die Ergebnisprognose senken. Wegen Abschreibungen in der schwachen Energiesparte und auf eine Anlage zum Bau von Windparks in Höhe von 230 Millionen Euro wird auch im Gesamtjahr ein Verlust anfallen. Auch die Zielvorgabe für das bereinigte Ergebnis (Ebita) aus fortzuführenden Aktivitäten musste das Unternehmen auf mindestens 270 Millionen Euro heruntersetzen. Noch im August hatte die Prognose zwischen 340 bis 360 Millionen Euro gelegen.

Der Mannheimer Konzern steht nach dem Rücktritt des Vorstandschefs Roland Koch und des Aufsichtsratschefs Bernhard Walter vor einem personellen Neuanfang, der mit der Wahl des Ex-Metro-Chefs Eckhard Cordes zum Aufsichtsratsvorsitzenden eingeläutet wurde. Zu dem 1880 gegründeten Traditionskonzern gehören rund 74.000 Mitarbeiter, der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 8,5 Milliarden Euro. Der tiefe Fall des Unternehmens ging in diesem Jahr mit dem Rücktritt Kochs einher. Der frühere hessische Ministerpräsident schmiss nach nur drei Jahren das Handtuch. Koch hat damit als Konzernleiter wahrlich keine Erfolgsgeschichte geschrieben. Seit er 2011 das Kommando übernahm, ging des mit dem Aktienkurs rapide nach unten. Der ehemalige Politiker machte sich nichts vor: „Durch zwei kurz aufeinanderfolgende Gewinnwarnungen, für die ich als Vorstandsvorsitzender einstehe, ist dieses Vertrauen erschüttert“, sagte Koch nach seinem Abgang. Allerdings ist nicht nur Koch für die Misere verantwortlich zu machen. Eine wesentliche Mitschuld trug offenbar auch der Aufsichtsrat.

Energiewende zerstört Pläne

Koch hatte verstärkt auf die Sparte der Energiedienstleistungen gesetzt. Nicht ohne Grund. Denn lange galt dieser Bereich als lukratives Geschäftsfeld bei Bilfinger. Der Konzern erzielte mit rund neun Prozent die höchsten Margen. Doch die Energiewende machte dem Vorhaben einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Sämtliche Kraftwerksneubauten kamen zum Erliegen, weil sich die Energieversorger bei ihren Investitionen nun sichtbar zurückhielten. Bilfinger musste schließlich im Juni die erste Gewinnwarnung herausgeben. Zum Entsetzen der Märkte. Bis dahin hatten die meisten Anleger noch an Bilfinger geglaubt.

Analysten sehen Seitwärtstrend

Wie geht es nun an der Börse weiter für die Mannheimer? Die Schweizer Großbank UBS sieht das Kursziel bei 50 Euro und empfiehlt das Papier zu halten. Die herausfordernden Endmärkte belasteten den Ausblick des Baudienstleisters für 2015, so ein Analyst der Bank. Unter strukturellen Aspekten gebe es weiterhin Fragezeichen. Der Experte senkte seine Schätzungen für den Gewinn je Aktie für 2015 um acht Prozent und um sieben Prozent für 2016. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux stuft Bilfinger ebenfalls mit „Halten“ ein, das Kursziel wurde von 51 auf 47,50 Euro gesenkt. Er sei ein bisschen weniger vorsichtig, schrieb der Analyst. Die Sorgen seien weniger akut und bei der Aktie des Dienstleistungs- und Baukonzerns bahne sich eine Bodenbildung an. Die Berechenbarkeit allerdings sei weiterhin sehr gering. Auch die Deutsche Bank stuft Bilfinger mit „Halten“ ein, das Kursziel sieht die Bank bei 50 Euro. Nach dem vorläufigen Quartalsbericht des Bau- und Dienstleistungskonzerns hätten die finalen Zahlen kaum mehr überrascht. Trotz eines erwarteten Nettoverlusts im laufenden Jahr seien die Aussagen von Interimschef Herbert Bodner zur Dividende recht positiv gewesen.

Für Anleger, die noch nicht die Lust an Bilfinger verloren haben oder noch nicht eingestiegen sind, könnte das Papier nach dem jähen Sturz durchaus interessant sein. Falls die Mannheimer ihr Geschäft wieder in den Griff kriegen und die Aussichten für das kommende Jahr wieder besser werden sollten, besteht nach oben noch viel Luft.

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Bonus-Zertifikat für Seitwärtstrend

Für optimistische Anleger könnte die Bilfinger-Aktie durchaus eine Wette wert sein. Das Motto: Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Geht man hingegen mit der Meinung der Analysten konform, dass sich die Aktie auf Seitwärtskurs begibt, nützt der Aktienkauf nicht viel. Besser könnten sich da schon Zertifikate eignen, mit denen Anleger von seitwärts laufenden Kursen profitieren können. Ein Beispiel ist das Bonuspapier der BNP Paribas (WKN: PA7PKW). Das Zertifikat läuft bis zum 19. Juni 2015 und hat eine Barriere von 38 Euro. Sollte die Bilfinger-Aktie die Barriere bis zum Laufzeitende nicht berühren, erhalten Anleger pro Zertifikat 60 Euro ausgezahlt. Bei einem Kaufkurs von rund 54 Euro wäre das ein Bonusertrag von elf Prozent, was einer jährlichen Rendite von knapp 20 Prozent entspricht.

Die Barriere liegt derzeit rund 20 Prozent unter dem aktuellen Kurs der Bilfinger-Aktie. Dies entspricht dem Sicherheitspuffer des Bonuszertifikats. Sollte jedoch die unterlegte Aktie die Kursmarke von 38 Euro verletzen, orientiert sich die Rückzahlung des Papiers an der Entwicklung der Bilfinger-Aktie. Reißt etwa die Barriere und die Aktie notiert am 19. Juni 2015 bei 40 Euro, erhalten Anleger eben 40 Euro ausgezahlt. In dem Fall würde ein Verlust von 14 Euro oder rund 26 Prozent des Kapitaleinsatzes entstehen. Sollte die Bilfinger-Aktie zum Laufzeitende über dem Bonusbetrag von 60 Euro liegen, nehmen Anleger vollständig daran teil.

Put-Optionsschein für Abwärtstrend

Anleger, die hingegen davon ausgehen, dass sich die Bilfinger-Aktie weiterhin südwärts bewegen wird, können auf Derivate zurückgreifen, die von fallenden Kursen eines Basiswerts profitieren. Dies sind zum Beispiel Put-Optionsscheine. Mit diesen spekulativen Hebelpapieren nehmen Anleger überproportional an den Kursbewegungen teil. Erfüllt sich die Markterwartung, winken hohe Gewinne. Der Hebel wirkt aber auch in die andere Richtung. Bewegt sich die unterlegte Aktie in die „falsche“ Richtung, kommt es zu Verlusten und im schlechtesten Fall zum Totalverlust.

Ein Beispiel ist der Put-Optionsschein der Deutschen Bank (WKN: DT7N29). Das Papier kostet aktuell 13 Cent, hat einen Basispreis bei 42 Euro und läuft bis zum 18. März 2015. Das Bezugsverhältnis lautet 1:10. Das heißt: zehn Scheine berechtigen zum Verkauf einer Bilfinger-Aktie. Das Prinzip: Der Basispreis ist der Kurs, zu dem Anleger die Aktie am Laufzeitende (theoretisch) verkaufen können. Je weiter der Kurs fällt, desto besser für den Anleger. Der innere Wert des Optionsscheins errechnet sich am Laufzeitende, indem man den Kurs der Aktie vom Basispreis abzieht und das Ergebnis mit dem Bezugsverhältnis multipliziert. Auf das Beispiel bezogen heißt das: Angenommen die Bilfinger-Aktie notiert bei 40 Euro, so beträgt der innere Wert: (42-40) Euro x 0,1 = 20 Cent. Unter Berücksichtung des Kaufpreises von 13 Cent ergibt sich daraus ein Gewinn von sieben Cent, was einer Rendite von rund 54 Prozent des investierten Kapitals entspricht.

Sollte sich die Bilfinger-Aktie jedoch nicht entsprechend nach unten bewegen, entstehen hohe Verluste. Liegt etwa der Titel am Laufzeitende auf oder über dem Basispreis, kommt es zum Totalverlust.