Carl Zeiss Meditec: Im Auge behalten!
Am Freitag der Vorwoche hatte der Medizintechnikkonzern über einen erfolgreichen Start in das neue Geschäftsjahr 2010/11 (bis Ende September) berichtet. Die Aktie von Carl Zeiss Meditec machte daraufhin einen kräftigen Satz nach oben. Jüngst folgten zunächst Anschlusskäufe, was für anhaltendes Interesse sprach. Die Gewinne konnten aber nicht gehalten werden. Dennoch sieht es charttechnisch interessant aus.
Carl Zeiss Meditec zeigt seit dem Mehrjahrestief im Dezember 2008 einen übergeordneten Aufwärtstrendkanal. Im Rahmen dieser Bewegung gibt es seit September 2010 einen steileren Anstieg, der Anfang 2011 im Mehrjahreshoch von 14,53 Euro mündete. Es folgte eine Konsolidierung. Durch den kräftigen Aufwärtsimpuls in der Vorwoche und den Sprung über 14,53 Euro wurde sie trendkonform nach oben aufgelöst, ist damit bullish zu bewerten. Der jüngste Anstieg bestätigte zunächst das positive Bild. Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch, dass der Kurs nun die obere Begrenzung des langfristigen Aufwärtstrendkanals erreicht hat, an der sich in etwa auch die mittelfristige obere Aufwärtstrendlinie befindet. Dieser Kreuzwiderstand könnte sich als hartnäckiges Hindernis erweisen und für eine Korrektur sorgen. Sollte die Hürde jedoch übersprungen werden, ist eine Beschleunigung der Aufwärtsbewegung möglich. Daher könnten dann aus charttechnischer Sicht Long-Positionen erwägenswert sein. Solche sind jedoch spekulativer Natur, was sich in einer geeigneten Positionsgröße und einer restriktiven Absicherung niederschlagen sollte. Als erstes Kursziel könnte dabei das Zwischenhoch von Oktober 2007 bei 16,16 Euro herhalten. Die Auflösung der Konsolidierung könnte zudem Spielraum für einen Anstieg bis in den Bereich von etwa 17,50 Euro eröffnen.
Glänzender Start
Der Medizintechnikkonzern ist aber nicht nur aus charttechnischer Sicht einen Blick wert. Auch die fundamentalen Fakten könnten Anreize für Käufe liefern. Carl Zeiss Meditec ist glänzend in das Geschäftsjahr 2010/11 (bis Ende September) gestartet. Im ersten Quartal verbuchte die Gesellschaft ein Umsatzplus von 18,6% auf 185,2 Mio. Euro. Besonders erfreulich entwickelten sich die Geschäfte in der Region Asien/Pazifik. Hier kletterten die Einnahmen um 31,9% auf 53,3 Mio. Euro. Ein kräftiges Plus gab es ferner in der größten Absatzregion des Konzerns, Americas, mit 19,3% auf 68,5 Mio. Euro. In dem Gebiet Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) legten die Erlöse um 8,6% auf 63,5 Mio. Euro zu. Zu den kräftigen Steigerungen in Asien/Pazifik und Americas trugen positive Wechselkurseffekte bei. Aber selbst um diese bereinigt waren die Zuwächse mit 19,3% und 10,8% stark. Die insgesamt positive Umsatzentwicklung schlägt sich auch in den Erträgen nieder. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich um 28,5 auf 24 Mio. Euro. Die EBIT-Marge nahm von 12% auf 13% zu. Der Nachsteuergewinn kletterte um 16,1% auf 14,6 Mio. Euro.
Optimistischer Ausblick
Angesichts dieser Zahlen verwundert es nicht, dass der Vorstand von einem gelungenen Start in das Geschäftsjahr sprach. Außerdem ließen ihn die Ergebnisse optimistisch nach vorne blicken. Firmenchef Ludwin Monz erläuterte, dass der Konzern nach derzeitigem Kenntnisstand im Gesamtjahr mit Umsätzen von 720 bis 750 Mio. Euro rechnet. Im Vergleich zum Vorjahreswert von 677 Mio. Euro, was ein neuer Firmenrekord war, entspräche dies einem Plus von 6,4% bis 10,8%. Beim Gewinn wollte sich der Vorstand indes noch nicht auf eine Prognose einlassen. Dafür ist es seinen Worten zufolge noch zu früh. Im Vorjahr hatte Carl Zeiss Meditec mit einem EBIT von 86,7 Mio. Euro und einem Nachsteuerprofit von 59,6 Mio. Euro ebenfalls Spitzenwerte erzielt. Das Unternehmen bekräftigte jüngst jedoch das Ziel, bis 2015 eine EBIT-Marge von 15% erzielen zu wollen. Der Umsatz könnte bis 2015 eventuell die Marke von 1 Mrd. Euro erreichen, hieß es weiter.
Augenheilkunde
Aber nicht nur mittelfristig, sondern auch darüber hinaus schaut das Management positiv in die Zukunft. Basis dafür sind die demografischen Trends wie das weitere Wachstum der Weltbevölkerung mit der zunehmenden Alterung sowie der wachsende Wohlstand in den aufstrebenden Schwellenländern. Mit seinem Geschäftsmodell sollte der Konzern von diesen Entwicklungen profitieren. Tätig ist das Unternehmen in zwei Hauptbereichen. Traditionelles Arbeitsgebiet ist die Augenheilkunde mit den beiden strategischen Geschäftsfeldern ophthalmologische Systeme (Laser- und Diagnosesysteme) und chirurgische Ophthalmologie (Implantate und Verbrauchsmaterialien). Hier bietet Carl Zeiss Meditec Komplettlösungen für Diagnose, Behandlung und Nachsorge der vier Hauptkrankheitsbilder am Auge: Fehlsichtigkeit, grauer Star, grüner Star und Netzhauterkrankungen. Zum Portfolio gehören Laser, Mikroskope, Spaltlampen, Funduskameras, Kohärenztomografen und sogenannte Humphrey Field Analyzer, die weltweit Standard für die Glaukomerkennung und -behandlung sind.
Mikrochirurgie
Die Augenheilkunde ist aber nicht alleiniges Tätigkeitsfeld. Durch den Kauf von Carl Zeiss Surgical 2006 hat der Konzern seine führende Marktstellung bei Geräten und Systemen für die Augenchirurgie ausgebaut, vor allem aber das Segment Neuro-/Heiz-, Nasen- und Ohrenchirurgie verstärkt. Hier bietet Carl Zeiss Meditec Operationsmikroskope und mikrochirurgische Visualisierungslösungen, die hauptsächlich zur Unterstützung bei der Entfernung von Tumoren, der Behandlung von Gefäßerkrankungen sowie der Therapie funktioneller Krankheiten eingesetzt werden. Weitere Einsatzgebiete sind die klinische Unfallbehandlung, die Nervenrekonstruktion und die Kinderneurochirurgie. Abgerundet wird das Konzernportfolio durch innovative Zukunftstechnologien wie der intraoperativen Strahlentherapie, mit der beispielsweise Brust- und Hirnkrebserkrankungen bereits während der Operation gezielt behandelt werden können.
Fazit
Carl Zeiss Meditec ist mit seinem Geschäftsmodell für die künftigen Entwicklungen im Gesundheitssektor bestens positioniert. Mit seinen Produkten setzt er auf Bereiche, die angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung künftig zunehmend gefragt sein dürften. Entsprechend stehen die Chancen bestens, dass der Konzern seinen profitablen Wachstumskurs der vergangenen Jahre fortsetzt. Im laufenden Geschäftsjahr 2010/11 dürfen dabei erneut neue Umsatzrekorde erwartet werden. Dies sollte sich auch in den Gewinnen niederschlagen, wenngleich das Unternehmen hier noch keine Prognosen nannte. Vielleicht auch, weil eine lange geplante Akquisition in den nächsten Monaten Realität werden könnte. Finanzvorstand Christian Müller hatte zuletzt in einem Interview betont, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Zukauf im laufenden Geschäftsjahr hoch ist.