C.A.T. oil: Eine Spekulation wert
Der SDAX schneidet innerhalb der deutschen Leitindizes im bisherigen Jahresverlauf 2010 am stärksten ab. Zu den schwächsten Werten des Kursbarometers gehört die Aktie von C.A.T. oil, die sich in den vergangenen Monaten kaum von der Stelle bewegte. Vielleicht können die jüngst vorgelegten 9-Monats-Zahlen daran etwas andern.
Der SDAX schneidet innerhalb der deutschen Leitindizes im bisherigen Jahresverlauf 2010 am stärksten ab. Zu den schwächsten Werten des Kursbarometers gehört die Aktie von C.A.T. oil, die sich in den vergangenen Monaten kaum von der Stelle bewegte. Vielleicht können die jüngst vorgelegten 9-Monats-Zahlen daran etwas andern.
Der in Wien ansässige Anbieter von Öl- und Gasfelddienstleistungen, der in Russland und Kasachstan aktiv ist, legte durchaus ansprechende Ergebnisse vor. Eigenen Angaben zufolge profitierte C.A.T. oil weiter von den verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der steigenden Ölnachfrage. Deutlich wird dies unter anderem bei der Kapazitätsauslastung. Sie lag im dritten Quartal auf einem hohen Niveau und erreichte mit 846 ausgeführten Jobs (Vorjahr: 827 Jobs) einen neuen Spitzenwert im dritten Quartal. Dies wirkte sich auch auf die Umsätze aus. Im Zeitraum Juli bis September erhöhten sie sich um 10,2% auf 65,4 Mio. Euro. Abgesehen von dem zuträglichen konjunkturellen Umfeld und der hohen Auslastung wirkte die Aufwertung des Rubels zum Euro positiv. Das Plus im dritten Quartal reichte jedoch nicht aus, um die negativen Effekte aus dem ersten Halbjahr, wie beispielsweise die ungewöhnlich hohen wetterbedingten Arbeitsausfälle im ersten Quartal, vollständig auszugleichen. Daher lagen die Einnahmen in der 9-Monats-Betrachtung leicht unter dem Vorjahresniveau, verringerten sich um 1,7% auf 173,8 Mio. Euro.
Steigende Profitabilität
Dieser kleine Rückgang tritt jedoch schnell in den Hintergrund, angesichts der auf 9-Monats-Sicht gestiegenen Ertragskennziffern. C.A.T. oil verbesserte durch die fortlaufenden Maßnahmen zur Prozessoptimierung, durch Kostenmanagement sowie rückläufige Materialkosten seine Gewinne. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte um 6,4% auf 21,6 Mio. Euro zu. Die EBIT-Marge stieg von 11,5% auf 12,5%. Unter dem Strich verdiente der Konzern 16,2 Mio. Euro, was einem Plus von 36,2% entspricht. Ein kleiner Wermutstropfen sind allerdings die rückläufigen Gewinne im dritten Quartal. Das EBIT verringerte sich hier um 19% auf 9,3 Mio. Euro, was zu einem Rückgang der EBIT-Marge von 19,3 auf 14,2% führte. Unter dem Strich sank der Nachsteuergewinn von 9,2 auf 7,7 Mio. Euro. Maßgebliche Gründe für die Schmälerungen sind die um 21,2% auf 51,5 Mio. Euro gestiegenen Umsatzkosten wegen höherer Abschreibungen, negativer Wechselkurseffekte infolge der Rubelaufwertung sowie höherer Zulieferkosten für Serviceaufträge in entlegenen Gebieten. Darüber hinaus machte die Gesellschaft die Reklassifizierung von Verlusten aus den Seismik-Aktivitäten von 6,8 Mio. Euro auf die direkten Kosten, die im dritten Quartal 2009 vorgenommen wurde, rückgängig. Um diesen Effekt bereinigt erhöhten sich die Umsatzkosten lediglich um 4,4% auf 49,3 Mio. Euro. Der Rückgang bei den Gewinnen im dritten Quartal ist somit vor allem einem nicht operativen Faktor geschuldet, was die Einbußen entsprechend etwas relativiert.
Gute Zahlen
Insgesamt betrachtet kann somit von guten 9-Monats-Zahlen gesprochen werden. Außerdem bestätigte die Gesellschaft ihre Prognosen für das Gesamtjahr. C.A.T. oil erwartet weiterhin einen Umsatz zwischen 215 und 225 Mio. Euro. Infolge der Abwertung des Rubels zum Euro im vierten Quartal wurde die Berechnungsgrundlage des Umsatzziels jedoch angepasst, sodass der Vorstand von Erlösen am unteren Ende der anvisierten Spanne ausgeht. Darüber hinaus bekräftigte der Konzern sein Ziel, Erträge über dem Niveau von 2009 zu realisieren und die Margen auf einem hohen Niveau zu halten. Im Geschäftsjahr 2009 hatte er 228 Mio. Euro umgesetzt und dabei ein EBIT von 18,3 Mio. Euro erzielt. Die EBIT-Marge lag bei 8%. Unter dem Strich verdiente C.A.T. oil 8,4 Mio. Euro.
Gute Kontakte
Das Unternehmen dürfte somit 2010 gemessen am Umsatz zwar nicht zulegen, sollte künftig aber weiter profitabel wachsen. Basis dafür ist ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell. C.A.T. oil bietet Dienstleistungen, mit denen die Lebensdauer von Öl- und Gasquellen verlängert oder unerschlossene Öl- und Gasquellen zugänglich gemacht werden können. Kernmärkte sind Russland und Kasachstan. Dort fasste die 1991 gegründete Gesellschaft Anfang der 1990er-Jahre als eine der ersten westlichen Firmen Fuß, die die Öl und Gas fördernde Industrie Russlands und der GUS-Staaten nach dem Ende der Sowjetunion mit spezialisierten Dienstleistungen unterstützten. Daraus entstanden langjährige Beziehungen zu bedeutenden Produzenten in der Region, die laut C.A.T. oil einen wichtigen Wettbewerbsvorteil darstellen. Wachstumspotenziale für den Konzern ergeben sich aus den endlichen und schrumpfenden Öl- und Gasressourcen. Bereits erschlossene Ölfelder müssen daher bestmöglich stimuliert werden, um die Fördermengen zu optimieren. Gleichzeitig werden stillgelegte Vorkommen reaktiviert oder durch neue Methoden anderweitig zugänglich gemacht, um auch diese maximal auszuschöpfen.
Neues Geschäftsfeld
Künftig will die Gesellschaft zudem Conventional-Drilling-Verfahren anbieten, um das eigene Angebot weiter zu diversifizieren. Hier sollen dann völlig unerschlossene Öl- und Gasvorkommen aktiviert werden. Laut Unternehmen bietet der russische Conventional-Drilling-Markt mit einer jährlichen Wachstumsrate von etwa 10% attraktive Möglichkeiten. Hier winken zudem besonders hohe Margen. Zum Aufbau dieser dritten Säule sollen 2011 und 2012 insgesamt 150 Mio. Euro investiert werden. C.A.T. oil hat bereits neun hochmoderne Drilling Rigs (Bohranlagen) aus Nordamerika bestellt. Sie werden ab dem zweiten Halbjahr 2011 angeliefert und zu Beginn des Geschäftsjahres 2012 sukzessive in Betrieb genommen. Finanziert werden soll das Investitionsprogramm größtenteils durch den operativen Cashflow und zu einem kleineren Teil durch langfristiges Fremdkapital. Nach der Instandsetzungsphase und damit verbundenen Anlaufkosten sollen die Investitionen ab 2012 einen wesentlichen Beitrag zur Ertragsentwicklung leisten.
Fazit
Mit der geplanten Expansion erweitert C.A.T. oil das bestehende Dienstleistungsportfolio um Services zur Erschließung unberührter Ölquellen. Ein plausibel klingender Schritt, bei dem der Konzern seine umfassende Erfahrung und auch seine starke Marktposition nutzen kann. Abzuwarten bleibt allerdings, inwieweit die Kosten für das neue Geschäftsfeld die Erträge in den nächsten beiden Jahren belasten. Größere Einschnitte könnten den Aktienkurs durchaus belasten. Die Strategie der Diversifizierung ist jedoch einleuchtend und sollte künftig für zusätzliches Wachstum sorgen, was eventuell eine treibende Kraft ist. Zudem kann das Unternehmen durch seine fundamentalen Kennziffern überzeugen. Die 9-Monats-Zahlen waren solide. Daneben ist der Konzern finanziell gesund: C.A.T. oil hat eine Eigenkapitalquote von 81,7% und ist netto praktisch schuldenfrei. Ferner ist der operative Cashflow sehr ordentlich. Alles in allem scheint die Aktie daher langfristig aussichtsreich und eine Spekulation wert. Ein Manko ist jedoch der enttäuschende Kursverlauf in den vergangenen Monaten. Immerhin zeigt sich seit dem Zwischentief von Anfang November 2010 ein kleiner Aufwärtstrend. Dieser könnte zunächst bis zu der seit Ende Oktober 2009 gebildeten Abwärtstrendlinie reichen. Sollte sie überwunden werden, wäre damit die Konsolidierung aufgelöst, was zunächst Kursspielraum bis zur Hürde von 9,19 Euro eröffnet. Sollte auch diese geknackt werden, könnte dann der Bereich von 13,60 Euro in den Fokus rücken.