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CompuGroup Medical: Relativ konjunkturunabhängig

Niemand weiß, wie sich die Konjunktur in den nächsten Jahren entwickeln wird. Eines scheint jedoch sicher: Es gibt einige Stolpersteine. Dazu gehören die nach wie vor ungelöste Euro-Krise und deren negative Folgen für die Wirtschaft in Europa sowie die prekäre Haushaltslage in den USA, die dort die konjunkturelle Erholung beeinträchtigen könnte. Firmen, die selbst in so schwierigen Zeiten profitabel wachsen dürften, sind daher interessant. Dazu gehört der auf das Gesundheitswesen spezialisierte Software-Hersteller CompuGroup Medical.

BÖRSE am Sonntag

 

Tätig ist der deutsche Mittelständler im Zukunftsmarkt medizinische Informationstechnologien (MIT). Der Bereich gewinnt zunehmend an Stellenwert angesichts der weltweit ständig wachsenden Anforderungen an das Gesundheitswesen. So tragen die immer älter werdende Bevölkerung, aber auch neue, moderne Behandlungsmethoden zu steigenden Kosten in den jeweiligen Gesundheitssystemen bei. Sie zu finanzieren wird daher immer schwieriger. Damit der vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Kassen vorhandene Spardruck nicht zulasten der Qualität geht, sind Lösungen gefragt, die die Kosten medizinischer Prozesse verringern. Die Firma CompuGroup Medical trägt dazu mit ihrer Software bei, unterstützt sie doch alle ärztlichen und organisatorischen Tätigkeiten. Mit den Lösungen lassen sich zum Beispiel strukturierte medizinische Daten und individuell aufbereitetes Wissen bereitstellen und Arbeitsabläufe effizienter organisieren. Das gilt nicht nur innerhalb einer einzelnen Einrichtung wie einer Arztpraxis. Mit den Systemen des Unternehmens lassen sich alle Akteure des Gesundheitswesens vernetzen, sodass die Prozesse zwischen Praxen, Apotheken, Laboren, Krankenhäusern, Kassen und Patienten optimiert werden. Darüber hinaus werden Mediziner über Assistenzsysteme (Software Assisted Medicine, kurz SAM) bei der Behandlung unterstützt. Letztlich geht es somit immer darum, dass sämtliche relevante Daten zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung gestellt werden.

Führende Position

Die 1987 gegründete Firma ist Pionier auf diesem Gebiet und hat sich hier eine einzigartige Stellung erarbeitet. Eigenen Angaben zufolge ist sie Marktführer bei den medizinischen Informationstechnologien mit Marktanteilen von bis zu 70%. Vertreten in 34 Ländern bedient sie dort etwa 385.000 Kunden. Dazu gehören niedergelassene Ärzte und Zahnärzte, Apotheken, Krankenhäuser, Reha- und Sozialeinrichtungen, Labors, Krankenversicherungen sowie die pharmazeutische Industrie. Diese große Reichweite ist einzigartig und zusammen mit der großen Kundenbindung ein wichtiger Erfolgsfaktor. Entwickelt werden die zielgruppengerechten Lösungen in drei Segmenten. Mit einem Umsatzanteil von rund 68% stellen Informationssysteme im ambulanten Bereich (Health Provider Services I), also Praxissoftware für Ärzte und Apotheker, die größte Einnahmequelle dar. Lösungen für den stationären Bereich (Kliniksoftware) wie Krankenhaus-, Labor- und Pflege-Informationssysteme werden im Segment Health Provider Services II zusammengefasst. Dessen Umsatzanteil liegt bei etwa 18%. Die Systeme zur Vernetzung der Sektoren im Gesundheitswesen sowie zur Bereitstellung und zum sicheren Austausch von medizinischem Wissen bilden schließlich die dritte Sparte Health Connectivity Services (Anteil: 14%).

Profitables Wachstum

Mit dem Geschäftsmodell lässt es sich profitabel wachsen, wie die Rekordergebnisse 2012 verdeutlichen. Der Umsatz nahm um 13,4% auf 450,6 Mio. Euro zu. Damit verzeichnete die Gesellschaft nun bereits das zehnte Jahr hintereinander eine Steigerung. Im vergangenen Jahr sind zudem die Erträge noch kräftiger als die Einnahmen gewachsen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um 41,2% auf 105 Mio. Euro zu. Gleichzeitig erhöhte sich die EBITDA-Marge von 18,7% auf 23,3%, was der höchste Wert der vergangenen fünf Jahre war. Die deutlich verbesserte Profitabilität zeigt sich auch beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT), das von 37,9 auf 64,2 Mio. Euro kletterte. Dies führte schließlich zu einer von 9,5% auf 14,2% verbesserten EBIT-Marge. Zudem schnellte der Überschuss von 9,8 auf 30,4 Mio. Euro in die Höhe. Die Aktionäre will man nun mit einer von 0,25 auf 0,35 Euro angehobenen Dividende am Erfolg beteiligen.

Glänzende Perspektiven

Firmenlenker Frank Gotthardt freute sich angesichts dieser Ergebnisse zu Recht über die Geschäftsentwicklung. Außerdem betonte er die 2012 geleistete enorme systematische Vorarbeit für die Zukunft und hob dabei das starke Produktportfolio hervor. Er zeigte sich daher zuversichtlich für die weitere Entwicklung. Bereits 2013 soll es weitere Zuwächse geben. Der Vorstand rechnet mit einem organischen Wachstum des Konzernumsatzes von 4% bis 8% auf 470 bis 490 Mio. Euro. Gleichzeitig soll das EBITDA auf 115 bis 125 Mio. Euro zulegen. Die entsprechende EBITDA-Marge wird sich daher weiter auf 24% bis 25% verbessern. Beim EBIT peilt das Unternehmen einen Wert zwischen 75 und 85 Mio. Euro an. Die Ziele scheinen erreichbar und keinesfalls überzogen. Schließlich kann CompuGroup Medical Umsatz- und Gewinnentwicklung sehr gut planen, weil jährlich immer wiederkehrende Einnahmen aus Software-Pflegeverträgen und sonstige wiederkehrende Erlöse mit Bestandskunden die Haupteinnahmequelle sind. Anfang 2013 lag dieser Posten bei etwa 308 Mio. Euro. Dies waren 6% mehr als im Vorjahr. Auch über das laufende Geschäftsjahr hinaus will der Konzern weiter bei den Ergebnissen zulegen. Als Marktführer in Europa und mit einem bedeutenden Geschäft in den USA sieht er sich dabei optimal aufgestellt, um von den weltweiten Veränderungen im Gesundheitswesen zu profitieren. Insbesondere weil die Nachfrage nach Software und IT-Dienstleistungen von konjunkturellen Schwankungen kaum beeinflusst wird. Die Gesellschaft geht daher von keiner dauerhaften oder langfristigen Verschlechterung der Marktbedingungen aus. Konkret strebt sie 2014 ein erneutes organisches Umsatzwachstum bei steigenden Margen an. EBITDA und Überschuss sollen dabei überproportional zu den Erlösen wachsen.

Fazit

Das Geschäftsmodell von CompuGroup Medical ist sehr solide und relativ unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung. Es zeichnet sich ferner durch hohe Margen und einen hohen Anteil an regelmäßig wiederkehrenden Umsätzen durch Software-Wartungsverträge und software-bezogene Dienstleistungen aus. Dadurch sind die Ergebnisse relativ gut planbar. Weil ein Anbieterwechsel mit großen Kosten und Aufwand verbunden ist, ist zudem die Kundenbindung sehr stark. Vor dem Hintergrund des in den vergangenen Jahren erarbeiteten sehr großen Kundenstammes ist dies eine sehr gute Basis für künftig weiterhin gute Geschäfte. Hinzu kommt, dass die Gesellschaft in einem aussichtsreichen Zukunftsmarkt tätig ist und dabei eine marktführende Stellung einnimmt. Das in den vergangenen Jahren erarbeitete Know-how lässt sich nicht so einfach nachbilden, weshalb die technologischen Barrieren für neue Wettbewerber hoch sind. Ohnehin entwickelt CompuGroup Medical das eigene Portfolio an Produkten und Dienstleistungen stetig weiter, um den sich ständig ändernden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden und die eigene Position zu festigen. Insgesamt betrachtet ist die Aktie daher für langfristige Investoren interessant, weshalb Kurskorrekturen Einstiegsgelegenheiten bieten könnten.