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Daimler greift wieder nach den Sternen

Nach Veröffentlichung der jüngsten Zahlen fürs dritte Quartal 2013 kletterte die Aktie des Automobilherstellers Daimler auf über 60 Euro, und damit auf den höchsten Stand seit fast sechs Jahren. Die Modelloffensive scheint endlich zu greifen. Findet der Stuttgarter Premiumhersteller endgültig wieder den Weg auf die Überholspur?

BÖRSE am Sonntag

 

2,2 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern und Zinsen aus dem laufenden Geschäft und ein Plus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr- diese Quartalszahlen haben selbst die Prognosen zahlreicher fachkundiger Analysten übertroffen. Allen voran durch die gute Absatzentwicklung der automobilen Geschäftsfelder und die zunehmende Wirkung der Effizienz­-Programme ist Daimler wieder voll in der Spur. Dank der großen Nachfrage in den USA, China und Westeuropa feiert das Stuttgarter Traditionsunternehmen einen Rekordabsatz, der Konzernumsatz stieg um fünf Prozent auf 30,1 Milliarden Euro. Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars, sieht sich auf seinem Kus bestätigt: „Unser Ergebnis hat sich im dritten Quartal gegenüber dem bisherigen Jahresverlauf und dem Vorjahr weiter verbessert. Das zeigt, dass die hohen Investitionen in der Vergangenheit richtig waren. Wir werden weiter in Produkte und Standorte investieren, um den mittel- und langfristigen Erfolg des Unternehmens nachhaltig zu sichern.“

Trotz der Erfolge im dritten Quartal und den optimistischen Prognosen für das vierte Quartal, in dem erneut das Vorjahresergebnis getoppt werden soll, wird es Daimler jedoch nach eigener Aussage nicht gelingen, die deutlichen Marktverluste des ersten Halbjahres bezüglich der weltweiten PKW-Nachfrage auszugleichen. Aufgrund des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes wird ungeachtet eines stärkeren zweiten Halbjahres mit einem Rückgang gerechnet. Bei der Nachfrage nach mittelschweren und schweren LKW ist nach derzeitigem Stand allenfalls mit dem Erreichen des Vorjahresniveaus zu rechnen.

Dennoch dürften die Ergebnisse des dritten Quartals, in dem der Weltkonzern erstmals seit gut einem Jahr wieder gewachsen ist, eine Wende zum Guten einläuten. Finanzvorstand Bodo Uebber blickt daher optimistisch in die Zukunft: „Wir haben diesen Sprung geschafft, und wir haben damit die Grundlage gelegt für das Jahr 2014". Der Gewinnanstieg werde sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen, versprach er.

Seine Zuversicht ist durchaus begründet, wenn man auf die Modelle von Mercedes blickt. Die stark überarbeitete E-Klasse kommt bei den Kunden immer besser an, die margenträchtige, neue S-Klasse schlägt sich hervorragend, und im kommenden Jahr bringt Daimler mit dem neuen Mini-Geländewagen GLA einen weiteren potentiellen Verkaufsschlager auf den Markt. Außerdem kommt der Absatz der A- und B-Klasse zunehmend in Fahrt. Daimler hat es sich daher zum Ziel gesetzt, bis 2020 den Erzrivalen BWM als Nummer Eins der Luxuswagen-Hersteller abzulösen.

Noch sind nicht alle Analysten überzeugt

Allerdings gibt es durchaus auch Grund zum Zweifeln an diesem vollmündigen Versprechen der Stuttgarter. Michael Punzet von der DZ-Bank ist vom dauerhaften Erfolg der Marke mit dem Stern auf der Motorhaube nicht gänzlich überzeugt: „Das Problem ist, in der Vergangenheit haben wir das auch öfter gesehen, und sobald sich irgendwo etwas außerplanmäßig entwickelt hat, hat es nicht mehr funktioniert.“ Er favorisiert daher weiterhin das Papier von BMW und belässt die Einstufung für Daimler mit einem fairen Wert von 50 Euro bei „verkaufen“. Auch  Frank Schwope von der NordLB ist eher skeptisch, ob es Daimler mittelfristig gelingt, die Lücke zu BMW zu verkleinern: „Die haben in den letzten Jahren auch immer wieder enttäuscht.“

Unabhängig von den Zukunftsvisionen und dem Dreikampf mit BMW und Audi um die Vormachtstellung in der Premiumsparte der Automobilbranche lobt Analyst Daniel Schwarz von der Commerzbank den in seinen Augen besonders starken Free-Cashflow der Stuttgarter. Dieser spreche für eine hohe Qualität der Gewinne. Bei einem Kursziel von 66 Euro stuft er die Titel mit „Buy“ ein. Auch Investmentanalyst Frank Biller von der Landesbank Baden-Württemberg rät zum Kauf der Papiere, und setzt das Kursziel sogar auf 67 Euro. Zafer Rüzgar vom Analysehaus Independent Research hat nach dem durch den Autokonzern präzisierten Ausblick sowie mit Blick auf die überzeugende Geschäftsentwicklung im dritten Quartal seine EPS-Prognose für 2013 und 2014 angehoben. Die Q3-Zahlen hätten auf der Ergebnisseite seine Erwartungen klar übertroffen, so der Analyst. Seiner Meinung nach sollte sich die Aufwärtsbewegung der Daimler-Aktie dank neuer Modelle und besseren Ergebnissen sowie angesichts des nach wie vor positiven Börsenumfelds etwas abgeschwächt fortsetzen. Rüzgar stufte in einer heute veröffentlichten Studie die Daimler-Aktie von verkaufen auf halten hoch und erhöhte deutlich das Kursziel von 47 auf nun 65 Euro.

Fakt: Die Wende ist eingeleitet, der Stern von Mercedes leuchtet endlich wieder hell am Automobil-Himmel. Und doch ist es noch ein weiter Weg, bis Daimler wieder größer strahlt als alle Konkurrenten. WIM