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Daldrup & Söhne: Auf dem Weg zum Energieversorger

Notierte die Aktie des Bohrspezialisten bereits in der Vorwoche fest, legte sie auch an den vergangenen Handelstagen zu. Neue Nachrichten aus dem Unternehmen gab es allerdings nicht. Möglicherweise sorgte die Firmenpräsentation vor Investoren am 1. Februar für gesteigertes Interesse, was jüngst nachwirkte. Abwegig ist diese Annahme nicht, punktet Daldrup & Söhne doch mit einem aussichtsreich erscheinenden Geschäftsmodell.

BÖRSE am Sonntag

Das 1946 gegründete Familienunternehmen setzt auf ein zentrales Zukunftsthema: die Versorgung mit günstiger und sauberer Energie. Dabei geht es nicht um die in diesem Zusammenhang alternativen Energiequellen wie Sonne oder Wind, die hierzulande bislang vor allem im Fokus stehen, um den Energiemix umweltfreundlicher zu machen. Daldrup & Söhne ist spezialisiert auf die Geothermie, also die Nutzung der in der Erdkruste vorhandenen Energie. Sie spielte bislang eine eher untergeordnete Rolle. Nach Ansicht einiger Experten zu Unrecht. Sie birgt demnach großes Potenzial, wird aber zumeist noch unterschätzt. Inzwischen scheinen die sich bietenden Chancen trotz aller Schwierigkeiten, wie behördlichen Genehmigungsverfahren, aber erkannt worden zu sein.

Unerschöpfliche Energiequelle

Ein Vorteil der Geothermie ist die uneingeschränkte Grundlastfähigkeit bei der Stromerzeugung. Im Gegensatz zu Windkraft oder Photovoltaik, die darauf angewiesen sind, dass Wind weht und die Sonne scheint, kann die Erdwärme kontinuierlich angezapft werden. Daneben ist Geothermie eine unerschöpfliche Energiequelle und hat praktisch bei der Nutzung keine Schadstoffemissionen. Außerdem verschandeln Geothermieanlagen nicht die Umwelt oder haben negative Randerscheinungen wie die Schlagschatten bei Windrädern. Zwar gibt es auch Risiken (Absinken des Grundwasserspiegels, Wasser- oder Bodenverschmutzungen, Erderschütterungen), diese lassen sich durch eingehende Untersuchungen im Vorfeld, Sicherheitskonzepte sowie eine sachgerechte Handhabung aber auf ein Minimum reduzieren. Der technische Fortschritt, der die Wirtschaftlichkeit der Geothermie in den vergangenen Jahren erhöht hat sowie gesicherte regulatorische Rahmenbedingungen runden das positive Bild ab. Hierzu passt die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ab 1. Januar 2012. Geothermie ist dabei der Gewinner mit einer angehobenen Grundvergütung sowie der Einräumung von Bohrkostenzuschüssen.

Marktführend in Deutschland und Europa

Alles zusammen deutet darauf hin, dass der in den vergangenen Jahren bereits prosperierende Markt weiter boomt. Allein von 2006 bis 2010 hat sich die geothermische Wärmebereitstellung in Deutschland verdoppelt, wenn auch von niedrigem Niveau aus. Um die Erde als Energiequelle anzuzapfen, werden – teilweise sehr tiefe – Löcher in der Erde benötigt. Spezialist dafür ist Daldrup & Söhne. Eigenen Angaben zufolge ist die Gesellschaft in Deutschland und zunehmend auch im benachbarten europäischen Ausland führender Anbieter in der Bohrtechnik und gleichzeitig Marktführer im Bereich geothermischer Tiefenbohrungen von mehr als 2.000 Metern. Gegliedert ist das Geschäft in vier Bereiche. Traditionelle Tätigkeit ist der Brunnenbau zur Gewinnung von Trink-, Brauch-, Heil-, Mineral-, Kesselspeise- und Kühlwasser sowie Thermalsole. In der Säule Environment, Development and Services (EDS) bietet das Unternehmen zudem die hydraulische Sanierung von kontaminierten Standorten (Deponien, ehemalige Bergwerke, Atomendlager usw.) an. Im Segment Rohstoffe und Exploration hilft die Firma beim Aufspüren fossiler Energieträger sowie mineralischer Rohstoffe durch Erkundungs- und Aufschlussbohrungen.

Eigene Kraftwerke

Größtes und vielversprechendes Betätigungsfeld ist jedoch die Geothermie. Daldrup & Söhne führt hier Bohrdienstleistungen im Auftrag Dritter durch und bietet zudem als einer von wenigen die schlüsselfertige Realisierung von geothermischen Heiz- und Kraftwerksprojekten. Das Unternehmen will aber nicht nur die Löcher bohren und die Kraftwerke erstellen, sondern künftig auch selbst Energie (Strom und Wärme) erzeugen und vermarkten, um so nachhaltige, sichere und langfristige Rückflüsse zu erzielen. Erklärte Strategie ist es demnach, vom reinen Bohrdienstleister zum mittelständischen Energieversorger zu werden. Firmenlenker Josef Daldrup ist dabei zuversichtlich, dass der Strategiewechsel gelingt. Der Konzern deckt mit seinen Töchtern die gesamte Wertschöpfungskette in der Tiefengeothermie ab, angefangen bei der Machbarkeitsstudie und Projektentwicklung über Bohrung und Zirkulationstest bis hin zur Errichtung der Kraftwerke sowie der anschließenden Einspeisung und Vermarktung. Die ersten Einnahmen aus einem eigenen Kraftwerk sollen ab 2013 fließen. Derzeit wird an dem Projekt Taufenkirchen gewerkelt, an dem die Gesellschaft mit rund 51% beteiligt ist. Sie meldete hier im Dezember einen erfolgreichen Pumptest der ersten Bohrung mit besseren Ergebnissen als erwartet. Bis Ostern 2012 soll nun die zweite Bohrung abgeschlossen sein. Anschließend startet laut Plan der Bau des Heizkraftwerks zur geothermischen Strom- und Wärmeversorgung, der Anfang 2013 fertiggestellt und in den Betrieb gehen soll. Die künftige Betreiberfirma hat bereits zwei langfristige Energielieferverträge geschlossen. Weitere derartige Projekte sind in Planung oder Vorbereitung. Dabei setzt die Gesellschaft auf ihre Expertise sowie ihre Referenzen im Bereich Geothermie, um dadurch mithilfe von strategischen Investoren weitere eigene Kraftwerksprojekte durchzufinanzieren. Daldrup & Söhne will an fertigen Kraftwerken einen Anteil von mehr als 25% halten.

Gut zu tun

Mit seinen eigenen Kraftwerksprojekten, aber auch den Bohrdienstleistungen für Dritte hat die Gesellschaft auch 2012 und darüber hinaus angesichts voller Bücher wohl gut zu tun. Selbst eine erwartete konjunkturelle Delle sollte die Geschäftslage daher nicht beeinträchtigen. Zudem könnte die Gesellschaft bei eventuell freien Kapazitäten neue eigene Kraftwerksprojekte auf den Weg bringen, was sie somit operativ vergleichsweise unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung macht. Ein Abgleiten in eine Rezession sowie eine sich verschärfende Schuldenkrise könnten allerdings die Finanzierung erschweren.

Fazit

Der Bohrspezialist ist mit der Geothermie in einem zukunftsträchtigen und aussichtsreichen Bereich tätig, der Wachstumspotenzial verspricht. Daldrup & Söhne hat dabei ein aussichtsreich wirkendes Geschäftsmodell. Großprojekte wie der Kraftwerksbau und Erdbohrungen sind zwar stets mit erhöhten Risiken verbunden, Daldrup & Söhne hat sich in seiner mehr als 60-jährigen Firmengeschichte aber viel Fachwissen erarbeitet und zahlreiche Referenzen, auch und vor allem im Bereich der Tiefenbohrungen, untermauern die Stellung als führender Bohrtechnikspezialist mit der höchsten bohrtechnischen Kompetenz sowie den Zugang zu innovativen Technologien. Plausibel und vielversprechend klingt auch die Strategie, künftig Einnahmen aus dem Verkauf von Strom und Wärme aus eigenen Kraftwerken zu generieren, was sichere, besser planbare Einnahmequellen schafft. Ein profitabler Wachstumskurs sowie sehr stabile Finanzen runden das aussichtsreiche fundamentale Bild ab. Demgegenüber steht jedoch eine enttäuschende Aktienkursentwicklung in den vergangenen Jahren. Fortschritte beim derzeit umgesetzten ersten eigenen Kraftwerksprojekt könnten jedoch mehr und mehr Anleger von der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells überzeugen, sodass auf dem aktuellen Niveau spekulative Käufe erwägenswert sind.