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BASF und der Dax: Stimmt da noch die Chemie?

Ende 2008 schien der Ludwigshafener Chemiekonzern die Formel für Erfolg an der Börse gefunden zu haben. Seit damals ging es enorm bergauf. Doch nach Erreichen des Allzeithochs von 88,28 Euro im Juni 2014 ist das Papier ziemlich eingebrochen. So machen sich viele Anleger aufgrund der verhaltenen Konjunkturentwicklung derzeit Sorgen. Der schwache Euro läßt diese Sorgen jedoch kleiner werden.

BÖRSE am Sonntag

Ende 2008 schien der Ludwigshafener Chemiekonzern die Formel für Erfolg an der Börse gefunden zu haben. Seit damals ging es enorm bergauf. Doch nach Erreichen des Allzeithochs von 88,28 Euro im Juni 2014 ist das Papier ziemlich eingebrochen. So machen sich viele Anleger aufgrund der verhaltenen Konjunkturentwicklung derzeit Sorgen. Der schwache Euro läßt diese Sorgen jedoch kleiner werden.
 
Als sich das Jahr 2014 vor wenigen Tagen verabschiedete, dürften ihm in Ludwigshafen die wenigstens eine Träne nachgeweint haben. Zwar bleibt das sommerliche Dax-Allzeithoch den Chemikern von BASF mit Sicherheit in bester Erinnerung. Allerdings büßte das nach Umsatz und Marktkapitalisierung immerhin größte Unternehmen seiner Branche seit Juni rund ein Viertel seines Wertes ein, was ein deutliches Jahresminus als Folge nach sich zog. Ausgelöst durch den starken Preisverfall entwickelte sich die Öl- und Gastochter Wintershall zu einem unbequemen Hemmschuh. Als nicht minder kontraproduktiv für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte erwiesen sich die anhaltenden Sorgen um die weltweite Konjunktur, die sich als große Belastung für die Geschäfte des Chemieriesens erwiesen. Als Konsequenz kappte der BASF-Vorstand die Gewinnprognose für das neue Jahr. Während zunächst noch von einem operativen Ergebnis von 14 Milliarden Euro die Rede war, wurde diese Zahl auf zehn bis zwölf Milliarden Euro nach unten korrigiert.     
 
Jetzt heißt es also: Neues Jahr, neues Glück. 2015 soll vieles besser werden. Besonders die Währungseffekte dürften dem Traditionsunternehmen in die Karten spielen. So gilt die Badische Anilin & Sodafabrik als Gewinner des starken Dollar, da das Unternehmen einen großen Teil seiner Produkte in Europa herstellt und anschließend im Dollarraum verkauft. Eine ganzjährige Aufwertung der Weltwährung um einen US-Cent pro Euro steigert nach Hochrechnung des Konzerns das Ergebnis um nicht weniger also rund 50 Millionen Euro. Zudem hoffen die Pfälzer, dass die Europäische Zentralbank im kommenden Jahr die zuletzt schwächelnde Konjunktur durch neue Stützungsmodelle ankurbelt.

BASF, das mit Unternehmen aus beinahe allen Wirtschaftsbereichen Geschäfte macht, würde durch derartige Hilfen überproportional profitieren. Ein weiteres Ass im Ärmel im Werben um die Gunst der Anleger könnte die attraktive BASF-Dividende sein. Es gibt nicht viele Werte im Dax, die mit einer Dividendenrendite von fast vier Prozent die Aktionäre locken können. Zudem gilt die BASF-Dividende als eine feste Bank. In den vergangenen zehn Jahren wurde die Ausschüttung nur ein einziges Mal gekürzt. Und das obwohl die operativen Geschäfte des Chemiegiganten sehr abhängig von den Wellenbewegungen der Weltkonjunktur sind.
 
Ob das Papier deshalb erst kürzlich einen Platz im Depot des Konzernchefs gefunden hat, ist nicht überliefert. Klar ist aber, dass nicht nur Kurt Bock, sondern auch gleich drei weitere Vorstandsmitglieder trotz der Krisenherde bereits Ende Oktober nach Veröffentlichung der jüngsten-für viele ernüchternden- Quartalszahlen kräftig zugeschlagen haben. Mehr als eine Million Euro investierten sie in das BASF-Wertpapier, das mit einem KGV von elf als günstig gilt. Doch nicht nur unmittelbar für das pfälzische Traditionshaus arbeitende Personen sehen die Zukunft positiv. Auch viele Analysten raten derzeit zum Kauf des Titels. 15 von 41 Experten sprechen sich aktuell für die BASF-Aktien aus, während lediglich neun Insider zum Verkauf animieren. Besonders optimistisch sind die Analysehäuser Jefferies und Bernstein Research, die den fairen Wert des Papiers bei 76 und 88 Euro sehen.

Skeptischer zeigt sich hingegen die Schweizer Bank Credit Suisse, die ihre Einstufung für BASF auf „Underperform“ mit einem Kursziel von 64 Euro belässt. Analyst Chris Counihan rechnet laut einer Branchenstudie beim weltweit größten Chemiekonzern mit anhaltendem Druck auf die Margen. Unter anderem belasteten die niedrigen Ölpreise das Öl- und Gasgeschäft der Ludwigshafener. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 76,49 Euro.
 
Insbesondere für Anleger mit einem langen Atem dürfte die BASF-Aktie attraktiv sein. Der langfristige Trend spricht klar für die Rheinland-Pfälzer. So hat sich der Kus in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdreifacht. Von einem weiteren Wachstum ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auszugehen. Zwar findet die Bilanzpressekonferenz, auf der der Vorstand auch eine neue Langfristplanung veröffentlichen wird, erst am 27. Februar statt. Doch bislang wurde den Aktionären bis 2020 bereits ein Umsatzwachstum von mehr als 50 Prozent auf 110 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Für noch größere Freudensprünge bei den Anlegern könnten die Gewinnerwartungen sorgen. So steht eine Verdopplung des Überschusses auf 22 Milliarden Euro im Raum. Doch egal, welche mit Spannung erwarteten Aussichten Ende Februar auch präsentiert werden, eines ist schon heute klar: Gefeiert wird in diesem Jahr bei BASF auf jedem Fall. Und zwar der 150. Geburtstag des Unternehmens im April.