Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Aktien >

Demag Cranes: Nachhaltiger Ausbruch?

Der September neigt sich dem Ende zu und damit auch das dritte Quartal. Firmennachrichten sind daher relativ rar gesät. Von dieser Seite aus mangelt es somit an Impulsen für die Aktienkurse. Dennoch gab es auch jüngst bei einzelnen Werten Ausschläge, die Anlass für eine genauere Betrachtung geben. Zu den besten Titeln im MDAX gehörte beispielsweise der Kranbauer Demag Cranes.

BÖRSE am Sonntag

Mit den Zuwächsen knüpfte die Aktie an ihren kurzfristigen Aufwärtsimpuls seit dem Zwischentief von Ende August an. Sie sprang dabei über die sich in den vergangenen Monaten als recht hartnäckig erwiesene Hürde von 27,70 Euro (Zwischentief von Juli 2008). Sollte sich dieser Ausbruch bestätigen, könnte dies als längerfristiges charttechnisches Long-Signal interpretiert werden. Eine solche Bestätigung wäre erfolgt, wenn der Widerstand bei 28,52 Euro nachhaltig geknackt wird, an dem jüngst bereits gekratzt wurde. Wird er überwunden, wäre ein erstes Kursziel die obere, vor gut einem Jahr begonnene Aufwärtstrendlinie, aktuell bei etwa 30,40 Euro verlaufend. Anschließend würde sich das 50-Prozent-Retracement (32,30 Euro) der Abwärtsbewegung von Juli 2007 bis Oktober 2008 in den Weg stellen, bevor sich Spielraum bis in die Region von etwa 37,00 bis 40,00 Euro eröffnet.

Goldman Sachs stuft hoch

In dieser Region befindet sich auch das neue Kursziel der Analysten von Goldman Sachs, die es von bislang 33,00 auf 39,70 Euro erhöhten und gleichzeitig die Aktie von „Neutral“ auf „Conviction Buy“ hochstuften. Zur Begründung hieß es, dass Demag Cranes im Vergleich zu den Wettbewerbern mit einem Bewertungsabschlag gehandelt wird, der sich künftig abbauen wird. Zudem ist der Konzern vor allem in den von den Analysten bevorzugten Endmärkten tätig und regional gut aufgestellt, etwa in Brasilien und Indien, und ist ferner nur begrenzt vom US-Markt abhängig. Für Goldman Sachs ist der Titel daher der „Top Pick“ in dem Sektor.

Spätzykliker gefragt

Womöglich hat auch die positive Einschätzung zu dem jüngsten Kursanstieg beigetragen, allein darauf zurückzuführen dürfte er jedoch nicht sein. Stattdessen könnten der seit Anfang September insgesamt gesunkene weltweite Konjunkturpessimismus, allen voran die geschmälerten Befürchtungen eines erneuten Abrutschens der US-Wirtschaft in die Rezession, für anhaltenden Rückenwind gesorgt haben. Die dadurch steigende Annahme einer global nachhaltigen konjunkturellen Erholung könnte das Interesse der Investoren gerade auf spätzyklische Werte ziehen, zu denen auch Demag Cranes gehört.

Führende Position

Der Konzern zählt sich selbst zu den weltweit führenden Anbietern von Industriekranen und Krankomponenten, Hafenkranen und Technologien zur Hafenautomatisierung. Größtes Geschäftsfeld sind Industriekrane mit einem Umsatzanteil von zuletzt 49,3 Prozent. Hier stellt die Gesellschaft Komponenten wie Seil- und Kettenzüge, Fahrwerke sowie Motoren her. Ferner gehören komplette Krane zum Sortiment. Mit dem hochflexiblen Kranbaukastensystem (KBK), das vor allem in Industrien mit wechselnden Anforderungen an den Produktionsprozess eingesetzt wird, ist man eigenen Angaben zufolge Weltmarktführer.

Hafentechnologie

In der Säule Hafentechnologie (Umsatzanteil: 17,8 Prozent) bietet Demag Cranes ausgewählte Produkte und Dienstleistungen zur Lösung von Materialfluss- und Logistikaufgaben im Hafen- und Terminalbereich an. Der Konzern ist dabei eigenen Angaben zufolge eindeutiger Weltmarktführer bei Hafenmobilkranen und verfügt zudem über die weltweit größte installierte Basis von Hafenmobilkranen. Insgesamt reicht das Sortiment von Hafenmobilkranen zum Umschlag von Gütern aller Art bis hin zu Automatisierungslösungen für Containertransport und Containerlagerung mit vollautomatischen Containertransportfahrzeugen und Stapelkranen, einschließlich der zugehörigen Navigations- und Kontrollsoftware. Abgerundet wird das Angebot durch Planungs- und Beratungsdienstleistungen für Hafenbetreiber sowie spezielle Simulations- und Emulationssoftware.

Lukratives Servicegeschäft

Inzwischen zur zweitgrößten Konzernsparte gemausert hat sich das Servicegeschäft (Umsatzanteil: 32,3 Prozent), das umfassende Dienstleistungen für die Instandhaltung und Modernisierung von Kranen und Hebezeugen anbietet. Der Ausbau dieses Geschäfts in den vergangenen Jahren war sinnvoll, wie auch die Ergebnisse im dritten Quartal sowie den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2009/10 (bis Ende September) verdeutlichen. Während die Umsätze in den Sparten Industriekrane und Hafentechnologie erneut kräftig sanken, sah es im Dienstleistungssegment signifikant besser aus. Im dritten Quartal gab es hier Zuwächse und in den ersten neun Monaten fiel das Minus deutlich geringer aus als in den anderen Sparten, die noch unter den Auswirkungen der Wirtschaftskrise litten. Die Servicesparte zeichnet sich ferner durch ein relativ stabiles Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) aus, ist außerdem größte Ertragsquelle des Konzerns und half damit, die Krise gut zu meistern.

Steigende Bestellungen

Zwar werden im nun bald beendeten Geschäftsjahr 2009/10 erneut Ergebnisrückgänge erwartet, der Konzern rechnet mit Umsätzen von etwa 900 Mio. Euro (Vorjahr: 1,05 Mrd. Euro) sowie einem EBIT von 45 bis 50 Mio. Euro (Vorjahr: 67,6 Mio. Euro), die Tendenz zeigt jedoch aufwärts. Zuversicht versprühen außerdem die um 39,6 Prozent kräftig gestiegenen Auftragseingänge im dritten Quartal, sodass sich in den ersten neun Monaten insgesamt ein Bestellvolumen von 643,1 Mio. Euro ergibt, dass nur noch 1,9 Prozent unter dem Vorjahreswert liegt. Auch dürfte der Konzern 2009/10 nach Steuern wieder einen nennenswerten Profit erzielen, nachdem es im Vorjahr mit 1,2 Mio. Euro noch gerade für ein Plus gereicht hatte. Dazu beigetragen werden auch die Kostensenkungen. In den ersten neun Monaten verdiente Demag Cranes 13 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr gehen die durchschnittlichen Analystenerwartungen von bis zu 28 Mio. Euro aus. 2010/11 könnten es mehr als 40 Mio. Euro sein, weil dann die Einsparungen vollends wirken dürften.

Fazit

Demag Cranes gehört zu den Spätzyklikern und die zuletzt verbesserte Stimmung könnte für anhaltendes Investoreninteresse sorgen. Zwar zeigen sich 2009/10 nach wie vor die Auswirkungen der Wirtschaftskrise, die Tendenz im operativen Geschäft, insbesondere bei den Auftragseingängen, zeigte zuletzt aber aufwärts, was für das nächste Jahr hoffnungsfroh stimmt. Zudem besetzt der Konzern mit seinen drei Sparten eine interessante Nische und die Präsenz sowie ein forcierter Ausbau der Aktivitäten in Entwicklungsländern wie Indien, China und Brasilien bergen Wachstumsfantasie. Sollte es daher ein wie oben skizziertes charttechnisches Long-Signal geben, spräche dies für ein spekulatives Investment.