Derby Cycle: Besorg dir ein Fahrrad…
Als der US-amerikanische Schriftsteller und Fahrradfan Mark Twain den Aphorismus „Besorg dir ein Fahrrad. Wenn du lebst, wirst du es nicht bereuen.“ formulierte, hatte das kurz zuvor erfundene Vehikel bereits viele Liebhaber. Und die Beliebtheit des im 19. Jahrhundert entwickelten ersten und bis heute preiswertesten Individualverkehrsmittels sollte trotz der zunehmenden Motorisierung im 20. Jahrhundert fortbestehen. Heute treffen Fahrräder vor allem den Zeitgeist aus steigendem Gesundheits- und Umweltbewusstsein. Entsprechend gefragt sind Drahtesel, wie auch die jüngsten Zahlen des deutschen Herstellers Derby Cycle unterfüttern, was die Aktie weiterhin interessant erscheinen lässt.
„Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad.“, sagte der Industrielle Adam Opel im 19. Jahrhundert. Viel besser kann man es kaum beschreiben. Mit einem Fahrrad kann man nicht nur von A nach B fahren, sondern tut auch etwas für das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit. Gerade in der heutigen Zeit, in der es viele Menschen schwer haben, sich ausreichend zu bewegen, kann regelmäßiges Fahrradfahren dazu beitragen, sich fit zu halten. Außerdem macht diese Art der Fortbewegung Spaß, wie schon US-Präsident John F. Kennedy wusste, der einst frohlockte. „Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren.“ Die eigene Fortbewegung mit dem Fahrrad bedient aber nicht nur das steigende Gesundheitsbewusstsein. Fahrräder sind in den oft überfüllten Städten zudem meist mobiler und praktischer. Außerdem sind sie umweltfreundliche Verkehrsmittel, verpesten nicht die Umwelt mit Abgasen. Und überdies kommen sie ohne teures Benzin aus.
Megatrend Fahrrad
Es gibt somit zahlreiche Gründe, die in den vergangenen Jahren dazu geführt haben, dass der Trend zum Fahrradfahren in den Industrieländern, wie auch Deutschland, wieder zugenommen hat. Es scheint sich ein sogenannter Megatrend zu entwickeln. Kein Wunder – liegt das Fahrrad laut dem Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx doch in der Schnittmenge von gleich vier Trends: „Erstens die Nachfrage nach umweltfreundlichen Verkehrslösungen. Zweitens der Gesundheitstrend. Drittens der Holy-Tech-Trend: Neue, elegante Designlösungen machen Fahrräder ästhetisch und technisch anspruchsvoll. Und viertens: Convenience 2.0. In der verdichteten Großstadt sind Fahrräder einfach praktisch.“ Daraus resultieren für die Branche völlig neue Wachstumsmöglichkeiten. Ein Profiteur ist der gemessen am Umsatz größte deutsche Fahrradhersteller Derby Cycle. Mit seinen fünf Marken (Focus, Kalkhoff, Raleigh, Univega, Rixe) zählt er ferner zu den führenden Herstellern Europas.
Klassisch und mit Motor
Das Sortiment umfasst klassische Fahrräder, wie Trekking-, City-, Offroad- und Kinderräder für Alltag und Reise, aber auch Mountainbikes und Wettkampf-Rennmaschinen. Die qualitativ hochwertigen Räder verkauften sich in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2010/11 (bis Ende September) weiterhin bestens. Der Absatz erhöhte sich um 7,9% auf 340.000 Einheiten. Daneben setzt das Unternehmen auf Räder mit Elektromotor, die sogenannten E-Bikes und Pedelecs, die derzeit die größten Wachstumsraten aufweisen. E-Bikes sind elektrisch betriebene mofaähnliche Fahrräder, die ausschließlich mit ihrem Motor angetrieben werden. Bei Pedelecs („Pedal Electric Cycle“) handelt sich um Fahrräder mit Unterstützungsmotor. Dieser wirkt als Zusatzantrieb, wenn der Fahrer in die Pedale tritt – je nach Modell und Modus unterschiedlich stark. Es kann zudem ganz ohne Motor und damit wie ein herkömmliches Rad gefahren werden. Zum Sortiment von Derby Cycle gehören diese Pedelecs sowie schnelle E-Bikes, die eine Mischung aus einem mittels „Gashebel“ beschleunigten E-Bike und einem durch Tretkraft regulierten Pedelec sind. Das Segment Elektroräder verzeichnete im Zeitraum Oktober 2010 bis Juli 2011 einen Zuwachs um 85,8% auf 73.000 Stück. Damit wird klar deutlich, dass sie trotz relativ hoher Preise derzeit äußerst beliebt sind, ja förmlich boomen.
Steigende Ergebnisse
Insgesamt setzte die Gesellschaft in den ersten neun Monaten 413.000 Fahrräder ab, 16,6% mehr als im Vorjahreszeitraum. Von der anhaltend starken Nachfrage profitierten auch die Geschäftszahlen. Derby Cycle steigerte den Umsatz um 38% auf 198,8 Mio. Euro. Gleichzeitig kletterte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um rund 45% auf 19,1 Mio. Euro. Die EBIT-Marge verbesserte sich dabei von 9,1 auf 9,6%. Und auch nach Steuern stieg der Profit mit 31,4% auf 11,6 Mio. Euro kräftig. Firmenlenker Mathias Seidler zeigte sich mit der Entwicklung zufrieden. Er verwies auf das dritte Quartal, in dem erneut Rekordwerte erzielt wurden. Wie der Vorstand weiter erläuterte, erhöhte sich der Auslandsanteil am Konzernumsatz in den ersten neun Monaten von 30,8 auf 33,2%, was er als Beleg für den Erfolg der fortschreitenden Internationalisierung sieht. In diesem Zusammenhang stellte die Gesellschaft zuletzt weitere Weichen, begann im Juni beispielsweise mit dem Direktvertrieb in Australien. Mitte Juli 2011 folgte Großbritannien, und jüngst im August wurde auch der direkte Vertrieb in Dänemark gestartet. Daneben profitierte Derby Cycle von der engen Beziehung zum Fachhandel sowie der starken Positionierung im wachstumsstarken Segment der Elektroräder. Vor diesem Hintergrund bestätigte das Unternehmen die Prognose, im Gesamtjahr 2010/11 einen Umsatz von 220 bis 240 Mio. Euro bei einer EBIT-Marge von 8 bis 9% zu erzielen. Im Vorjahr hatte es 173 Mio. Euro umgesetzt, dabei ein EBIT von 12 Mio. Euro sowie eine entsprechende Marge von 6,9% erwirtschaftet.
Technologieführerschaft
Neben dem zuletzt fortgesetzten profitablen Wachstumskurs zeigt die Gesellschaft, dass sie einen Teil der durch den Börsengang im Februar dieses Jahres eingenommenen Mittel bereits äußerst erfolgreich investiert hat. Wie der Finanzvorstand jüngst erläuterte, ist Derby Cycle im Mai ein 50/50 Joint Venture mit dem Elektromotoren-Entwickler Daum Forschung und Entwicklung GmbH eingegangen. Ziel der Kooperation ist es, noch stärker als bisher die Weiterentwicklung der E-Bike-Technologie voranzutreiben, um die Technologieführerschaft in dem stark wachsenden Segment der Elektroräder zu untermauern. Gemeinsam wurde bereits der im März vorgestellte „Impulse-Antrieb“ entwickelt, der als weltweit einzigartiges Antriebskonzept einen leistungsstarken Mittelmotor mit der gewohnten Rücktrittbremse kombiniert. Den Großteil des Emissionserlöses behält die Gesellschaft den Angaben zufolge aber weiterhin für Akquisitionen bereit, beispielsweise einer internationalen Fahrradmarke.
Fazit
Das Fahrrad ist zu einem Megatrend avanciert, der sich aus mehreren Trends speist. Es ist geradezu ideal für urbane Mobilität, da praktisch und flexibel. Auch die Tatsache, dass es dem steigenden Gesundheits- und Umweltbewusstsein Rechnung trägt, macht die guten alten Drahtesel, die sich heute sportlich und komfortabel zugleich zeigen, wieder sehr begehrt. Zudem erfreuen sich Fahrräder mit Elektrounterstützung einer immer größeren Beliebtheit. Von den dynamischen Trends profitiert Derby Cycle als Hersteller von qualitativ hochwertigen Rädern, wie die Neunmonatszahlen verdeutlichen. Der eingeschlagene profitable Wachstumskurs sollte sich künftig fortsetzen, sodass die Aktie ein aussichtsreiches langfristiges Investment ist. Kurzum: Besorg dir ein Fahrrad und ein paar Aktien von Derby Cycle noch dazu.