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Derby Cycle: Fahrräder brauchen kein Benzin

Hierzulande sorgten jüngst einmal mehr die hohen Spritpreise für Gesprächsstoff. Sie sind nun nicht mehr weit von den Rekorden aus dem Jahr 2008 entfernt. Ein Grund ist der hohe Ölpreis. Daneben steigt wetterbedingt die Benzinnachfrage in der nördlichen Hemisphäre. Hinzu gesellt sich wohl das Chaos um den Biosprit E-10. Die damit verbundenen Kosten werden von den Mineralölfirmen sicherlich auf die Preise umgelegt. Kurzum: Autofahren wird immer teurer. Ein Trend, der sich fortsetzen könnte und daher alternative Mobilitätslösungen ankurbelt. Dazu gehören die inzwischen auch hierzulande zum Verkaufsschlager avancierten Fahrräder mit Elektromotor. Die Branche boomt, wovon auch der Börsenneuling Derby Cycle profitiert.

BÖRSE am Sonntag

Im Februar dieses Jahres wagte der gemessen am Umsatz größte deutsche Fahrradhersteller den Gang aufs Parkett. Mit seinen fünf Marken (Focus, Kalkhoff, Raleigh, Univega, Rixe) zählt er sich zu den führenden Herstellern Europas. Das Sortiment umfasst klassische Fahrräder wie qualitativ hochwertige Trekking-, City-, Offroad- und Kinderräder für Alltag und Reise, aber auch Mountainbikes und Wettkampf-Rennmaschinen. Daneben setzt er auf die boomenden Räder mit Elektromotor. In diesem Bereich ist Derby Cycle nach eigener Aussage führend in Deutschland mit einem Marktanteil von 20%. Diese Stellung will der Konzern erweitern, wozu auch die im Rahmen des Börsengangs durch die Kapitalerhöhung eingenommenen Gelder beitragen sollen. Zur Strategie gehört demnach die weitere Internationalisierung. Ferner will die Gesellschaft in die Entwicklung von Elektrofahrrädern investieren und dieses Geschäft ausbauen. Sie setzt vor allem darauf, die Kunden mit den eigenen sogenannten E-Bikes und Pedelecs zu begeistern. E-Bikes sind elektrisch betriebene mofaähnliche Fahrräder, die ausschließlich mit ihrem Motor angetrieben werden. Bei Pedelecs („Pedal Electric Cycle“) handelt es sich um Fahrräder mit Unterstützungsmotor. Dieser wirkt als Zusatzantrieb, wenn der Fahrer in die Pedale tritt – je nach Modell und Modus unterschiedlich stark. Es kann zudem ganz ohne Motor und damit wie ein herkömmliches Rad gefahren werden. Zum Sortiment von Derby Cycle gehören diese Pedelecs sowie schnelle E-Bikes, die eine Mischung aus einem mittels Gashebel beschleunigten E-Bike und einem durch Tretkraft regulierten Pedelec sind.

Trendige Flitzer

Wurden die Fahrräder mit Elektromotor zunächst als „Oma-Drahtesel“ belächelt und als Hilfe für weniger fitte Fahrer angesehen, sind sie nun auch für eine breitere und dabei auch jüngere Klientel immer attraktiver geworden. Die Argumente sind einfach überzeugend. Zwar sind die Anschaffungspreise gegenüber herkömmlichen Fahrrädern deutlich höher, dafür können sie anderweitig punkten. Musste man als Fahrer von klassischen Rädern damit rechnen, verschwitzt am Arbeitsplatz anzukommen, sorgt der elektrische Motor nun für ein flottes, deutlich weniger anstrengendes Fortkommen. Auch längere Touren lassen sich so leichter meistern. Trotzdem kann man mit den trendigen Flitzern etwas für seine Gesundheit, die Umwelt und, nicht zu vergessen, den Geldbeutel tun.

Umweltfreundlich und komfortabel

Generell geht der Trend hierzulande wieder verstärkt zum Fahrrad, bedient es doch gleich mehrfach den Zeitgeist. Dazu gehört die zunehmende Nachfrage nach umweltfreundlichen Verkehrslösungen. Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx meint sogar: „Das Fahrrad ist der evolutionäre Gewinner des Klimawandels.“ Außerdem bedient die eigene Fortbewegung mit dem Fahrrad das steigende Gesundheitsbewusstsein. Zudem sind Fahrräder in den oft überfüllten Städten mobiler und praktischer. Dank modernster Technik erfreuen sich zudem die komfortablen E-Bikes und Pedelecs einer immer größer werdenden Beliebtheit. Sie avancierten in den vergangenen Jahren zum Verkaufsschlager. Zwar ist man hierzulande weit von chinesischen Verhältnissen entfernt, schließlich surren in dem Fahrradland inzwischen mehr als 120 Mio. E-Bikes durch die Gegend, aber auch in Deutschland zeigt der Trend klar aufwärts. 2010 wurden nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) hierzulande rund 200.000 E-Bikes verkauft und damit so viele wie noch nie. Das Plus zum Vorjahr lag bei 33%. Für Impulse sorgen die sich ständig weiterentwickelnde Technik, neue Designs und die Erschließung neuer Zielgruppen. Inzwischen haben die E-Bikes mittlerweile einen Anteil von 5% am deutschen Fahrradmarkt bei weiter steigender Tendenz. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich europaweit.

Vorzeichen erkannt

Von dem Boom in der Branche profitiert auch Derby Cycle. Das Unternehmen hat die Vorzeichen erkannt und setzt in diesem lukrativen Segment eigenen Angaben zufolge deutliche Akzente. Man verweist auf den evolutionären Vorteil des Fahrrades gegenüber dem Stadtauto. CO2-Einsparung, autofreie Innenstädte, umweltbewusste Kunden – Fahrrad und E-Bike fahren auf der Überholspur. Vor allem die E-Bikes erobern zunehmend den Markt, während Elektroautos noch in der Entwicklung stecken. Derby Cycle legt bei seinen Fahrrädern dabei sehr großen Wert auf Qualität, entwickelt und produziert weitgehend in Deutschland. Dies hat seinen Preis. Die Kunden bekommen dafür attraktive, hochwertige und langlebige Produkte.

Auf Wachstumskurs

Das anziehende Sortiment, die starken Marken sowie der hohe Bekanntheitsgrad verbunden mit den Wachstumstrends im Fahrradmarkt spiegeln sich auch in den Ergebnissen wieder. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich der Umsatz nahezu verdoppelt. Im Geschäftsjahr 2009/10 (bis Ende September) legte er zum Vorjahr um 4,2% auf 173,2 Mio. Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg um 12,1% auf 12,1 Mio. Euro. Der Überschuss erhöhte sich um 40,8% auf 7,5 Mio. Euro. Deutliche Zuwächse verzeichnete die Gesellschaft auch im ersten Quartal 2010/11. Im traditionell eher schwachen Jahresviertel preschte der Umsatz um 30,5% auf 37,8 Mio. Euro. Derby Cycle verkaufte insgesamt 80.517 Fahrräder (+5,8%), verzeichnete bei den Elektrorädern einen Absatzsprung von 138,6% auf 12.634 Stück. Das EBIT kletterte von 1,2 auf 1,9 Mio. Euro. Der Überschuss nahm von 0,8 auf 1 Mio. Euro zu. Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand auf Basis der aktuell bereits vorliegenden Bestellungen vom Fahrradfachhandel Umsätze von mindestens 200 Mio. Euro, was einem Plus zum Vorjahr von mindestens 15% entspräche. Bei der EBIT-Marge rechnet er mit einer Verbesserung von 7% auf einen Wert zwischen 7% und 8%.

Fazit

Während bei den Pkws die Elektromobilität noch weitgehend Zukunftsmusik ist, geht es bei den Fahrrädern mit Elektrounterstützung schon flott voran. Sie sind technisch schon sehr ausgereift und werden immer beliebter, scheinen sie doch geradezu ideal für urbane Mobilität. Gleichzeitig sind sie Ausdruck für eine gesundheitsbewusste und ökologische Lebenseinstellung. Zudem könnte der in Zukunft wohl immer teurer werdende Sprit günstigere Fortbewegungsmethoden beflügeln. Insgesamt gilt das Fahrrad somit als Zukunftsmarkt, wobei den elektrisch betriebenen die größten Wachstumschancen eingeräumt werden. Derby Cycle könnte von diesem Trend mit seinen attraktiven und qualitativ hochwertigen Produkten sowie gut positionierten Marken profitieren. Entsprechend könnte sich der Wachstumskurs beschleunigen, nicht zuletzt forciert durch die beim Börsengang eingenommenen Mittel. Für Anleger, die an die Zukunftsbranche Zweirad glauben, könnte die Aktie somit ein spekulativer Kauf sein.