Stuttgarter Strategen
Daimlers Strategie ist klar, die Ziele sind deutlich: Sie wollen das Beste sein und nicht Nichts. Ganz so, wie es in einem aktuellen Werbespot von Mercedes Benz propagiert wird. Kürzlich präsentierte der Konzern die dazu passenden positiven Zahlen für das dritte Geschäftsquartal. Ist Daimler wirklich so gut in Fahrt? Zumindest in China scheint es noch Aufholbedarf zu geben.
Daimlers Strategie ist klar, die Ziele sind deutlich: Sie wollen das Beste sein und nicht Nichts. Ganz so, wie es in einem aktuellen Werbespot von Mercedes Benz propagiert wird. Kürzlich präsentierte der Konzern die dazu passenden positiven Zahlen für das dritte Geschäftsquartal. Ist Daimler wirklich so gut in Fahrt? Zumindest in China scheint es noch Aufholbedarf zu geben.
Dieter Zetsches Strategie ist in diesem Geschäftsjahr so etwas wie ein braver Hund. Sie ist immer dabei und sie wird ständig gelobt. In den offiziellen Kurzstatements von Zetsche zu den Quartalszahlen zeigte sich dies wie folgt: Im ersten Quartal diesen Jahres hieß es: „Unsere Strategie geht auf.“ Q2 im Juli kommentierte der CEO mit den Worten „Unsere Strategie trägt Früchte“, und nun lässt sich der Vorstandsvorsitzende und Oberstratege seit 2006 mit den Worten ziteiren: „Unsere Strategie zahlt sich aus.“ Die Richtung ist klar erkennbar, um die vielbesungene Strategie steht es offensichtlich nicht schlecht.
Doch was steckt eigentlich dahinter? Im Wesentlichen vier Wachstumsfelder: Erstens wollen die Stuttgarter das Kerngeschäft stärken und schon in wenigen Jahren Marktführer im Premiumsegment sein. Zweitens möchte Daimler sich in neuen Märkten etablieren und wachsen. Drittens plant der innovative Konzern auch bei „grünen“ Technologien führend zu sein und viertens geht es dem Unternehmen auch darum, Mobilitätskonzepte und Dienstleistungen maßgebend voranzutreiben. Daimler möchte nicht nur Autobauer, sondern auch ganzheitlicher Mobilitätsdienstleister sein.
Daraus ergibt sich auch der Wunsch nach einer engeren Kundenbindung, die wiederum auch durch fortschreitende Digitalisierung erreicht werden kann. In China, dem wichtigsten Markt für alle deutschen Premium-Autobauer, haperte es zuletzt beim Kundenservice. Internetbeschwerden und Berichte lokaler Medien rückten den Mercedes-Kundenservice in Fernost in ein schlechtes Licht. Und das gerade auf einem Markt, von dem es heißt die Kunden legten besonderen Wert auf gute Beratung und Service.
Diese Mängel sollen nun auf schwäbische Weise behoben werden: Von dem Kosmopoliten und China-Verantwortlichen Hubertus Troska. Seit 2012 ist er Vorstandsmitglied und nimmt sich nun diesem zentralen Thema an. Insgesamt will und muss sich der Stuttgarter Konzern auf die volksrepublikanischen Bedürfnisse und Wünsche einstellen. Mit einer Modelloffensive will der Konzern bis Ende nächsten Jahres 20 neue Daimler-Modelle in chinesischem Stil auf den Markt bringen. BMW und Audi bearbeiten den ostasiatischen Markt schon seit Längerem mit modifizierten Modellen.
Neben dieser Art der Produktdifferenzierung durch eine große Zahl neuer Modelle möchte Daimler nun auch etwas für die Produktdiversifikation tun und steigt in das Motorrad-Geschäft ein. Dazu übernimmt Mercedes AMG nun 25 Prozent vom Motorradbauer MV Augusta aus Italien. Über den Kaufpreis vom Premium-Motorradhersteller wurde Stillschweigen vereinbart. Die beiden Unternehmen wollen nun im Marketing und Vertrieb kooperieren. Das Geld für diesen Deal kam wohl auch aus dem Verkauf der Anteile am US-Elektrohersteller Tesla, der in diesem Jahr rund 600 Millionen Euro in die Kassen brachte. Die Zusammenarbeit mit Tesla bleibt übrigens trotz der Aktienverkäufe bestehen und könnte beispielsweise für die Batterien einer Elektro-Version der S-Klasse von Bedeutung werden.
Strategen und Aktionäre können sich gleichermaßen freuen
Die Daimler-Kassen sind - wie die aktuellen Quartalszahlen zeigen – recht gut bestückt, dazu hätte es des Tesla-Deals gar nicht bedurft. Das Ergebnis des dritten Quartals war positiv für Daimler. Nun blickt der Konzern „über das Gesamtjahr hinaus optimistisch nach vorne“, so Zetsche. In Zahlen ausgedrückt: über 637.000 Fahrzeuge mit dem Stern auf dem Kühler konnte Daimler im dritten Quartal verkaufen. Zwei Drittel davon sind Personenwagen.
Als eine besondere „cashcow“ erwies sich die neue S-Klasse: Die wurde weit mehr als doppelt so häufig verkauft wie im Vorjahreszeitraum. Insgesamt stieg der Umsatz um zehn Prozent im Vergleich zum dritten Jahresviertel 2013. Einzig die Bus-Sparte musste einen Rückgang verzeichnen. Unterm Strich bleibt ein operatives Ergebnis von 2,8 Milliarden Euro für das dritte Quartal. Die Umsatzziele für 2015 und 2016 haben ebenfalls die Erwartungen vieler Branchen-Experten übertroffen.
Die Aktionäre haben an diesem Erfolg auch ihre Freude. Im letzten Monat legte das Papier um fast sieben Prozent zu. Die Deutsche Bank hat als Kursziel 75 Euro bestätigt. Bis zu diesem Preis ist noch einiges an Luft nach oben. Insgesamt seien die Geschäfte des Autobauers auf einem guten Weg, hielt Analyst Jochen Gehrke diese Woche fest. Er lobte außerdem die günstigen Bewertungen und steigende Dividenden. Die weitreichenden Spekulationen über hohe Dividenden dämpfte Daimlers Finanzchef Bodo Uebber ein wenig und kündigte an, die Rücklagen auch für zukünftige Investitionen nutzen zu wollen. Außerdem könne man die hohe Liquidität bei der schwierigen Marktsituation als Puffer gut gebrauchen.
Fazit: Die Daimler-Aktie zeigte in den letzten Wochen eine starke Performance. Die Geschäfte laufen gut und auch die Aktionäre profitieren davon. In China möchte man jetzt den Rückstand zu Audi und BMW aufholen. Der Stuttgarter Autoriese drückt mächtig aufs Gas.