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Aktien > 450 Prozent plus

Die erfolgreichste Aktie des Jahres im S&P 500

(Foto: Picture Alliance / CFOTO)

Kein Papier hat 2024 im S&P 500 so hohe Kursgewinne erzielt, wie das von Microstrategy. Das hat viel bis ausschließlich, mit dem Bitcoin zu tun.

180 Prozent haben die Aktien des KI-Börsenstars Nvidia 2024 zugelegt. Zwischenzeitlich reichte das sogar für den Sprung an die Spitze der wertvollsten Unternehmen der Welt. In Sachen Kursgewinn übertrifft diese Performance eine andere US-Aktie aber locker. Aktien von Microstrategy sind im selben Zeitraum um rund 450 Prozent gestiegen. Kein Papier aus dem marktbreiten S&P 500 hat in diesem Jahr eine bessere Performance hingelegt als das der Softwarefirma mit Sitz in Virginia. Dabei konsolidierte die Aktie zuletzt deutlich, kostete kurz vor Weihnachten nur noch knapp 330 US-Dollar statt wie zum Hoch im November 473 Dollar. Die Marktkapitalisierung lag zum Jahresende derweil immer noch bei knapp 78 Milliarden Dollar. Dabei erzielte Microstrategy im abgelaufenen Geschäftsquartal mit seinem Software-Geschäft gerade einmal einen Umsatz in Höhe von 116 Millionen Dollar.

Microstrategy-Aktie

Grund für die außergewöhnlich hohen Kursgewinne ist daher ein anderer. Michael Saylor, der Microstrategy 1989 gegründet hatte, wurde in Pandemie-Zeiten erfinderisch, als er merkte, dass seinem Unternehmen mit Blick aufs Kerngeschäft die Insolvenz drohen könnte. Die Konkurrenz um Microsoft und Co. war enteilt. Also entscheid sich Saylor für das volle Risiko. Er investierte einen Teil der Barreserven von Microstrategy in den Bitcoin. 250 Millionen Dollar waren das damals. Der Kurs des Bitcoins stieg und Saylor erkannte ein mögliches Geschäftsmodell. Er kaufte immer weiter zu, inzwischen hält er, auch dank des imposanten Aufstiegs der Kryptowährung, Bitcoins im Wert von 41 Milliarden Dollar, was in etwa zwei Prozent aller derzeit verfügbaren Bitcoins entspricht. Der jüngste Anstieg hält Saylor nicht davon ab, weiter einzusteigen. In der vergangenen Woche kaufte er neue Bitcoins im Wert von 2,1 Milliarden Dollar, bis zum Jahr 2027 will er insgesamt 42 Milliarden Dollar neu in den digitalen Coin investieren.

Saylor hat Microstrategy damit vom Softwarehersteller zum Bitcoin-Investor umstrukturiert. Das Konzept: Den Kauf der Coins durch die Ausgabe von Aktien und Anleihen finanzieren und dann über die Kursgewinne Geld verdienen. Anleger verdienen mit, da sie über ihren Aktienkauf Anteile am Bitcoin-Vermögen von Microstrategy haben, deren Wert sich vergrößert, indem weitere Bitcoins dazu kommen. Aktuell hält das Unternehmen über 423.000 Bitcoins. In den nächsten 20 Jahren rechnet Saylor damit, dass der Bitcoin im Schnitt pro Jahr um 29 Prozent steigt. Damit würde Saylors Investment-Strategie wohl weiter aufgehen.  

Allein, was wenn nicht? Dann könnte Microstrategy schnell erneut kurz vor der Insolvenz stehen. Inzwischen hängt das Wohl des Unternehmens nahezu ausschließlich von der Preisentwicklung des Bitcoin ab. Das führt zu einer extrem hohen Volatilität der Aktie, die mehr als doppelt so schwankungsanfällig ist, wie der bereits sehr schwankungsanfällige Bitcoin selbst. Aktuell ist die Bewertung von Microstrategy zudem kaum fundamental zu erklären, da sie mit 78 Milliarden Dollar weiter über dem Wert der Bitcoins, die das Unternehmen in der Bilanz hat, liegt. Zudem hat sich der Kurs der Microstrategy-Aktie in diesem Jahr mehr als vervierfacht, während sich der Bitcoin-Preis nur verdoppelt hat.

Die erfolgreichste Aktie des Jahres im S&P 500 dürfte daher wohl auch die mit dem größten Risiko im Index sein, eine Aktie eher für Zocker als für Investoren. Michael Saylor sieht das freilich anders. Er hat sich zum Ziel gesetzt, den Börsenwert von Microstrategy langfristig über den von Microsoft zu steigern. Es würden dazu noch rund 3,17 Billionen Dollar fehlen. Dann mal los.

OG

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