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Die schönste Nebensache der Welt

... ist offenbar: Steuerhinterziehung! Das Publikumsinteresse ist jedenfalls riesig. Warum eigentlich? Weil es einen reichen Club betrifft, den FC Bayern? Ist es Häme, wenn man den Multifunktionär Uli Hoeneß beschuldigen kann, den Manager eines bewunderten und gehaßten Geschäftsmodells? Nein, ist es natürlich nicht.

BÖRSE am Sonntag

... ist offenbar: Steuerhinterziehung! Das Publikumsinteresse ist jedenfalls riesig. Warum eigentlich? Weil es einen reichen Club betrifft, den FC Bayern? Ist es Häme, wenn man den Multifunktionär Uli Hoeneß beschuldigen kann, den Manager eines bewunderten und gehaßten Geschäftsmodells? Nein, ist es natürlich nicht.

Der sofort wahrnehmbare Vorteil des Prozesses gegen den Bayern-Manager war zweifellos, dass Alice Schwarzer nicht als Expertin für die Bild-Zeitung zugegen war. Obwohl sie ja als sachverständig zu gelten hat. Jedenfalls ging es schnell mit dem Hoeneß. Die Medien kamen kaum nach, das Verfahren dürfte kaum Potential zum Schau-Prozess haben. Vermutlich auch deshalb verzichtet der ehemalige Starkicker auf seine Möglichkeit zur Revision. Die Satire-Website „Postillon“ fragte immerhin nach, ob Hoeneß nicht verdienterweise gegen das Münchener Landgericht I antreten sollte statt das Landgericht II. Wegen der Klasse halt. Eine kluge Idee. Aber zu wenig, zu spät.

Der Staat in seiner unendlichen Gier verfolgt Verbrechen gegen ebendiese besonders hart. Natürlich wird einem Multimillionär wenig Verständnis entgegen gebracht, klar – aber wir sollten uns doch fragen, ob wir, jeder einzelne von uns, immer so steuerehrlich sind. Nicht umsonst ist der „Konz“ ein Bestseller: Mit seinen tausenden „ganz legalen“ Steuertricks. Wer keine ukrainische Pflegekraft beschäftigt, der werfe den ersten Stein.

Es ist zwar nicht ursächlich nachweisbar, dennoch jedenfalls zu vermuten: Der Staat, der inquisitorische und enteignende Steuern erhebt, hat mit der größten Steuervermeidung zu rechnen. Das ergibt sich aus der Natur der Sache. Deshalb tut sich ein jeder ein wenig gütlich an seiner kleinen privaten Steuervermeidung. Natürlich summiert sich das nicht zu Millionenbeträgen. Aber, seien wir ehrlich: Dem deutschen Steuerrecht zu genügen erfordert manchmal fast hellseherische Fähigkeiten. Eine Straftat ist da schnell begangen, und kaum einer merkt es. Dies soll nun nicht als Entschuldigung für Herrn Hoeneß gelten: Denn die Begründung, die Unterlagen der Bank seien zu unverständlich gewesen, ist nun wirklich hanebüchen. Die Bescheide der Banken versteht man definitiv besser als die des Finanzamtes.