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Dollar Tree: Gute Einstiegsgelegenheit

Auch nach den Wahlen in den USA dürfte sich für den Großteil der dortigen Bevölkerung kaum etwas ändern. Das schwache konjunkturelle Umfeld und die hohe Arbeitslosigkeit werden angesichts klammer öffentlicher Kassen und riesiger Schulden, was den Spardruck erhöht, wohl kaum in den Griff zu bekommen sein. Viele US-Bürger dürften daher weiterhin jeden Dollar zweimal umdrehen. Es gibt jedoch Profiteure dieser bedauernswerten Entwicklung, etwa Dollar Tree. Bei der Aktie des Einzelhändlers scheint es derzeit eine gute Einstiegsgelegenheit zu geben.

BÖRSE am Sonntag

Die Entwicklung der Aktie in den vergangenen Jahren ist beeindruckend. Ausgehend vom Zwischentief im Januar 2008 schnellte der Preis bis zum Allzeithoch im Juni dieses Jahres um mehr als 700% nach oben. Bereinigt um den wenige Tage danach erfolgten Aktiensplit von 1 : 2 liegt der bisherige Rekord somit bei 56,82 US-Dollar. Danach war erst einmal die Luft raus. Es gab eine deutliche Korrektur von mehr 34%, was jedoch nun eventuell eine gute Gelegenheit für neue Long-Positionen ist. Ein Argument liefert das charttechnische Bild. Im Rahmen der Korrektur hatte der Kurs in der Vorvorwoche die aus der Verbindung der Zwischentiefs von Februar 2010 und Februar 2011 resultierende Aufwärtstrendlinie knapp verletzt. Auch das 38,2%-Fibonacci-Retracement der Aufwärtsbewegung seit 2008 wurde marginal unterschritten. Beide Marken wurden jedoch in der Vorwoche gleich wieder zurückerobert. An den vergangenen Handelstagen setzte sich der Preis dann weiter davon ab. Der damit vom Haltezonenbündel gestartete Aufwärtsimpuls könnte nicht nur eine temporäre technische Gegenbewegung sein, sondern vielleicht auch eine neue größere Aufwärtswelle eingeläutet haben. Entsprechend scheinen von dieser Warte aus restriktiv abgesicherte spekulative Long-Positionen erwägenswert.

Attraktive Bewertung

Ein weiteres Argument liefern die fundamentalen Fakten. Zunächst einmal ist die Bewertung durch die Kurskorrektur wieder auf ein attraktives Niveau zurückgekommen. Das KGV (2012/13e) liegt derzeit bei etwa 16,5. Angesichts der hohen Wachstumsraten beim Ergebnis je Aktie (EPS) geht dieser Wert voll in Ordnung. Basis dafür ist die nach wie vor starke Geschäftsentwicklung.

Starke Zahlen

Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2012/13 (bis Ende Januar) ist Dollar Tree erneut profitabel gewachsen. Der Umsatz erhöhte sich im Zeitraum August bis Oktober um 7,8% auf 1,72 Mrd. US-Dollar. Dazu beigetragen haben die netto 107 neu eröffneten Geschäfte. Auf vergleichbarer Fläche, also den Läden, die länger als zwölf Monate geöffnet sind, legten die Erlöse um 1,6% zu. Beeindruckend ist aber vor allem die Ertragsentwicklung. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) nahm von 164,9 auf 184,2 Mio. US-Dollar und damit um 11,7% zu. Nach Steuern ging es sogar um 48,7% auf 155,4 Mio. US-Dollar aufwärts. Das entsprechende EPS verbesserte sich von 0,43 auf 0,68 US-Dollar, was einem Zuwachs von 58,1% entspricht. Im Nachsteuergewinn enthalten ist jedoch ein einmaliger Sonderertrag durch den Verkauf der Tochter Ollie’s Holdings. Darum bereinigt stieg das EPS um 18,6% auf 0,51 US-Dollar. Auch die Zahlen für die ersten neun Monate insgesamt können sich sehen lassen. In diesem Zeitraum verbuchte Dollar Tree ein Umsatzplus von 9,9% auf 5,15 Mrd. US-Dollar. Die Zahl der betriebenen Märkte erhöhte sich in diesem Zeitraum von 4.335 auf 4.630. Auf vergleichbarer Fläche stiegen die Erlöse um 3,9%. Das EBIT kletterte um 15,9% auf 556,6 Mio. US-Dollar. Unter dem Strich gab es einen Profit von 390,7 Mio. US-Dollar, verglichen mit 300,4 Mio. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Das EPS nahm von 1,23 auf 1,69 US-Dollar zu. Bereinigt um den Sondereffekt aus dem dritten Quartal lag das Plus bei stolzen 24,4%.

Neue Rekorde im Visier

Für das Schlussquartal 2012/13 geht die Gesellschaft von einem Anstieg der Umsätze auf vergleichbarer Fläche im niedrigen einstelligen Prozentbereich sowie einem EPS von 0,97 bis 1,02 US-Dollar aus. Für das Gesamtjahr wird dann mit Rekordumsätzen zwischen 7,35 bis 7,41 Mrd. US-Dollar gerechnet, was einem Plus zum Vorjahr von 10,9 bis 11,8% entspräche. Das EPS dürfte inklusive des Sondereffektes bei 2,65 bis 2,70 US-Dollar liegen. Bereinigt wären dies 2,49 bis 2,53 US-Dollar, was ebenfalls einem neuen Spitzenwert gleichkäme und zudem 23,6% bis 25,6% über dem Vorjahr läge. Vor diesem Hintergrund mutet das oben erwähnte KGV für 2012/13 noch attraktiver an.

Schnäppchen

Darüber hinaus spricht das Umfeld für anhaltend gute Geschäfte. Wegen der schwachen konjunkturellen Entwicklung sowie einer hohen Arbeitslosigkeit, woran sich auf absehbare Zeit nichts ändern dürfte, werden die US-Verbraucher wohl sehr preissensitiv bleiben und angesichts klammer Geldbeutel weiterhin auf Schnäppchenjagd gehen. Dollar Tree ist einer der Profiteure dieser Entwicklung. In den Geschäften des Einzelhändlers, der neben 4.501 Läden in den USA 129 in Kanada betreibt, gibt es sämtliche Waren für maximal einen US-Dollar. Das Unternehmen sieht sich aber nicht als Ramschladen. Es legt stattdessen Wert auf saubere und gut organisierte Märkte mit einem vielfältigen Angebot, wozu auch nationale und regionale Markenartikel gehören. Abgesehen von der Expansion durch die Ausweitung des Standortnetzes werden die Märkte kontinuierlich verbessert und das schon vielfältige Sortiment ausgeweitet. Seit einiger Zeit geht es vor allem darum, die Märkte mit Kühl- und Gefriertheken auszustatten, um auch Tiefkühlkost, Molkereiprodukte und andere zu kühlende Waren anbieten zu können. Ansonsten umfasst das Angebot unter anderem Haushalts- und Glaswaren, Reinigungsprodukte, Süßigkeiten und Snacks, Lebensmittel und Getränke, Gesundheit- und Kosmetikprodukte, Spielzeug, Geschenk- und Partyartikel, Papierwaren, Werkzeuge, Unterrichtsmaterialien, Bücher und saisonale Artikel. Aktiv ist der Konzern ferner im Internet, bietet online die Möglichkeit, größere Stückzahlen der in den Märkten vorhanden Artikel zu ordern, und vermarktet dort auch exklusive Sonderangebote.

Funktionierendes Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell funktioniert, wie die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre bezeugt. Ein wichtiger Baustein dafür ist das ausgeklügelte und effiziente Logistiknetzwerk, das stetig verbessert und ausgebaut wird. Außerdem ist die Gesellschaft sehr flexibel, wenn es darum geht, das Sortiment schnell an die sich stetig ändernden Bedürfnisse der Kundschaft anzupassen. Außerdem werden immer wieder neue Artikel angeboten, um die Kundschaft bei Laune zu halten. Ziel ist es, Ladenhüter zu vermeiden. Eine Rechnung, die aufzugehen scheint, wie die hohe Umschlagshäufigkeit verdeutlicht. Damit hat Dollar Tree außerdem eine bessere Kontrolle über den Mix des Sortiments, was wiederum zu stabilen Margen führt.

Fazit

Auch mit dem Verkauf von Waren unter einem Dollar lassen sich gute Geschäfte machen. Dollar Tree zeigt seit Jahren, wie es geht. Daran scheint sich auch im laufenden Geschäftsjahr 2012/13 nichts zu ändern und der Konzern ist auf Kurs zu neuen Rekordergebnissen. Und auch darüber stehen die Chancen für anhaltend profitables Wachstum trotz oder vielleicht gerade wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes in den USA nicht schlecht. Weil die Aktie durch die Korrektur wieder ein sehr attraktives Bewertungsniveau erreicht hat und auch das charttechnische Bild vielversprechend scheint, könnten daher spekulative Long-Positionen erwägenswert sein.