Dollar Tree: Sehr gute Geschäfte mit Schnäppchen!
Es gibt sie, Aktien, die selbst einem widrigen, von Unsicherheit geprägten Marktumfeld widerstehen. Dazu gehört die des Einzelhändlers Dollar Tree. Seit Jahren ist ein intakter Aufwärtstrend auszumachen, der sich auch während der Turbulenzen in den vergangenen Monaten fortsetzte. Grund genug, den Wert einmal etwas genauer anzuschauen.
Das Erfolgsrezept klingt simpel. Man muss nur den Jagdinstinkt der Kundschaft wecken und schon klingelt die Kasse. Am besten gelingt dies, wenn man ihnen Schnäppchen bietet. Da greift jeder gerne zu. Entsprechend gibt es in den Geschäften von Dollar Tree sämtliche Waren für maximal einen US-Dollar oder weniger. Das Unternehmen sieht sich aber nicht als Ramschladen. Es legt stattdessen Wert auf saubere und gut organisierte Märkte mit einem vielfältigen Angebot, wozu auch nationale und regionale Markenartikel gehören. Erklärtes Ziel ist es, die Kundschaft zu begeistern, indem die Jagd nach günstigen Schätzen der ganzen Familie Spaß machen soll. Entsprechend werden auch immer wieder neue Produkte in das ohnehin vielfältige Sortiment aufgenommen. Angeboten werden unter anderem Haushalts- und Glaswaren, Reinigungsprodukte, Süßigkeiten und Snacks, Lebensmittel und Getränke, Gesundheit- und Kosmetikprodukte, Spielzeug, Geschenk- und Partyartikel, Papierwaren, Werkzeuge, Unterrichtsmaterialien, Bücher und saisonale Artikel.
Rasante Expansion
Begonnen hat die Erfolgsgeschichte 1953. Firmengründer K. R. Perry erkannte seinerzeit, dass die US-Verbraucher heiß auf Schnäppchen sind, und entwickelte entsprechende Konzepte. Die heute angewendete Strategie, alle Produkte für höchstens 1 US-Dollar zu verkaufen, wurde dann in den frühen 1980er-Jahren ausgeklügelt. 1986 wurde schließlich der erste 1-Dollar-Laden eröffnet. Die Rechnung ging auf und die Gesellschaft forcierte die Expansion ihrer Idee, sodass die Zahl der Läden rasant zunahm. Zur Wachstumsstrategie gehörten ebenfalls Zukäufe. Heute betreibt Dollar Tree in den 48 kontinentalen Bundesstaaten der USA mehr als 4.100 Läden, die sich in Einkaufszentren und -passagen befinden. 2010 wagte der Konzern ferner den ersten Schritt ins Ausland und kaufte in Kanada 86 Geschäfte hinzu. Aktiv ist er ferner im Internet, bietet online die Möglichkeit, größere Stückzahlen der in den Märkten vorhanden Artikel zu ordern, und vermarktet dort auch exklusive Sonderangebote.
Flexibles Sortiment
Das Geschäftsmodell funktioniert. Ein wichtiger Baustein für den Erfolg ist das ausgeklügelte und effiziente Logistiknetzwerk, das stetig verbessert und ausgebaut wird. Daneben ist die Gesellschaft bezüglich ihres angebotenen Sortiments sehr flexibel und kann somit schnell auf die sich stetig ändernden Bedürfnisse und Wünsche der Kundschaft reagieren. Zudem bietet sie immer wieder neue und auch überraschende Produkte an, um die Kundschaft bei Laune zu halten. Konkret hält Dollar Tree somit nicht an Ladenhütern fest, sondern setzt darauf, dass die Kunden die angebotenen Waren auch kaufen, die Umschlagshäufigkeit somit hoch ist. Das gibt dem Konzern eine bessere Kontrolle über den Mix des Sortiments, was wiederum zu stabilen Margen führt. Der seit Jahren wirtschaftliche Erfolg gibt dem Unternehmen recht.
Starke Zahlen
Selbst im aktuellen Umfeld in den USA, das von einer schleppenden konjunkturellen Entwicklung sowie hoher Arbeitslosigkeit geprägt ist, klingelt die Kasse. Die Verbraucher sind noch preissensitiver als sonst, gehen daher angesichts klammer Geldbeutel noch stärker auf Schnäppchenjagd. Dies spiegelt sich auch in den Geschäftszahlen wieder. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2011/12 (bis Ende Januar) stieg der Umsatz zum Vorjahreszeitraum um 11,9% auf 1,54 Mrd. US-Dollar. Auf vergleichbarer Fläche, also den Geschäften, die länger als zwölf Monate geöffnet sind, legten die Erlöse um 4,7% zu. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erhöhte sich um 20,1% auf 153,5 Mio. US-Dollar und die entsprechende Marge von 9,3 auf 10%. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 94,9 Mio. US-Dollar 21,7% mehr. Die Nettomarge verbesserte sich von 5,7% auf 6,2%. Das Ergebnis je Aktie (EPS) nahm von 0,61 auf 0,77 US-Dollar zu. Im ersten Halbjahr insgesamt erwirtschaftete Dollar Tree einen Umsatz von 3,89 Mrd. US-Dollar, was einem Plus von 13,1% entspricht. Auf vergleichbarer Fläche waren es 5,9% Zuwachs. Das EBIT stieg um 36,8% auf 315,2 Mio. US-Dollar, was zu einer von 8,4% auf 10,2% verbesserten EBIT-Marge führte. Zudem kletterte der Nachsteuerprofit um 38,3% auf 195,9 Mio. US-Dollar. Die Nettomarge nahm von 5,2% auf 6,3% zu. Das EPS verbesserte sich von 1,10 auf 1,59 US-Dollar.
Neue Rekorde im Visier
Mit den Zahlen für das dritte Quartal, die am 17. November erwartet werden, dürfte Dollar Tree seine Erfolgsgeschichte fortsetzen. Bei Vorlage der Halbjahresbilanz hatte das Unternehmen für den Zeitraum August bis Oktober Umsätze in einer Spanne von 1,56 bis 1,60 Mrd. US-Dollar basierend auf einem niedrigen Umsatzplus auf vergleichbarer Fläche in Aussicht gestellt. Das EPS wird bei 0,77 bis 0,83 US-Dollar erwartet. Werden die Ziele erreicht, würde die Gesellschaft einen weiteren Schritt in Richtung zu einem neuen Rekordjahr machen und damit die seit Jahren andauernde Serie mit stetig steigenden Höchstwerten fortsetzen. Konkret wurden seit 1995 Umsatz und EPS jedes Jahr gesteigert. Im vergangenen Geschäftsjahr 2010/11 hatte der Konzern 5,88 Mrd. US-Dollar (+12,4%) umgesetzt und dabei nach Steuern 397,3 Mio. US-Dollar (+24%) verdient. Ferner war das EPS von 2,37 auf 3,10 US-Dollar (ohne Sondereffekte 3,23 US-Dollar) geklettert. Für das Gesamtjahr 2011/12 gehen die bisherigen Prognosen von Umsätzen in der Spanne von 6,53 bis 6,62 Mrd. US-Dollar aus. Beim EPS liegt das Ziel bei 3,82 bis 3,95 US-Dollar.
Mehr und bessere Geschäfte
Um den Erfolgskurs auch künftig fortzusetzen, setzt der Konzern neben der forcierten Expansion durch neue Standorte auf den Ausbau und die Verbesserung der bestehenden Geschäfte. So wurden beispielsweise bereits viele Märkte (etwa die Hälfte) mit Kühl- und Gefriertheken ausgestattet, sodass nun auch Tiefkühlkost, Molkereiprodukte und andere zu kühlende Waren angeboten werden und damit das Sortiment erweitern. Darüber hinaus entwickelt Dollar Tree neue Ladenkonzepte wie Deal$, in dem nicht nur Waren von maximal 1 US-Dollar, sondern auch teurere angeboten werden, aber dennoch Schnäppchen sind. Daneben wird die Expansion in Kanada forciert. Dort sieht der Konzern Potenzial von etwa 900 bis 1.000 eigenen Geschäften. In den USA kann sich Dollar Tree 7.000 eigene Läden vorstellen.
Fazit
Alle Waren für maximal 1 US-Dollar zu verkaufen hört sich zunächst einmal nicht sonderlich sexy an und erweckt eher den Eindruck eines Ramschladens. Dollar Tree zeigt jedoch, dass es anders geht. Der Erfolg gibt dem Unternehmen recht, wie die beeindruckende Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre unterfüttert. Daran scheint sich auch im laufenden Geschäftsjahr nichts zu ändern. Der Konzern ist auf Kurs zu neuen Spitzenwerten. Im Vorfeld der Zahlen für das dritte Quartal am 17. November könnten Investoren, die gute Ergebnisse sowie optimistische Zukunftsaussagen erwarten, spekulative Käufe in Erwägung ziehen. Aber auch sonst ist die Aktie eine Spekulation wert. Sie ist zwar selbst kein Schnäppchen und der Kurs scheint schon recht heiß gelaufen, eventuelle Korrekturen könnten angesichts des vielversprechenden Geschäftsmodells dennoch neue Einstiegsgelegenheiten bieten.