Dr. Hönle AG: Starke Zahlen vom starken Mittelständler
Der Spezialist für industrielle UV-Technologien hat jüngst sehr überzeugende erste Zahlen für das Geschäftsjahr 2010/11 (bis Ende September) veröffentlicht. Den Aktionären winkt ferner eine höhere Dividende, was aktuell einer ansehnlichen Rendite von mehr als 5% entspräche. Zusammen mit einer günstigen Bewertung scheint die Aktie des in seinem Tätigkeitsfeld bestens positionierten Mittelständlers somit ein potenzieller Kauf. Allerdings gibt es eine Unsicherheit, die Investoren abhalten könnte.
Die Abhängigkeit von großen Kunden ist eine Achillesferse. Bricht ein solcher weg, drohen signifikante Einbußen bei Umsatz und Ertrag, mitunter auch Abschreibungen auf offene Forderungen. So ein Risiko sehen die Investoren wohl auch bei der Dr. Hönle AG, wie die negative Kursreaktion Ende November wegen der Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei manroland verdeutlicht. Bleibt die Frage, wie groß die Auswirkungen auf die Ergebnisse tatsächlich sind. Der Druckmaschinenhersteller manroland war der mit Abstand größte Kunde von Hönle. Sein Anteil am Konzernumsatz lag bei etwa 17%. Kein Wunder also, dass sich der Vorstand bei den jüngst vorgelegten vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2010/11 mit einem konkreten Ausblick zurückhielt. Zudem auch, weil die Auswirkungen der aktuellen Schuldenkrise auf die weltweite Konjunkturentwicklung nur schwer prognostizierbar sind.
Kein Grund für Pessimismus
Grund für nachhaltigen Pessimismus gibt es jedoch nicht. Selbst die Insolvenz von manroland dürfte zu verschmerzen sein. Auch ist hier noch nicht aller Tage Abend und es gelingt vielleicht sogar ein erfolgreicher Neuanfang. Ein kleiner Lichtblick ist ferner, dass manroland seinen operativen Betrieb dank eines jüngst erhaltenen Massekredits zunächst aufrechterhalten kann. Sollte die Zahlung für Leistungen durch den Insolvenzverwalter garantiert werden, kann Hönle sich daher vorstellen, weiter Produkte an den bisherigen Großkunden zu liefern. Weil zudem schon Leistungen erbracht wurden, auch wenn teilweise noch nicht beglichen, sodass offene Forderungen von etwa 1,3 Mio. Euro bestehen, auf die Abschreibungen nicht ausgeschlossen sind, dürften die Umsatzeinbußen durch die Insolvenz im laufenden Geschäftsjahr 2011/12 im Rahmen bleiben. Und selbst wenn die Umsätze mit manroland komplett wegfallen, liegt das diesbezügliche grundsätzliche Risiko bei nur etwa 8 Mio. Euro im Neugeschäft. Ein Rückschlag ja, aber einer, der relativ zügig wieder aufgefangen werden könnte. Weil die an manroland verkauften Produkte zudem margenschwächer sind als die übrigen des Konzerns, dürfte auch der nachhaltige Effekt auf die Erträge durch einen Wegfall gut zu verkraften sein. Kurzfristig könnten allerdings Kosten für Anpassungen in der Produktion nötig sein, was jedoch wiederum mittelfristig die Kostenseite entlasten sollte.
Glänzend positioniert
Die Insolvenz von manroland ist somit zweifelsohne ein kurzfristiger Makel und dürfte Spuren bei den Ergebnissen hinterlassen, in eine ernsthafte Bredouille wird Hönle dadurch jedoch nicht geraten. Schließlich ist die Gesellschaft glänzend in einem aussichtsreichen Nischenmarkt positioniert und sollte künftig weiter von einer wachsenden Nachfrage nach Produkten aus dem Bereich UV-Technologie profitieren. Auf diesem Gebiet hat sich das Unternehmen in den vergangenen mehr als 30 Jahren eine große Kompetenz erarbeitet, zählt sich daher heute selbst zu den weltweit führenden Systemanbietern. Hönle entwickelt und produziert UV-Anlagen, UV-Strahler, UV-Messtechnik, Dosiertechnik sowie UV-Klebstoffe und macht sich dabei die Elementarkraft der UV-Strahlung (UV) zunutze, um effiziente und umweltfreundliche Alternativen zum herkömmlichen Fertigungsverfahren zu entwickeln. Mit seinem einzigartigen Sortiment bietet der Konzern seinen Kunden dabei maßgeschneiderte, optimal auf die der jeweiligen Fertigungsprozesse abgestimmte Lösungen. Eingesetzt werden die Anlagen in der Farb- und Lacktrocknung, in der Kleb- und Kunststoffhärtung sowie in der Entkeimung und der Sonnenlichtsimulation. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung industrieller Klebstoffe und Vergussmassen. Verwendung finden die Hönle-Produkte in vielen Branchen wie in der Druck-, Veredelungs-, Beschichtungs-, Automobil-, Luftfahrt- und Pharmaindustrie sowie in Produktionsprozessen der Elektronik, Mikroelektronik, Feinmechanik und Optik.
Zukäufe
Neben dem rein organischen Wachstum setzt Hönle wie in der Vergangenheit auch künftig weiter auf ergänzende Akquisitionen. Im vergangenen Geschäftsjahr gab es zwei Zukäufe. Weil beide unterjährig erworben und damit noch nicht voll konsolidiert wurden, könnten sie mit dazu beitragen, die Einbußen im Zusammenhang mit manroland sowohl kurzfristig als auch längerfristig zu mildern. Gleiches gilt für potenzielle weitere Übernahmen. Laut Unternehmen werden derzeit Gespräche geführt, wobei auch eine Firma mit einem Jahresumsatz im unteren zweistelligen Millionenbereich im Visier ist. Sollte sich Hönle tatsächlich derart verstärken und dabei die vorsichtige und nicht zu teure bisherige Einkaufspolitik fortsetzen, könnten die potenziellen Ergebniseinbußen durch manroland sogar relativ zügig komplett ausgeglichen, ja sogar überkompensiert werden. Dies wäre außerdem ein weiterer Schritt in Richtung des jüngst noch einmal bekräftigten mittelfristigen Ziels von 100 Mio. Euro Jahresumsatz.
Starke Zahlen
Im Geschäftsjahr 2010/11 hatte der Konzern Erlöse von 67,9 Mio. Euro (+24,4%) verbucht und profitierte dabei neben Zukäufen von der sehr starken konjunkturellen Belebung. Sehr erfreulich war auch die Ertragsentwicklung. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) wurde von 5,5 auf 11,3 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Nach Steuern kletterte der Profit von 4,8 auf 7,7 Mio. Euro. Die Aktionäre sollen daran mit einer von 0,30 auf 0,50 Euro je Aktie erhöhten Dividende beteiligt werden.
Fazit
Die jüngst vorgelegten Zahlen für das Geschäftsjahr 2010/11 können sich sehen lassen und Hönle unterfüttert damit die Tragfähigkeit des eigenen Geschäftsmodells. Der Mittelständler hat sich in einem vielversprechenden Nischenmarkt eine führende Position erarbeitet und die Vorteile der UV-Technologie in Fertigungsprozessen sollten auch künftig die Nachfrage nach Produkten aus diesem Bereich ankurbeln. Derzeit ein Wermutstropfen ist die Unsicherheit bezüglich der Insolvenz des wichtigen Kunden manroland und das daraus folgende Risiko von größeren negativen Auswirkungen auf die Ergebnisse. Zusammen mit der unklaren weiteren konjunkturellen Entwicklung könnte dies die Kauflaune bremsen. Dennoch bleibt Hönle ein langfristig aussichtsreiches Investment. Der mögliche negative Effekt wegen manroland könnte zudem relativ zügig durch eventuelle weitere Akquisitionen kompensiert werden. Hönle dürfte sich dabei außerdem auf Bereiche konzentrieren, die zukunftsträchtiger sind als das Geschäft mit Druckmaschinenherstellern. Argumente für aktuelle Käufe könnten ferner die günstige Bewertung (KGV 2011/12e: 10), die bereits einen Gewinnrückgang von 30% beinhaltet, und die in Aussicht gestellte üppige Dividende sein. Daneben weckt die Charttechnik Zuversicht. Der Einbruch Ende November stoppte nahezu punktgenau an der Unterstützung bei 8,35 Euro. Seither ist eine Gegenbewegung auszumachen. Sie könnte kurzfristig zunächst Potenzial bis in den Bereich von etwa 10,50 bis 11,00 Euro haben. Trotz Unsicherheiten sind somit derzeit bei etwa 8,35 Euro abgesicherte spekulative Long-Positionen erwägenswert.