Drägerwerk hebt Jahresziele an
Mit einem kräftigen Kursplus honorierten die Investoren in der vergangenen Woche die angehobenen Jahresziele des Medizin- und Sicherheitstechnikherstellers. Auch die Analysten zeigten sich entzückt, es gab eine Reihe von Hochstufungen.
Drägerwerk hatte aufgrund der anhaltend positiven Geschäftsentwicklung in den Monaten April und Mai die Ziele für das Geschäftsjahr 2010 angehoben. Das Unternehmen verwies auf eine gute Auftragslage und die starke Umsatzentwicklung insbesondere in den Regionen Asien-Pazifik und Amerika. Nach Angaben von Firmenchef Stefan Dräger sollen außerdem die planmäßig fortgeführten Einsparungen aus dem Turnaround-Programm, eine unverändert positive Produktmixverschiebung zum margenstärkeren Geräte- und Industriegeschäft sowie positive Währungseffekte diese Entwicklung unterstützen. Außerdem ist es Drägerwerk gelungen, das im vierten Quartal 2009 vollständig abgeschriebene Tieftauchsystem zu verkaufen. Dies wird im Geschäftsjahr mit einem höheren einstelligen Millionenbetrag positiv zum Ergebnis beitragen. Für 2010 rechnet Drägerwerk nun mit einem Umsatzzuwachs im mittleren einstelligen Prozentbereich. Bislang hatte der Konzern ein Plus im niedrigen einstelligen Prozentbereich erwartet. Daneben hob der Vorstand die Marge auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (EBIT) an. Sie wird nun zwischen 7% und 8% prognostiziert, nach bislang 5% bis 6%. 2009 hatte die Gesellschaft eine EBIT-Marge von 4,2% erzielt. Die Prognosen unterliegen der Annahme einer Fortsetzung der erfolgreichen Implementierung des Turnaround-Programms, einer Entwicklung der Währungsparitäten entsprechend der gegenwärtigen Trends sowie einer stetigen Entwicklung in den für das Unternehmen relevanten Märkten. Die 1889 gegründete Firma ist in den Bereichen Medizintechnik und Sicherheitstechnik aktiv.
Medizintechnik
Größtes Geschäftsfeld ist die Medizintechnik. Der Umsatzanteil 2009 lag bei etwa 65%. Drägerwerk entwickelt, produziert und vermarktet hier Systemlösungen, Geräte und Services, die in der Prozesskette der Akutmedizin zusammenwirken. Das Sortiment umfasst Anästhesiearbeitsplätze, Beatmungsgeräte für Intensivmedizin und häusliche Pflege, Intensiv- und Transportbeatmung sowie Wärmetherapie für Neugeborene. Patientenmonitoring, IT-Lösungen und Gasmanagementsysteme runden das Angebot ab. Eigenen Angaben zufolge ist man weltweit führend auf den Gebieten Anästhesie sowie Beatmung. Langfristiges Wachstumspotenzial bietet die zunehmend älter werdende Bevölkerung, was für einen erhöhten Bedarf an medizinischer Versorgung spricht. Auf der anderen Seite wächst der Druck, die Kosten für die Gesundheitssysteme zu begrenzen und zu senken. Innovative Medizintechnik wird dabei als Möglichkeit zur Gesamtkostenminimierung gesehen, können damit doch Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen realisiert werden. Das Unternehmen erwartet daher, dass der Markt trotz der wirtschaftskrisenbedingten Effekte mittelfristig stabil wächst. Potenzial bieten außerdem die Schwellenländer, in denen sich die Gesundheitssysteme rasch entwickeln, was zu einem steigenden Bedarf an neuster Medizintechnik führt.
Personen- und Anlagenschutz
Im zweitgrößten Standbein Sicherheitstechnik (Umsatzanteil 2009: 35%) bietet der Konzern seinen Kunden ein ganzheitliches Gefahrenmanagement, insbesondere für den Personen- und Anlagenschutz. Das Portfolio umfasst stationäre und mobile Gasmesssysteme, Atemschutzausrüstung, Brandübungsanlagen sowie Alkohol- und Drogentestgeräte. Kunden sind die Industrie, der Bergbau und öffentliche Auftraggeber wie Feuerwehr, Polizei und Katastrophenschutz. Drägerwerk gehört nach eigener Einschätzung zu den Marktführern bei der mobilen und stationären Gasmesstechnik sowie im Bereich Diagnostik (Alkohol- und Drogenmesssysteme). Angesichts der großen Abhängigkeit von Industriekunden und öffentlicher Hand wirken sich Wirtschaftsflauten und klamme Staatskassen hier besonders deutlich aus. Langfristig zeigt jedoch auch hier der Trend nach oben. Zunehmend strengere Sicherheitsvorschriften, ein wachsendes Umwelt-, Hygiene- und Sicherheitsbewusstsein, auch in den Schwellenländern, sowie gute Aussichten für wesentliche Abnehmergruppen wie der Gas-, Öl- und chemischen Industrie sind hier treibende Kräfte.
Kapitalerhöhung
Neben den angehobenen Prognosen kündigte Drägerwerk jüngst ferner eine Kapitalerhöhung an. Dadurch will man netto rund 100 Mio. Euro einnehmen und damit Schulden abbauen sowie die Eigenkapitalbasis stärken. Außerdem wird damit die finanzielle Flexibilität erhöht, um die Marktposition auch durch kleinere Zukäufe in Schwellenländern auszubauen. Konkret sollen insgesamt 3,81 Mio. neue Stammaktien ausgegeben werden, für die die Vorzugsaktionäre ein Bezugsrecht eingeräumt bekommen. Sie können die Papiere zu einem Preis von 27,50 Euro je Stammaktie zeichnen, was als sehr niedrig einzustufen ist, liegt der Preis doch rund ein Drittel unter dem Kurs, zu dem zuvor 1.039.200 von der Dr. Heinrich Dräger GmbH gehaltene Stammaktien im Rahmen einer Privatplatzierung an institutionellen Investoren zu je 41 Euro ausgegeben wurden. Die Erstnotiz der bereits existierenden Stammaktien ist für den 21. Juni 2010 vorgesehen. Die Lieferung und Abrechnung der im Bezugsangebot bezogenen Neuen Aktien erfolgt voraussichtlich am 2. Juli 2010. Zu diesem Zeitpunkt ist auch die Einbeziehung der Neuen Aktien in den Handel am regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse geplant.
Fazit
Drägerwerk hat ein nachhaltiges und stabiles Geschäftsmodell, das sich in den vergangenen Jahrzehnten durch stetiges Wachstum auszeichnete. Zwar hat die weltweite Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr auch hier ihre Spuren hinterlassen, das im zweiten Quartal 2009 implementierte Einsparungs- und Effizienzprogramm zeigt aber erste Erfolge und sollte zu weiteren Ertragssteigerungen führen. Erklärtes Ziel ist es, mittelfristig eine EBIT-Marge von 10% zu erreichen. Daneben setzt die Gesellschaft auch künftig auf kontinuierliche Innovationen, die bereits in den vergangenen Jahren dazu beitrugen, die Technologie- und Innovationsführerschaft zu erreichen und auszubauen, um sich somit im wettbewerbsintensiven Umfeld zu behaupten. Daran dürfte der Konzern auch künftig anknüpfen und sollte seinen profitablen Wachstumskurs fortsetzen, ist er doch in attraktiven Teil- und Nischenmärkten der Medizin- und Sicherheitstechnik aktiv, die langfristig dank der weltweit aussichtsreichen Wachstumsperspektiven vielversprechend erscheinen. Zwar kam der Aktienkurs wegen der angekündigten Kapitalerhöhung nach dem vorangegangenen kräftigen Aufwärtsimpuls wegen der erhöhten Jahresziele wieder etwas zurück, spekulative Käufe scheinen auf dem aktuellen Niveau aber erwägenswert.