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Durch die rosarote Brille

Die Aktie der Telekom ist plötzlich wieder gefragt. Sie profitiert von Megadeals der Konkurrenten und neuer Phantasie.

BÖRSE am Sonntag

 

Die Aktie der Deutsche Telekom war für ein Jahrzehnt im Dornröschenschlaf. Unbeweglich schlummerte der Kurs um die Marke von 10 Euro. Und wenn die Anleger nicht immer eine ordentliche Dividende bekommen hätten, wäre der Ärger über das Börsenschwergewicht nie gewichen. Denn die „Volksaktie“ startete mit dem Börsengang 1996 zunächst richtig durch, brachte den Aktienmarkt mächtig in Schwung und wurde zur Anlegerhoffnung einer ganzen Sparergeneration – und zu ihrer größten Enttäuschung. Viele Bundesbürger hatten erstmals Aktien gekauft und dabei in Werbesprüche von smarten Fernsehstars vertraut. Eine große Zahl von Investoren verlor sehr viel Geld mit dem rasanten Absturz des Wertes.

Von der 100-Euro-Marke, die das Papier im Jahr 2000 erreichte, ist die Deutsche Telekom-Aktie auch über ein Jahrzehnt später gefühlte Welten entfernt. Doch nun kommt erstmals wieder so etwas wie eine große Perspektive auf. Es kommt Bewegung in die Dinosaurierbranche der Telekommunikation. Fusionen und Übernahmen entfesseln die Branche, Milliardendeals wecken die Fantasie, dass Telekomaktien vielleicht völlig falsch, - also: unterbewertet! - sein könnten. Und so treibt das Treiben der Konkurrenz auch den Kurs des magentafarbenden Konzerns.

Seit Tagen gehört die Telekom-Aktie zu den stärksten Papieren im DAX. Im Laufe der Woche brachte der Titel ein Plus von rund fünf Prozent zustande. Seit einem halben Jahr hat der Kurs um 33 Prozent zugelegt. Die magische 10 Euro-Marke wurde Mitte letzter Woche erstmals seit einem Jahr wieder überstiegen. Doch mit einem klaren Unterschied zum Vorjahr. Denn während sich die Aktie 2012 kaum einen Tag über der Zehnerlinie halten konnte, hält sich die DTE 2013 schon seit einer Woche darüber. Aktuell liegt der Kurs bei 10,80 Euro.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Der Impuls für die Käufe großer Investoren kommt eindeutig vom bewegten M&A-Markt. Durch die niedrigen Zinsen und die Gelddruckpolitik der FED werden in diesen Monaten viele Übernahmen und Fusionen getätigt. Zudem hat der 130-Milliarden-US-Dollar-Deal von Verizon bei der Übernahme der Vodafone-Anteile in den USA für mächtig Wirbel an den Börsen gesorgt. Börse am Sonntag berichtete. Die Deutsche Telekom und weitere Global Player in der Mobilfunkbranche profitierten von der Verizon-Übernahme. Die geplante Zusammenlegung von E-Plus und O2 tut sein Übriges in diesem Kontext. Ein Frankfurter Händler spricht von der „Fusionitis“ im Telekom-Sektor. Bis auf die Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone ist aber in Wahrheit noch nicht viel auf dem lukrativen deutschen Markt geschehen.

Experten halten es für unwahrscheinlich, dass es weiterhin so aufwärts geht. Die Deutsche Telekom ist nach wie vor eines der größten Telekommunikations- und IT-Unternehmen Europas, doch das operative Ergebnis des Konzern passt nicht wirklich zum hohen Kurs. Durch die gestiegene Anzahl von Handyverträgen in den USA, konnten die Bonner zwar bessere Quartalszahlen als erwartet vorlegen, doch auch diese kommen nur durch enorme Marketingaufwendungen zustande. Der amerikanische Markt gilt allgemein als schwierig. Auch deswegen ist Vodafone erst kürzlich komplett ausgestiegen. René Obermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, ist trotzdem optimistisch: „Wir erleben einen Kundenansturm auf beiden Seiten des Atlantiks. Unsere Strategie geht auf: In den USA legen wir eine gewaltige Trendwende vor und wollen den Erfolgsweg fortsetzen. Für dieses werthaltige Wachstum sind wir bereit, in diesem Jahr mehr Geld in die Hand zu nehmen als bislang geplant.“ Ist das nur ein Blick durch die rosarote Telekom-Brille oder ist es realistisch?

Auf dem europäische Markt läuft es ebenfalls ambivalent: In Deutschland ist das Ergebnis ordentlich, im Rest des Kontinents nur durchwachsen. Man habe mit Regulierungsentscheidungen und starkem Preisdruck in vielen Märkten sowie der unverändert schwierigen gesamtwirtschaftlichen Situation zu kämpfen, so Telekom. Mit einem KGV 16,13 für 2013e liegt die Deutsche Telekom dabei deutlich höher als ihre internationalen Konkurrenten.

Dividende erfreut die Anleger

Die Analysten sind sich momentan recht einig mit der Einstufung „Deutsche Telekom halten“. So hat die National-Bank das Kursziel für Deutsche Telekom von 9,00 auf 10,80 Euro - das entspricht ungefähr dem aktuell Kurswert - angehoben, die Einstufung aber auf "Halten" belassen. In einer Studie vom Donnerstag schrieb Analyst Markus Glockenmeier, der jüngste Quartalsbericht etwas besser als erwartet ausgefallen sei. Trotzdem bliebe das operative Gesamtbild aber unverändert. Im Jahr 2014 werde die Telekom voraussichtlich noch vom Zusammenschluss mit Metro PCS in den USA profitieren. Positive Erwartungen sind laut Meinung des Analysten mittlerweile eingepreist.

Besonders beliebt ist die Deutsche Telekom bekanntlich wegen ihrer hohen Dividende. So wurden in den letzen Jahren stets 0,70 Euro pro Aktie ausgeschüttet. Das entsprach 2012 beispielsweise einer unglaublichen Rendite von über acht Prozent. Für 2013 wird eine Dividendenrendite von fast fünf Prozent erwartet. Das ist zwar wesentlich weniger als in den Vorjahren, aber dennoch ein  stolzer Wert.

Fazit: Mutige Anleger können auf der Welle der Fusionen wohl noch eine Weile mitschwimmen. Die Deutsche Telekom ist ein deutsches Vorzeigeunternehmen und mit einer Marktkapitalisierung von 45,41 Milliarden Euro unter den Top Ten der wertvollsten DAX-Unternehmen. Wegen guter Dividenden ist der Titel ohnehin beliebt, auch die nächstes Jahr etwas geringere Ausschüttung ändert das nicht. Analysten sehen das Kursziel zwar schon erreicht, weisen aber auf einen profitablen Zusammenschluss mit Metro PCS in den USA hin. WCW

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