Endlich ein Comeback für die Commerzbank
Nach schwierigen, ja, katastrophalen Jahren nimmt der Kurs der zweitgrößten deutschen Bank zum Jahresausklang so richtig Fahrt auf. Der Aktienkurs springt an. Ist das Tal der Tränen endlich durchschritten, startet die Commerzbank im kommenden Jahr durch?
Nach schwierigen, ja, katastrophalen Jahren nimmt der Kurs der zweitgrößten deutschen Bank zum Jahresausklang so richtig Fahrt auf. Der Aktienkurs springt an. Ist das Tal der Tränen endlich durchschritten, startet die Commerzbank im kommenden Jahr durch?
In der Frankfurter Hauptzentrale der Commerzbank dürfte schon jetzt - einige Tage vor Weihnachten - Festtagsstimmung herrschen. Nach langen Jahren der Frustration, des öffentlichen Hohns und des zwischenzeitlichen Bangens um den Verbleib im wichtigsten deutschen Aktienindex sind die Wertpapiere des Kreditinstituts derzeit die gefragtesten im DAX. Positivmeldungen zu Wochenbeginn beflügelten den Kurs besonders. Die interne Restrukturierung kommt voran, die Zahlen hellen sich auf, manche Geschäfte laufen endlich einmal besser als erwartet und die neue Imagekampagne zeigt Wirkung. Selbst die überkritische Zeit lobt plötzlich „Die sanfte Wende des gelben Riesen“. Kurzum - es häufen sich positive Nachrichten. So fand das gelbe Institut einen Käufer für ein großes Paket von Schiffskrediten und kommt dadurch bei der Auflösung seiner Problemkredite enorm voran. Für zusätzlichen Auftrieb sorgte ein Bericht im Spiegel, in dem zu lesen war, dass deutsche Banken von der geplanten Bankenabgabe für einen europäischen Abwicklungsfonds erst einmal verschont bleiben könnten.
Es ist zweifelsohne ein klarer Aufwärtstrend für die Commerzbank-Aktie erkennbar, der durch die rasante Jahresendrally aktuell verstärkt wird. Seit Juli hat der Titel um bemerkenswerte 90 Prozent zugelegt. Dennoch sehen Insider noch Luft nach oben. Nach Ansicht von Börsenlegende Hans A. Bernecker ist der Marktwert der Commerzbank noch nicht da, wo er hingehört. Die Reparatur der Bilanzsumme brauche noch Zeit. "Die Bilanzsumme wird vermutlich bei 530 bis 550 Milliarden Euro landen", sagt der Experte. „Sie lag einmal bei etwa 800 Milliarden Euro.“ Seine Kursziele für die Commerzbank bleiben vorerst gültig. „Wir werden 2014 eine Anhebung vornehmen. Wir sind sicher: Nachhaltige Kaufempfehlungen für die gibt es erst dann wie üblich ab 14 oder 15 Euro, wenn wir unser Ziel erreicht haben.“
Das Analysehaus Independent Research hat das Kursziel für Commerzbank von 10,50 auf 11,50 Euro angehoben und die Einstufung auf "Halten" belassen. Der Verkauf von 14 Chemikalientankern an den amerikanischen Investor Oaktree sei angesichts des schwierigen Umfelds in der Schiffsfinanzierung erfreulich, schrieb Analyst Stefan Bongardt in einer Studie. Dadurch werde deutlich, dass trotz des widrigen Umfelds Transaktionen realisiert und damit das Risikoprofil verbessert werden könne.
Cobank doch ein Übernahmekandidat?
Zusätzlich profitiert das Papier von Übernahmephantasien, die seit einigen Monaten die Runde machen. Es gibt immer wieder Gerüchte, wonach andere Banken Interesse an einem Kauf der Cobank haben sollen. Durch die Neuaufstellung der Regierung könnte schon bald Bewegung in die Angelegenheit kommen. Sollte der Bund tatsächlich den Verkauf seiner Anteile beschließen, dürfte die Commerzbank zum Übernahmekandidaten werden, da ein potentieller Käufer höchstwahrscheinlich nur auf die Gesamtübernahme abzielen würde. Denn: Beteiligungen an einem ertragsschwachen, dividendenlosen Institut machen wenig Sinn für Investoren.
Der Kompletterwerb der Commerzbank ist mit gut zehn Milliarden Euro allerdings nicht ganz günstig. Und ob der Bund seine Anteile in naher Zukunft überhaupt zum Verkauf anbietet ist zudem reine Spekulation. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt müsste der Staat im Falle einer Abgabe der17-prozentigen Finanzbeteiligung rund drei Milliarden Euro draufzahlen. Insofern ist es nicht als unwahrscheinlich einzuschätzen, dass mit dem Verkauf gewartet wird bis die Commerzbank wieder besser dasteht. Dennoch lässt die momentane Lage rund um Deutschlands zweitgrößte Bank viel Raum zur Spekulation, was einige Anleger zum Erwerb der Wertpapiere bewegt, obwohl das KGV bei einem Wert von 14 liegt.
Doch auch abseits der Spekulanten sind die Commerzbank-Aktien wieder auf dem Weg nachhaltig das Interesse vieler Anleger zu wecken, was nicht zuletzt an der konsequenten Restrukturierung liegt. Vorstandschef Martin Blessing baut das Portfolio der hauseigenen Bad Bank zügig ab, sodass sich die Kapitalausstattung der Bank verbessert. Mit einem Bestand von 124 Mrd. Euro in der Bad Bank wurde das ursprünglich fürs Jahresende angepeilte Ziel bereits Ende September erreicht. Zudem verbessert sich die Kapitalquote, da die Risiken in den Büchern konzernweit sinken. Für den Bankenstresstest der Europäischen Zentralbank sieht sich die Commerzbank daher gut gerüstet.
Im kommenden Jahr gilt es die Früchte der Arbeit an den Aktienmärkten zu ernten. Durch kosteneffizientes Wirtschaften, Personalabbau und Investitionen in die Zukunft hat die Commerzbank ihre Hausaufgaben für 2013 gemacht. Vor allem aber hat man den Fokus auf die Privatkunden und den Mittelstand gelegt, während das Investmentbanking eine inzwischen sehr untergeordnete Rolle spielt. Analysten trauen der Commerzbank zu, dass sie den Gewinn im nächsten Jahr kräftig steigern wird auf 0,75 Euro je Aktie. Dennoch liegt noch sehr viel Arbeit vor Blessing und einem Team bis die Bank wieder in altem Glanz erstrahlt. Die aktuelle Jahresendrally könnte aber schon ein Fingerzeig für ein erfolgreiches 2014 sein.