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E.ON: Konzernumbau als Hoffnungsträger?

Anleger, die seit Jahren in der Aktie des größten deutschen Energieversorgers investiert sind, haben an ihrem Papier sicherlich keine Freude gehabt. Der Kursverlauf ist ernüchternd. Gerade erst im Februar dieses Jahres wurde innerhalb der seit dem Allzeithoch von Januar 2008 auszumachenden Talfahrt ein neues Tief erreicht. Seither hat sich der Preis allerdings ein gutes Stück erholt. Stützt hier vielleicht die Hoffnung auf einen erfolgreichen Konzernumbau?

BÖRSE am Sonntag

Fundamentale Fakten, um die Kauflaune der Investoren anzuheizen, scheinen bei E.ON derzeit rar. Vielmehr lassen sich Argumente finden, die gegen Engagements sprechen. Ein potenziell abschreckendes ist die Energiewende in Deutschland. Schließlich müssen die damit einhergehenden Belastungen, die beispielsweise aus der Schließung von Kernkraftwerken resultieren, kompensiert werden. Kein leichtes Unterfangen. Darüber hinaus sorgt das Hickhack um die von der Politik gewollte, von ihr jedoch dilettantisch umgesetzte Energiewende für unklare Rahmenbedingungen und damit für Unsicherheit. Als wenn dies alles nicht schon belastend genug wäre, beeinträchtigt die generell schwache Wirtschaftslage in Europa das Geschäft. So spürte E.ON 2012 in allen Kernmärkten eine deutlich rückläufige Strom- und Gasnachfrage. Zudem dürften die Bedingungen in Europa laut Vorstand auch mittelfristig schwierig bleiben. Für das Geschäftsjahr 2013 rechnet er daher mit einem Rückgang der Erträge. Trotz dieser tendenziell trüben Faktenlage könnte es jedoch Ansatzpunkte für ein Investment geben.

Konzernumbau

Dazu gehört der Umbau des Konzerns, der seit einiger Zeit im Gange ist. Das Vorhaben einer breit angelegten Restrukturierung ist zwar nicht gerade einfach und auch nicht von heute auf morgen umzusetzen, E.ON stellt sich jedoch den Herausforderungen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist finanzielle Disziplin. Der Vorstand setzt konsequent auf Kostensenkungen und Effizienzverbesserungen in allen Geschäften und Prozessen. Darüber hinaus stellt sich die Gesellschaft darauf ein, dass aus dem laufenden Geschäft weniger Mittel für neue Investitionen erwirtschaftet werden. Die Gelder müssen deshalb effizient eingesetzt werden. E.ON konzentriert sich daher eigenen Angaben zufolge auf besonders attraktive und werthaltige Wachstumsfelder, die den Umbau des Konzerns voranbringen. 2013 sollen konkret gut 6 Mrd. Euro (2012: 7 Mrd. Euro) investiert werden. Dabei geht es vor allem um den Abschluss von einigen wenigen, vor Jahren begonnenen Großprojekten in der Erzeugung und bei Gasspeichern, um den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien und die Aktivitäten außerhalb Europas. Im nächsten Jahr sollen die Investitionen dann weiter auf etwa 4 Mrd. Euro sinken. Ein weiterer Aspekt beim Konzernumbau ist der Verkauf nicht mehr strategischer Beteiligungen. Bis Ende 2012 wurden damit bereits rund 14 Mrd. Euro erlöst. Ursprünglich 15 Mrd. Euro aus derartigen Desinvestitionen angepeilt, rechnet der Vorstand jetzt mit bis zu 20 Mrd. Euro. Zwar gehen mit derartigen Verkäufen auch substanzielle Ergebnisbeiträge verloren, die dadurch frei werdenden Mittel verschaffen dem Konzern jedoch finanziellen Spielraum für die Neuausrichtung.

Zukunftsträchtige Geschäfte

Die Gelder dienen neben dem Schuldenabbau demnach Investitionen in zukunftsträchtige Geschäfte. Regionale Wachstumschancen sieht der Vorstand vor allem in der Türkei, Brasilien und Russland, die nach und nach erschlossen werden. Während man in Russland schon länger aktiv ist, machte man 2012 in der Türkei und Brasilien die ersten Schritte. Kurz vor Ostern gab E.ON bekannt, den Anteil am brasilianischen Energieunternehmen MPX von 11,7% auf insgesamt 36,1% aufstocken und dafür 800 Mio. Euro ausgeben zu wollen. Aber nicht nur die Erschließung neuer Märkte gehört zum Vorhaben, die Grundlage für künftige Ergebnisträger zu legen. In seinen europäischen Kernmärkten setzt der Konzern weiterhin auf den Ausbau von dezentraler Erzeugung und erneuerbaren Energien. Erste Erfolge der in den vergangenen fünf Jahren auf- und ausgebauten neuen Geschäfte sind bereits auszumachen. Sie reichen zwar nicht aus, die schwierige Situation in der klassischen Stromerzeugung in einigen regionalen Märkten auszugleichen, sind aber immerhin ein Anfang. Darauf lässt sich aufbauen.

Lichtblick bei den Ergebnissen

Ein Lichtblick ist auch die Ergebnisentwicklung 2012, wenngleich dazu einige positive Einmaleffekte beitrugen. Der Umsatz nahm um 17% auf 132,1 Mrd. Euro zu. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um 16% auf 10,8 Mrd. Euro. Geholfen haben Verbesserungen im Gashandelsgeschäft, der rückwirkende Ausgleich von Verlusten im Gasgeschäft der Vorjahre, aber auch zusätzliche Erzeugungskapazitäten in Russland sowie erste, nachhaltig positive Effekte des laufenden Effizienzsteigerungsprogramms. Das Ergebnis 2011 war zudem einmalig aufgrund des Kernenergieausstiegs in Deutschland belastet. Nachdem dies im Vorjahr zu einem Steuerverlust von 1,9 Mrd. Euro führte, gelang 2012 mit einem Überschuss von 2,6  Mrd. Euro der Sprung zurück in die schwarzen Zahlen. Das nachhaltige Nachsteuerergebnis, das die Grundlage für Dividendenzahlungen bildet und um Sondereffekte bereinigt ist, verbesserte sich von 2,5 auf 4,2 Mrd. Euro. Für das Geschäftsjahr 2013 geht E.ON von einem bereinigten EBITDA im Bereich von 9,2 bis 9,8 Mrd. Euro aus. Hierbei berücksichtigt sind bereits wegfallende Ergebnisbeiträge durch den Verkauf von weiteren Beteiligungen. Beim nachhaltigen Nachsteuerergebnis werden 2,2 bis 2,6 Mrd. Euro angepeilt.

Fazit

Die Rahmenbedingungen waren in der jüngsten Vergangenheit schwierig und dürften wohl auch in nächster Zeit kaum einfacher werden. Der Konzern begegnet den Herausforderungen jedoch mit einem umfassenden Umbau. Schlanker und schneller, internationaler und dezentraler lautet das Credo, mit dem die Grundlage für künftiges nachhaltiges Wachstum geschaffen werden soll. Bei diesen Vorhaben gibt es inzwischen einige strategische und auch operative Fortschritte. Aus fundamentaler Sicht könnte dies trotz der nach wie vor vorhandenen Risiken die Annahme einer nachhaltig erfolgreichen Restrukturierung schüren und damit ein Ansatzpunkt für spekulative Käufe sein. Dazu ein passendes Bild liefert die Charttechnik. Im Februar dieses Jahres wurde zwar die Unterstützung bei 12,50 Euro (Zwischentief September 2011) getestet und minimal unterschritten, sie hielt jedoch letztlich stand. Zudem ist seither ein Aufwärtsimpuls auszumachen. Eventuell hat sich damit ein Boden formiert. Sollte daher nun die kleine Hürde bei 14,54 Euro geknackt werden, könnten auch charttechnisch motivierte spekulative Käufe infrage kommen.