Fett, fetter, Fuchs Petrolub
Wenn sich einer mit fettigen Substanzen auskennt, dann Fuchs Petrolub. Der Konzern liefert die Fette und Öle, mit denen Motor, Getriebe und andere Technik erst so richtig rund laufen. In den vergangenen Monaten erfreuten sich die Schmierstoffe wegen des weltweiten konjunkturellen Aufschwungs einer starken Nachfrage, sodass die Geschäfte nur so flutschten, wie die jüngst vorgelegten Quartalsergebnisse zeigen. Und auch bei den Aktien des Konzerns lief es in den vergangenen Monaten wie geschmiert.
Inzwischen konnte das Papier die siebte Woche hintereinander neue Kursrekorde verbuchen. Es kletterte dabei auf mehr als 100 Euro und notierte damit erstmalig dreistellig. Und auch die Bilanz im bisherigen Jahresverlauf lässt keine Wünsche offen. Bis dato stieg die Aktie um mehr als 56% und rangiert damit gemessen an der bisherigen Performance 2010 auf Platz 7 innerhalb des MDAX. Noch beeindruckender ist das Plus, das seit dem Zwischentief von März 2009 bei 22,15 Euro auszumachen ist. Im Rahmen des dabei gebildeten Aufwärtstrends ging es um mehr als 350% nach oben.
Rekorde im Visier
Neue Spitzenwerte beim Aktienkurs sind jedoch nicht alles. Auch bei den Ergebnissen stehen neue Rekorde im Raum. Fuchs Petrolub hatte bereits in den vergangenen Monaten angekündigt, beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) die Marke von 200 Mio. Euro zu überschreiten und damit den höchsten Wert in der Firmengeschichte zu erwirtschaften. Die bisherige Bestmarke hatte der Konzern im Jahr 2007 mit 195,2 Mio. Euro erreicht. Was das EBIT-Ziel für 2010 angeht, wurde der Vorstand nun konkreter. Er rechnet mit etwa 240 Mio. Euro. Ferner sollen beim Umsatz rund 1,4 Mrd. Euro herausspringen. Auch hier könnte es somit einen neuen Rekord geben, wenn der bisherige Höchstwert von 2008 von 1,39 Mrd. Euro übertroffen wird. Wie das Unternehmen weiter erläuterte, wird es angesichts der guten Ertragslage einen ansehnlichen freien Cashflow erwirtschaften, der es erlaubt, strategisch wichtige Investitionen intern zu finanzieren. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in Wachstumsmärkte werden planmäßig fortgesetzt, hieß es.
Starke Zahlen
Die Strategie, sich frühzeitig in Wachstumsmärkte zu positionieren und dort die Präsenz nach und nach auszubauen, sowie die konsequente und stetige Entwicklung neuer Produkte haben der Gesellschaft bereits in vergangenen Jahren ansehnliche Wachstumsraten beschert. Zwar hatte auch sie unter der weltweiten Wirtschaftsflaute zu leiden, konnte aber dennoch gute Ergebnisse abliefern und ging gestärkt aus der Krise hervor. Mit der kräftigen Konjunkturerholung im Geschäftsjahr 2010 nahm der Konzern dann richtig Fahrt auf, wie die zuletzt vorgelegten Zahlen deutlich zeigen. Fuchs Petrolub profitierte von einem weltweit günstigen wirtschaftlichen Umfeld. Dadurch konnte im Zeitraum Juli bis September der bislang höchste Quartalsumsatz in der Firmengeschichte erzielt werden. Konkret legte er zum Vorjahreszeitraum um 26% auf 382,8 Mio. Euro zu. Gleichzeitig verbesserte sich die Ertragslage deutlich. Das EBIT kletterte um 19,5% auf 66,9 Mio. Euro. Der Überschuss stieg um 19,4% auf 46,2 Mio. Euro. Glänzend lesen sich auch die Zahlen für die ersten neun Monate. Hier kletterte der Umsatz zum krisenbedingt schwachen Vorjahreszeitraum um 24% auf 1,08 Mrd. Euro und erreichte damit wieder das Vorkrisenniveau von 2008. Das EBIT verbesserte sich um 55,5% auf 190,8 Mio. Euro. Unter dem Strich ging es sogar um 62,2% aufwärts und der Nachsteuerprofit kletterte von 81,8 auf 132,7 Mio. Euro.
Standard- und Spezialschmierstoffe
Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache und zeugen davon, dass die Produkte aus dem Hause Fuchs Petrolub weltweit begehrt sind. Die Gesellschaft setzt damit ihren Erfolgskurs der vergangenen Jahrzehnte fort. Seit mehr als 80 Jahren konzentriert sie sich auf die Entwicklung innovativer Schmierstoffe und hat seit der Gründung 1931 viele neue Produkte entwickelt. Das Sortiment umfasst neben Standardprodukten, maßgeschneiderte Speziallösungen für verschiedene Marktnischen. Laut Vorstand besitzt der Konzern verglichen mit den weltweit größten Schmierstofflieferanten einen überdurchschnittlichen Spezialisierungsgrad und ist heute bei den unabhängigen Firmen der weltweit größte Anbieter. Insgesamt bietet der global agierende Konzern mehrere Tausend Schmierstoffe und verwandte Spezialitäten für nahezu sämtliche Anwendungsbereiche und Branchen. Die Abnehmer stammen beispielsweise aus den Bereichen Bergbau, Grundstoffindustrie, Stahlerzeugung, Landwirtschaft, Maschinenbau und der Pharmaindustrie. Eine große Kundengruppe stellen außerdem die Fahrzeugindustrie und das Verkehrswesen mit Personen- und Güterverkehr dar.
Nischenstrategie
Auf der bereits sehr guten Marktstellung ruht sich der Konzern aber nicht aus, sondern erweitert sukzessive sein Sortiment. So hatte er zum 1. Oktober von Shell das Geschäft mit lebensmitteltechnischen Schmierstoffen für die Nahrungsmittelindustrie erworben. Fuchs Petrolub ergänzte damit das bestehende eigene Sortiment in diesem Bereich und rückte dadurch in die Spitzengruppe der internationalen Anbieter in diesem Marktsegment vor. Der Konzern bleibt damit seiner globalen Nischenstrategie treu und baut das Spezialitätengeschäft konsequent aus. Eingesetzt werden diese Spezialitäten oft in Zukunftsmärkten, was Wachstumspotenzial für die Gesellschaft eröffnet. Dazu gehören der Bergbau, die Grundstoffindustrie, aber auch Schmierlösungen für Windkraftanlagen, um diese leistungsfähiger, sicherer und weniger störanfällig zu machen. Daneben entwickelt die Gesellschaft umweltgerechte biologisch abbaubare Schmierstoffe, die beispielsweise im Schienenverkehr eingesetzt werden.
Fazit
Das Geschäftsmodell von Fuchs Petrolub hat sich seit Jahrzehnten bewährt und überzeugt durch langjähriges profitables Wachstum. Auch in der Wirtschaftskrise zeigte es sich robust. Zuletzt profitierte der Konzern von der weltweiten konjunkturellen Erholung und ist auf dem Weg zu neuen Spitzenwerten. Zwar dürften die künftigen Steigerungen wohl nicht so stark sein wie 2010, das Unternehmen sollte aber weiterhin mit ordentlichen Wachstumsraten bei Umsatz und Profit glänzen. Dazu beitragen dürften die Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die Erschließung neuer Märkte. Positiv hervorzuheben ist dabei, dass die Gesellschaft diese Vorhaben aus eigenen Mitteln finanzieren kann und sie überzeugt mit einer starken praktisch schuldenfreien Bilanz. Alles zusammen genommen ist die Aktie somit äußerst interessant, sodass man sich auch von der starken Performance in den vergangenen Monaten nicht abschrecken lassen sollte. Im Gegenteil, könnte das starke Momentum doch weiter steigende Notierungen implizieren.