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FMC: Basisinvestment in unsicheren Zeiten

Die aktuelle Lage an den Aktienmärkten dieser Welt ist geprägt von Nervosität und gestiegenen Volatilitäten. Die restlichen Wochen dieses Jahres werden zum Lackmustest für die Ökonomie. Gut aufgestellte Firmen werden weiter expandieren können. Der Healthcare-Sektor zeigte während der letzten zwei Jahre bis Mitte 2011 eine sehr solide Performance – die Aussichten bleiben positiv. Die Aktie von Fresenius Medical Care (FMC) überzeugt dabei durch eine hohe Krisenresistenz.

BÖRSE am Sonntag

Triebfedern für den Boom im Gesundheitssektor allgemein und der Medizintechnik im Speziellen waren die historisch günstigen Kurs-Substanzwert-Verhältnisse, andererseits kamen stimulierende Impulse auch durch positive Studiendaten zur Behandlung seltener Erkrankungen hinzu, konstatiert Nathalie Lötscher, Portfolio Managerin bei UBS. Innovationen führen dazu, dass der Sektor wie kein anderer nach vorne gebracht wird. Die Medizintechnik zählt zu den Branchen der Spitzentechnologie in Deutschland. Sie ist sehr forschungsorientiert und innovativ. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung machen rund 8% des Umsatzes aus und sind damit doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Industrie.

Defensive Branche

In krisengeschüttelten Zeiten sind Aktien aus defensiven Branchen wie der Gesundheitsbranche eine gute Wahl. Zwar schränken sich die Menschen während einer Rezession beim Konsum ein, nicht jedoch bei der Gesundheit. Der Sektor profitiert darüber hinaus von der weltweiten demografischen Entwicklung und gilt als vergleichsweise sicherer Hafen in schwierigen Konjunkturphasen. Überalterung, Urbanisierung und technologischer Fortschritt verändern den Gesundheitsmarkt nachhaltig und mit rasantem Tempo. Rückblickend hat es die Healthcare-Branche ihrem defensiven Charakter zu verdanken, die Finanzkrise 2008/09 relativ gut überstanden zu haben. Gewappnet zeigt sich der Sektor auch in der jetzigen Krise. Hinzu kommt ein großer Nachholbedarf nach medizinischer Versorgung in den aufstrebenden Schwellenländern. Die Nachfrage nach innovativen Biotechnologie-Produkten für Medikamente bleibt unabhängig von der konjunkturellen Situation erhalten. Das sorgt für Kursfantasie bei entsprechenden Aktien.

Starkes zweites Quartal

Fresenius Medical Care (FMC) aus Bad Homburg, der weltweit führende Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit chronischem Nierenversagen, konnte im zweiten Quartal 2011 sowohl Umsatz als auch Ertrag erneut deutlich verbessern. Insbesondere außerhalb Nordamerikas steigerte FMC im zweiten Jahresviertel den Umsatz um 26% auf 1,163 Mrd. US-Dollar. Der Verkauf von Dialyseprodukten nahm um 23% auf 629 Mio. US-Dollar gegenüber dem zweiten Quartal 2010 zu, vor allem bedingt durch Verkaufssteigerungen bei Produkten für die Peritonealdialyse, Dialysatoren, Produkten für die Akutversorgung und Dialysegeräten. Das operative Ergebnis (EBIT) von FMC wuchs im zweiten Quartal 2011 um 9% auf 510 Mio. US-Dollar im Vergleich zu 467 Mio. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Anfang August bestätigte das Unternehmen den Umsatz- und Ergebnisausblick für das Geschäftsjahr 2011 und zeigte sich zuversichtlich, einen Umsatz von mehr als 13 Mrd. US-Dollar zu erzielen. Per 30. Juni 2011 versorgte FMC weltweit über 200.000 Dialysepatienten, eine Steigerung um 12% zum Vergleichszeitpunkt des Vorjahres. Nordamerika bleibt, so die Aussage bei Vorlage der Halbjahreszahlen, das Standbein der Hessen, hier sind 60% der Patienten beheimatet.

Marktposition durch Übernahmen gestärkt

FMC nutzt für seine Wachstumsstrategie auch Übernahmen: So übernahm der Dialysespezialist Ende Juni das Dialysedienstleistungsgeschäft der niederländischen Firma Euromedic. Vor allem in Osteuropa ist das Unternehmen stark vertreten. Darüber hinaus will FMC für rund 1,7 Mrd. US-Dollar den amerikanischen Dialysedienstleister Liberty Dialysis Holdings mit rund 260 Dialysekliniken in den USA und einem Jahresumsatz von 1 Mrd. US-Dollar übernehmen. Die Holding umfasst die beiden Firmen Liberty Dialysis und Renal Advantage. Geben die US-Kartellbehörden grünes Licht, kann die Akquisition Anfang 2012 abgeschlossen werden. Mit dem Zukauf würde FMC seinen Anspruch als US-Marktführer im Bereich Dialysedienstleistungen unterstreichen. Darauf zielt auch die geplante Übernahme von American Access Care für 385 Mio. US-Dollar ab. AAC betreibt 28 Zentren, die auf die ambulante Versorgung von Gefäßzugängen bei Dialysepatienten spezialisiert sind. Auch hier steht die Genehmigung der Behörden noch aus, voraussichtlich soll die Transaktion im vierten Quartal 2011 abgeschlossen werden. FMC rechnet mit einem jährlichen Umsatzbeitrag von rund 175 Mio. US-Dollar. Die Akquisition habe wegen der erwarteten Größenvorteile und Effizienzsteigerungen in diesem Bereich eine hohe strategische Bedeutung, hieß es. Man komme dem Ziel einer ganzheitlichen Behandlung von Dialysepatienten in den USA bei höherer Kosteneffizienz einen wichtigen Schritt näher, so Dr. Ben Lipps, Vorstandsvorsitzender von FMC.

Fazit

Die Aktie von Fresenius Medical Care zählt zu den wenigen Aktien, die einen charttechnisch intakten Aufwärtstrend vorzuweisen haben. Rückblickend auf die letzten sechs Monate konnte FMC sowohl den DAX als auch den Biotech-Index als Benchmark ausstechen. Die Chancen, dass die Outperformance anhält, stehen nicht schlecht. Claudia Lakatos und Peter Düllmann von Macquarie stuften die Aktie von „neutral“ auf „outperform“ hoch und bescheinigen dem Titel ein 12-Monats-Kursziel von 57,00 Euro. Zuversichtlich ist auch Analystin Veronika Dubajova von Goldman Sachs: Der Wert gilt weiter als „Conviction Buy“ mit einem Kursziel von 65,00 Euro. Der Dialysespezialist könnte die Gabe des Medikamentes EPO, das die Bildung roter Blutkörperchen unterstützt, durchaus reduzieren, so die Analystin in einer Studie. Das schließe sie unter anderem aus den jüngsten Vorschlägen zu Änderungen des regulatorischen Qualitätsanreizprogramms sowie im August veröffentlichten Behandlungsdaten. Das würde zu höheren Gewinnmargen führen. Für defensive Anleger stellt die Aktie des Dialysespezialisten somit ein Basisinvestment dar.