Fresnillo: Goldene Zukunft mit Silber
Im Vergleich zur Konkurrenz ist der mexikanische Silberproduzent zwar nicht gerade günstig, die Zukunftsaussichten von Fresnillo werden aber offenbar so positiv eingeschätzt, dass die Investoren sich nicht an einer hohen Bewertung stören. Nicht zuletzt weil die jüngst vorgelegten Zahlen für das Geschäftsjahr 2009 sowie die dabei bekräftigten Aussagen zur künftigen Entwicklung das starke fundamentale Bild untermauern.
Fresnillo ist der weltweit größte Konzern, der sich primär mit der Förderung von Silber beschäftigt. Er baut in seinen vier aktiven Minen (Fresnillo, Ciénega, Herradura, Soledad-Dipolos), die sich allesamt in Mexiko befinden, zudem auch Gold, Zink und Blei ab. Haupteinnahmequelle ist jedoch Silber, das vor allem in der Mine Fresnillo im Untertagebau geschürft wird. Hier wurden 2009 mehr als 93 % der gesamten Konzernsilberproduktion erzielt. Insgesamt holte die Gesellschaft 37,9 Mio. Feinunzen aus dem Boden und erreichte damit einen neuen Spitzenwert. Zum Vorjahr legte die Silberförderung um 9 % zu. Zuwächse gab es auch beim Gold, dessen Ausstoß um 5 % auf 276.584 Feinunzen stieg.
Kräftige Zuwächse
Die steigende Produktion wirkte sich zusammen mit guten Verkaufspreisen auch auf die Ergebnisse 2009 aus, die deutlich zulegten. Der um Absicherungsgeschäfte bereinigte Umsatz verbesserte sich nach vorläufigen Zahlen um 12,4 % auf 944 Mio. US-Dollar. Inklusive Absicherungsgeschäfte legten die Erlöse um 18 % auf 849,9 Mio. US-Dollar zu. Noch stärker als die Einnahmen steigerte das Unternehmen die Gewinne. Hier beflügelten die niedrigeren Ausgaben. Zum einen konnten in allen drei Minen die Förderkosten je Tonne Erz zwischen 6,8 % und 11,4 % gesenkt werden, sodass die Ausgaben für die Produktion insgesamt um 6,1 % fielen. Der Bruttogewinn, also die Differenz zwischen Einnahmen und direkten Herstellungskosten, kletterte um 25,6 % auf 528,3 Mio. US-Dollar. Und auch bei den übrigen Ausgaben, wie Verwaltung oder den Explorationstätigkeiten, sparte Fresnillo. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) schnellte daher sogar um 47 % auf 497 Mio. US-Dollar in die Höhe. Die EBITDA-Marge verbesserte sich von 46,8 % auf 58,4 %. Unter dem Strich verdiente der Konzern 358,3 Mio. US-Dollar und damit mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr mit 152,8 Mio. US-Dollar. Das Ergebnis je Aktie (EPS) stieg entsprechend von 0,186 auf 0,449 US-Dollar.
Gute Aussichten
Firmenchef Jaime Lomelin zeigte sich mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Daneben betonte er, dass seine Gesellschaft über die fundamentalen Zutaten für nachhaltiges und langfristiges Wachstum verfügt. Bereits im laufenden Geschäftsjahr sieht er Fresnillo bestens positioniert, um weiter zuzulegen. Er verwies zum einen auf die Preise für Gold und Silber, die deutlich höher liegen als vor einem Jahr, angetrieben von der großen Nachfrage aus dem Investmentsektor. Außerdem mehren sich die Zeichen der weltweiten konjunkturellen Erholung, was insbesondere den Silberpreis stützt, der nicht nur als Investment, beispielsweise zur Absicherung gegen Inflation, sondern auch in der Industrie gefragt ist. Neben dem allgemein zuträglichen Umfeld hob der Vorstand die operativen Fortschritte im vergangenen Geschäftsjahr hervor. So hat inzwischen auch die Mine Soledad-Dipolos, ein Joint Venture mit Newmont Mining, an dem Fresnillo mit 56 % beteiligt ist, ihre Produktion aufgenommen. Sie soll die Goldproduktion der Gesellschaft in diesem Jahr um 20 % erhöhen. Dies entspricht in etwa 55.000 Feinunzen. In der Spitze könnten hier jährlich 100.000 bis 130.000 Feinunzen pro Jahr gefördert werden. 2014 rechnet die Gesellschaft bereits mit einer konzernweiten Goldproduktion von mehr als 400.000 Feinunzen. Im gleichen Zeitraum dürfte die Silberproduktion auf mehr als 55 Mio. Feinunzen zulegen. Gegenüber 2010, in dem ein Silberausstoß auf dem Niveau des Vorjahres von etwa 38 Mio. Feinunzen erwartet wird, entspricht dies einem Zuwachs von fast 45 %. 2018 sollen es sogar mehr als 65 Mio. Feinunzen Silber pro Jahr sein.
Jedes Jahr eine neue Mine
Die ehrgeizigen Ziele will Fresnillo erreichen, indem bis 2014 jedes Jahr eine neue Mine oder eine Minenerweiterung mit der Produktion beginnt. Dazu gehört beispielsweise das Saucito-Projekt, das sich nach Firmenangaben auf Kurs befindet, 2011 mit der Förderung zu starten. In der Nähe der Fresnillo-Mine gelegen, sollen hier im ersten Jahr 4,7 Mio. Feinunzen Silber und 22.500 Feinunzen Gold gefördert werden. Bis 2014 soll der Ausstoß dann auf 9,2 Mio. Feinunzen Silber sowie 45.000 Feinunzen Gold zulegen. Fresnillo arbeitet derzeit zudem an drei fortgeschrittenen sowie einigen weiteren langfristigen Explorationsprojekten. Insgesamt besitzt der Konzern Minenkonzessionen in Mexiko für 1,75 Mio. Hektar Land. In den erschlossenen Minen sowie den gerade entwickelten oder auf Bodenschätze untersuchten Projekten werden die erwiesenen und profitabel zu gewinnenden Reserven auf insgesamt etwa 374 Mio. Feinunzen Silber und rund 4,26 Mio. Feinunzen Gold geschätzt. Die geologisch nachgewiesenen Ressourcen werden mit 1,289 Mrd. Feinunzen Silber sowie 13,907 Mio. Feinunzen Gold beziffert.
Starke Kapitalbasis
Für die Entwicklung und Erschließung neuer Minenprojekte kann die Gesellschaft auf Kapital aus dem eigenen Cashflow zurückgreifen. Allein 2010 will die Gesellschaft 450 Mio. US-Dollar für den Ausbau der operativen Aktivitäten ausgeben. Etwa 129 Mio. US-Dollar sollen in das Saucito-Projekt fließen. Daneben stockt Fresnillo das Budget für die Erforschung neuer Vorkommen um 58 % auf 77,6 Mio. US-Dollar auf. Ferner bekräftigte der Vorstand, auch weiterhin Ausschau nach Zukäufen zu halten. Früheren Aussagen zufolge gibt es einige günstige „Juniors“, also Firmen, die gerade erst mit der Entwicklung begonnen haben und nicht über ausreichend Kapital verfügen, um ihre Erschließungstätigkeiten aufrechtzuerhalten. Diese könnten willens sein, mit der praktisch schuldenfreien Fresnillo über Joint Ventures oder den Verkauf ihrer Liegenschaften zu sprechen.
Fazit:
Fresnillo kann auf eine lange Tradition und Expertise im Bergbaubereich zurückgreifen. Die hochprofitable Gesellschaft besitzt einige produzierende Minen, die reichlich Kapital abwerfen, um damit neue Vorkommen zu erkunden und zu erschließen. Außerdem produziert sie zu niedrigen Kosten. Mit den jüngst für 2009 vorgelegten Zahlen untermauerte der Konzern einmal mehr seine operative Stärke. Ein weiterer Pluspunkt ist die Kapitalbasis. Das Unternehmen ist praktisch schuldenfrei, und mit den kontinuierlichen Rückflüssen aus der laufenden Produktion kann Fresnillo die Investitionen in neue Projekte abdecken. Das ehrgeizige, aber erreichbare Ziel bis 2014, jedes Jahr mit der Produktion in einer neuen Mine zu starten, untermauert die guten Aussichten. Das starke fundamentale Bild spiegelt sich auch im Aktienkurs wider. Das seit 2007 börsennotierte und im britischen FTSE 100 enthaltene Papier legte allein 2009 um 244 % zu. Nach dem Allzeithoch im November 2009 von 935 britischen Pence (GBp) folgte zwar eine kräftige Korrektur, vom Tief Anfang Februar bei etwa 650 GBp konnte sich der Kurs inzwischen aber wieder deutlich erholen. Auch jüngst nach Vorlage der Bilanz ging es weiter aufwärts. Zwar scheint die Gesellschaft mit einer Marktkapitalisierung von 8,76 Mrd. US-Dollar und damit etwa dem Neunfachen des Umsatzes nicht gerade ein Schnäppchen, angesichts der langfristigen glänzenden Aussichten könnte die Aktie auf dem aktuellen Niveau dennoch ein spekulativer Kauf sein.