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GEA Group: Vorläufige Zahlen überzeugen

Die Aktie des Technologiekonzerns machte jüngst nach Vorlage der vorläufigen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2010 einen Satz nach oben. Offensichtlich überzeugten die Zahlen. Außerdem will GEA die Dividende anheben.

BÖRSE am Sonntag

Firmenchef Jürg Oleas sprach von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2010. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren, sodass der Hauptversammlung am 21. April eine von 0,30 auf 0,40 Euro je Aktie erhöhte Dividende vorgeschlagen wird. Dank eines kräftigen Zuwachses im Schlussquartal hatte der Anbieter von Maschinen und Prozesstechnik sein Ziel beim Jahresumsatz geschafft. Nachdem im vierten Quartal die Einnahmen um 8,2% auf 1,29 Mrd. Euro kletterten, wurden im Gesamtjahr nach vorläufigen Zahlen etwa 4,42 Mrd. Euro erzielt. GEA erreichte damit in etwa das Vorjahresniveau von 4,41 Mrd. Euro. Zwar sieht der marginale Anstieg auf den ersten Blick nicht nach einer verbesserten Geschäftslage aus, der Eindruck täuscht jedoch. Laut Unternehmen beschleunigte sich im Jahresverlauf die Erholung der Absatzmärkte, was insbesondere an den Auftragseingängen zu spüren war, denen der Umsatz zeitlich verzögert folgt. Im Schlussquartal konnte GEA mit rund 1,25 Mrd. Euro gut 24% mehr neue Aufträge an Land ziehen als im Vorjahreszeitraum. Das damit erreichte Niveau entspricht somit bereits wieder dem Durchschnitt des Vorkrisenjahres 2008. Im Gesamtjahr 2010 legte das Volumen der neuen Bestellungen um 12% auf 4,58 Mrd. Euro zu. Wie der Vorstand betonte, hat man dabei weiterhin besonders auf die Qualität der Aufträge hinsichtlich Preis und Konditionen geachtet.

Verbesserte Profitabilität

Dennoch spürte GEA den Preisdruck in den durch temporäre Überkapazitäten geprägten Käufermärkten. Außerdem belasteten Umbaukosten. Daher verringerte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 268 auf etwa 237 Mio. Euro. Allein der Restrukturierungsaufwand schlug 2010 insgesamt mit 119 Mio. Euro negativ zu Buche. Darin enthalten sind laut Vorstand sämtliche Rückstellungen für die im Jahr 2011 noch planmäßig abzuschließenden Konzernumbaumaßnahmen. Bereinigt um Sonderposten verbesserte sich das EBIT indes von 333 auf rund 357 Mio. Euro. Gleichzeitig nahm die entsprechende EBIT-Marge von 7,6 auf etwa 8 bis 8,1% zu. Dazu beigetragen haben die Einspareffekte aus den Ende 2008 eingeleiteten Maßnahmen zur Kapazitätsanpassung.

Neue Struktur

Für 2011 sind keine weiteren Restrukturierungen geplant. Mit dem jüngsten Umbau hat sich GEA neu reorganisiert, um damit das künftige profitable Wachstum durch eine auf Technologien klar fokussierte organisatorische Ausrichtung der Geschäfte zu begünstigen. Statt der bisher neun Divisionen, aufgeteilt auf zwei Segmente, gibt es nun fünf Segmente. Insgesamt zählt sich die Gesellschaft zu den weltweit größten Anbietern von Maschinen und Prozesstechnik. Spezialisiert hat sie sich auf die Nahrungsmittel- und Energiebranche und gehört hier nach eigener Aussage zu den Technologieführern. Gemessen am Umsatz größtes Geschäftsfeld war 2010 der Bereich GEA Heat Exchangers. Dort deckt der Konzern mit seinen Wärmetauschern zahlreiche Anwendungen und Einsatzbereiche von der Klimaanlage bis zum Kühlturm ab. Er verfügt dabei eigenen Angaben zufolge über das wahrscheinlich breiteste Portfolio von Wärmetauschern weltweit.

Führende Position

Die zweitgrößte Säule GEA Process Engineering besetzt ebenfalls eine Führungsposition und ist auf die Konstruktion und Entwicklung von Prozesslösungen für die Milch- und Brauereiwirtschaft, für die Nahrungsmittelindustrie sowie für die pharmazeutische und chemische Industrie spezialisiert. Das drittgrößte Segment GEA Mechanical Equipment sorgt mit seinen hochwertigen verfahrenstechnischen Komponenten (z. B. Separatoren, Ventile, Pumpen, Homogenisatoren) in nahezu allen wichtigen Industriebereichen für perfekt funktionierende Prozesse. Kühl geht es in der vierten Konzernsäule GEA Refrigeration Technologies zu. Hier ist die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge weltweiter Marktführer für industrielle Kältesysteme und spezialisiert auf Entwicklung, Bau, Installation und Wartung von Schlüsselkomponenten und technische Lösungen. Zu den Anwendungen gehören Kühlprozesse für Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, Schifffahrt, Öl-/Gasindustrie, Gebäudetechnik und Freizeitanlagen wie Skihallen und Eislaufzentren. Als einer der weltweit führenden Hersteller von technischen Innovationen, integrierten Produktlösungen und effektiven Tierhygieneprodukten für eine rentable Milchproduktion bezeichnet der Konzern die bislang kleinste Sparte GEA Farm Technologies. Melktechnik, automatische Fütterungssysteme, Stalleinrichtungen, Gülletechnik, Lösungen zur Tier-, Anlagen- und Betriebshygiene sowie Kühltechnik gehören hier zum Portfolio.

Einsparungen

Laut Konzern erleichtert die neue Struktur die Realisierung von operativen Synergien innerhalb der Segmente insbesondere im Vertriebs-, Beschaffungs- und Fertigungsbereich und erlaubt die Straffung der Verwaltung. Außerdem sollen so Investitionen und Produktentwicklungen wirksamer als bisher koordiniert und umgesetzt werden. Und zu guter Letzt wird die führende Position von GEA in verschiedensten Technologien über die neue Segmentstruktur erkennbar. Von der Reorganisation erhofft sich das Unternehmen ab 2012 ein jährliches nachhaltiges Einsparpotenzial von mindestens 65 Mio. Euro.

Fazit

Die Restrukturierung und Neuausrichtung der vergangenen Jahre nimmt immer mehr Form an, scheint zudem sinnvoll und aussichtsreich. Nach der Beinahepleite zu Beginn der 1990er-Jahre und dem anschließenden Umbau sowie der turbulenten Zeit um die Jahrtausendwende mit der strategischen Neuausrichtung ab 2004 ist der Konzern nun offenbar wieder auf Kurs. Zudem klingt das heutige Geschäftsmodell vielversprechend. Mit seinen Produkten und Lösungen setzt GEA auf aussichtsreiche Wachstumstrends der nächsten Jahre. Dazu gehört einerseits die wachsende Weltbevölkerung, was zu einem zunehmenden Bedarf an Nahrungsmitteln und Energie führt. Außerdem sorgen der steigende Wohlstand und die Verstädterung für höhere Qualitätsansprüche an Nahrungsmittel und Medikamente. Daneben nimmt angesichts strengerer Umweltauflagen und teurerer Energie das Interesse an effizienten und ressourcenschonenden Produktionsverfahren zu. Inzwischen sehen auch die Zahlen wieder solide aus. Zwar spürte GEA die weltweite Wirtschaftskrise 2009, hat diese aber wohl gut überstanden. Dies spiegelt sich auch in der Kursentwicklung seit dem Tief von März 2009 wieder. Die jüngsten vorläufigen Zahlen 2010 sorgten für anhaltendes Kaufinteresse. Alles zusammen könnte somit spekulative Käufe rechtfertigen, sollte das Verlaufshoch von Anfang Januar 2011 überschritten werden, an dem jüngst bereits genagt wurde.