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Gerresheimer: Starke Zahlen, starker Kurs

Entgegen der allgemeinen Schwäche am Gesamtmarkt zeigte die Aktie des Spezialglas- und Kunststoffherstellers in der vergangenen Woche Stärke. Die vorgelegten Zahlen und die Einschätzungen zur weiteren Geschäftsentwicklung überzeugten offenbar die Investoren. Der Kurs machte einen deutlichen Satz aufwärts, kletterte aus der Konsolidierung der vergangenen Monate nach oben heraus, was womöglich Spielraum für weitere Zuwächse eröffnet.

BÖRSE am Sonntag

Ein erstes mittelfristiges Kursziel könnte nun der Ausgabepreis von 40 Euro von Juni 2007 sein. Seinerzeit wurde der nach eigenen Angaben zu den weltweit führenden Zulieferern der Pharma- und Healthcare-Industrie gehörende Konzern vom damaligen Finanzinvestor Blackstone zurück an die Börse gebracht. Nachdem es zunächst kräftig abwärtsging und im März 2009 bei 13,02 Euro der bisherige Tiefpunkt markiert wurde, zeigt das Papier seither einen Aufwärtstrend. Innerhalb dessen ist seit dem Zwischenhoch von Januar dieses Jahres eine seitwärts gerichtete Konsolidierungsphase auszumachen. Mit dem jüngsten kräftigen Aufwärtsimpuls scheint diese nun nach oben aufgelöst worden zu sein, was charttechnisch motivierte Käufe rechtfertigen könnte. Unterstützung gibt es dabei wohl auch von den fundamentalen Fakten, die jüngst zu überzeugen wussten.

Auf Wachstumskurs

Gerresheimer sieht sich nach einem überraschend starken zweiten Quartal weiter klar auf Wachstumskurs. Für das Geschäftsjahr 2011 erwartet der Vorstand einschließlich des Geschäftes des im März dieses Jahres übernommenen brasilianischen Herstellers pharmazeutischer Kunststoffverpackungen Védat, durch die man sich im strategisch wichtigen südamerikanischen Markt verstärkt hatte, ein Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen von 6% bis 7%. Ferner wird bei der bereinigten Marge auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ein Wert von etwa 20% angepeilt. 2010 hatte der Konzern bereits eine bereinigte EBITDA-Marge von 20% erzielt und gleichzeitig 1,02 Mrd. Euro umgesetzt.

Einzigartig aufgestellt

Für Zuversicht sorgt die glänzende Marktposition. Konzernchef Uwe Röhrhoff erläuterte dazu jüngst: „Als Komplettanbieter von Produkten und Lösungen für die weltweite Pharma- und Healthcare-Industrie sind wir einzigartig aufgestellt. Die Nachfrage nach intelligenten Lösungen für die Verabreichung und Aufbewahrung von Medikamenten steigt in allen Teilen der Welt.“ Gerresheimer zählt sich zu den weltweit führenden Herstellern hochwertiger Spezialprodukte aus Glas und Kunststoff für die internationale Pharma- und Healthcare-Industrie. Die größte Abnehmergruppe steuerte im vergangenen Jahr 82% zu den Konzernerlösen bei. Das breite Angebotsspektrum erstreckt sich von Arzneimittelfläschchen bis hin zu komplexen Systemen zur sicheren Dosierung und Applikation von Medikamenten (Drug-Delivery-Systeme) wie Spritzensysteme, Insulin-Pens und Inhalatoren. Weitere Kunden des Konzerns kommen aus den Segmenten Kosmetik, Nahrungsmittel und Getränke, für die er Behälter und Verpackungen aus Glas und Kunststoff anbietet. Gewachsen und verstärkt hat sich Gerresheimer in den vergangenen Jahren neben organischen Zuwächsen auch durch Zukäufe.

Gutes Quartal

Dies zeigt sich auch an der Entwicklung im zweiten Quartal 2011. Hier schnitten laut Vorstand insbesondere die Geschäftsbereiche Behälterglas und Kunststoffsysteme sehr gut ab. Wachstumstreiber bei den Kunststoffsystemen waren insbesondere Inhalatoren, Insulin-Pens, Produkte für die Diagnostik und Kunststoffbehälter. Die positive Entwicklung wurde dabei auch von der frisch erworbenen brasilianischen Firma Védat unterstützt, die im Bereich pharmazeutische Primärverpackungen aus Kunststoff in Südamerika sehr gut positioniert ist. Dass der Geschäftsbereich Kunststoffsysteme derzeit richtig brummt, dafür spricht auch die am 20. Juni angekündigte deutliche Kapazitätserweiterung des Werkes in Tschechien. Insgesamt stieg der Umsatz im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,9% auf 284,5 Mio. Euro. Zu konstanten Wechselkursen waren das +7,6%.

Robuste Erträge

Sehr robust zeigten sich ferner die Erträge trotz einiger Sonderbelastungen. Im zweiten Quartal belasteten planmäßige Generalüberholungen von Schmelzwannen und Kapazitätsanpassungen bei Spritzensystemen. Darüber hinaus drückten Einmalaufwendungen für die Refinanzierung das Ergebnis. Laut Vorstand besteht nun aber für fünf bis sieben Jahre Finanzierungssicherheit. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erreichte wie im Vorjahr 56,3 Mio. Euro. Die entsprechende Marge sank daher leicht von 20,9% auf 19,8%. Der Nachsteuergewinn verbesserte sich indes deutlich um 18,8% auf 13,3 Mio. Euro. Der um Sondereffekte bereinigte Profit stieg sogar um 27,4% auf 22,8 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz insgesamt um 5,6% (währungsbereinigt: 5,4%) auf 521,2 Mio. Euro. Das bereinigte EBITDA legte um 3,6% auf 98 Mio. Euro zu. Unter dem Strich verdiente Gerresheimer 20,3 Mio. Euro und damit 49,3% mehr als vor einem Jahr. Der bereinigte Überschuss verbesserte sich um 31,7% auf 33,2 Mio. Euro.

Fazit

Gerresheimer hat ein starkes zweites Quartal abgeliefert und übertraf mit den vorgelegten Zahlen die Erwartungen von Investoren und Analysten. Entsprechend positiv war die Kursreaktion. Damit könnte aus charttechnischer Sicht nun die Konsolidierung der vergangenen Monate trendkonform nach oben aufgelöst worden sein, was weitere Zuwächse impliziert. Ein mittelfristiges Kursziel könnte dabei der Ausgabepreis vom Börsen-Comeback aus dem Jahr 2007 bei 40 Euro sein. Unterstützung könnte die Aktie ferner von den künftigen Geschäftsaussichten erhalten. Der Konzern bezeichnet sich selbst in vielen Bereichen als Kostenführer, sieht sich daher auch für die nächsten Geschäftsjahre gut gerüstet und erwartet weitere Zuwächse bei Umsatz und Profitabilität. Neben organischem Wachstum könnten ferner weitere Zukäufe die Entwicklung ankurbeln. Laut den jüngsten Aussagen des Vorstands ist die Akquisitionsstrategie unverändert. Bei Primärverpackungen liegt der Fokus auf den Schwellenländern wie Indien, China und Südamerika. Dabei geht es eher um kleinere Firmen. Bei den Drug-Delivery-Systemen stehen indes die entwickelten Länder im Blick. In Nordamerika kann sich Konzernchef Röhrhoff gar einen größeren Zukauf vorstellen. Je nachdem wie teuer eine solche eventuelle Akquisition wird, könnte dies den Aktienkurs zwar belasten, tendenziell scheint aktuell aber sowohl aus fundamentaler als auch aus charttechnischer Sicht eine Gelegenheit für spekulative Käufe gegeben.