Gerresheimer: Zeichen stehen auf Wachstum
Die Aktie des im MDAX gelisteten Spezialglas- und Kunststoffherstellers schlug sich 2011 wacker. Zwar gab sie um 2,4% nach, schnitt damit aber wesentlich besser ab als der Index mit 12,2%. Außerdem kann die Entwicklung im vergangenen Jahr als Pause nach dem rasanten Anstieg in den beiden vorangegangenen Jahren interpretiert werden. Vielleicht folgt 2012 nun wieder eine positive Kursbilanz. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, zeugen die Nachrichten der vergangenen Monate doch davon, dass Gerresheimer weiterhin auf Wachstumskurs ist.<br /> <br /> Gleich nach dem Jahreswechsel machte Gerresheimer klar, wohin die Richtung gehen soll. Firmenlenker Uwe Röhrhoff sagte am Mittwoch dem „Handelsblatt“, dass sein Konzern langfristig einen Jahresumsatz von 2 Mrd. Euro anpeilt. Im Geschäftsjahr 2009/10 (bis Ende November) waren es 1,02 Mrd. Euro. Im vergangenen Geschäftsjahr 2010/11 dürften etwa 1,1 Mrd. Euro erzielt worden sein. Es gibt also noch reichlich Luft nach oben. Ein weiterer Schritt hin zu dem langfristigen Umsatzziel scheint jedoch kurz bevorzustehen.

Bald mit Zukauf?
Das Unternehmen setzt bei seiner Wachstumsstrategie weiterhin sowohl auf organische als auch auf externe Zuwächse. Im vergangenen Geschäftsjahr, im März, verstärkte sich die Gesellschaft beispielsweise durch den Kauf der brasilianischen Firma Védat, die im Bereich pharmazeutische Primärverpackungen aus Kunststoff in Südamerika sehr gut positioniert ist. Wie der Vorstand erläuterte, werden weitere Akquisitionen angepeilt. „Ich bin optimistisch, dass wir bald etwas zu verkünden haben“, betonte er jüngst im „Handelsblatt“. Wo der Zukauf erfolgen soll, ließ er aber offen. Vielleicht wird ein Expansionsschritt in Nordamerika gemacht, von dem der Finanzvorstand Anfang Juli 2011 in einem Interview sprach. Seinen damaligen Aussagen zufolge will sich Gerresheimer dort im Kunststoffbereich etablieren und durchleuchtete seinerzeit den Markt. Angepeilt wurde ein Zukauf mit 100 bis 250 Mio. US-Dollar Umsatz. Wie es damals hieß, wäre man dabei auch bereit, einen strategischen, also einen etwas höheren Preis zu zahlen. In der Regel will die Gesellschaft nicht mehr als das Siebenfache des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ausgeben, in den USA sind potenzielle Kaufkandidaten allerdings etwas teurer bewertet als in Europa. Andere mögliche potenzielle Ziele gibt es in Schwellenländern. Sollte es nun tatsächlich bald eine Übernahme geben, einerlei wo, könnte diese, wenn nicht zu teuer, positiv aufgenommen werden.
Gute Ergebnisse erwartet
Zudem stehen bald die Ergebnisse für das im November beendete Geschäftsjahr 2010/11 ins Haus. Sie sind für den 8. Februar vorgesehen. Mit Blick auf die Zahlen zeigte sich der Vorstand jüngst zufrieden und sagte: „Wir können uns nicht beschweren.“ Negative Überraschungen sind somit nicht zu erwarten und die bei Bekanntgabe der 9-Monats-Zahlen Anfang Oktober leicht auf 7% bis 8% Wachstum (bei konstanten Wechselkursen) angehobene Umsatzprognose dürfte erreicht werden. Womöglich gibt es in diesem Zusammenhang auch Spielraum für positive Überraschungen bei den Erträgen, was im Vorfeld ebenfalls für Kauflaune bei den Investoren sorgen könnte.
Langfristiges Kurspotenzial
Darüber hinaus besteht langfristiges Kurspotenzial. Der Konzern ist bestens positioniert und bezeichnet sich selbst in vielen Bereichen als Kostenführer. Außerdem verfolgt der Konzern konsequent seine Wachstumsstrategie. Hierzu passt die kurz vor Weihnachten angekündigte Erweiterung der Produktionskapazitäten am deutschen Standort in Pfreimd. Dafür will man 25 Mio. Euro ausgeben. Der Spezialglas- und Kunststoffhersteller investiert demnach weiter in den wachsenden Markt der komplexen Kunststoffsysteme für Pharmazie und Medizintechnik. „Der Bedarf an Darreichungsformen für Medikamente, die der Patient leicht und sicher bedienen kann, nimmt stark zu. Wir erweitern daher unsere Kapazitäten, um hier noch stärker wachsen zu können“, erläuterte der Firmenlenker. Es geht dabei konkret um das Segment Plastic Systems, einem der am stärksten wachsenden Geschäftsbereiche des Konzerns, wie auch die Zahlen für die ersten neun Monate zeigen. Während der Konzernumsatz um 6,9% auf 806,3 Mio. Euro zulegte, kletterten die Erlöse im Segment Plastic Systems um 23,4% auf 273,4 Mio. Euro. Hier werden beispielsweise medizinische Kunststoffsysteme im Auftrag führender Pharma- und Medizintechnikkonzerne produziert, wie Insulin-Pens für Diabetiker, Inhalatoren für Asthmatiker, Stechhilfen und Labor-Einmalartikel. Gerresheimer versteht sich dabei als Komplettanbieter, der das gesamte Spektrum anbietet, angefangen bei ersten Ideenskizzen über Produktentwicklung, Werkzeugbau, Automatisierungstechnik und Produktion bis hin zur Produktveredelung, Verpackung und Just-in-time-Lieferung. Daneben bietet das Unternehmen eine große Bandbreite an Kunststoffverpackungen, angefangen bei Lösungen für feste Darreichungsformen von Arzneimitteln wie Tabletten und Pulver über Behältnisse für flüssige Arzneimittel bis hin zu Kunststoffflaschen für Pflegeprodukte.
Pharmaindustrie im Visier
Insgesamt zielt Gerresheimer auf die weltweite Pharma- und Healthcare-Industrie und sieht sich hier einzigartig aufgestellt, zählt sich selbst zu den weltweit führenden Zulieferern und Herstellern hochwertiger Spezialprodukte aus Glas und Kunststoff. Als Wachstumsmotor gilt dabei einerseits der generelle Ausbau der medizinischen Versorgung, wobei die Schwellenländer hier große Wachstumschancen bieten. Andererseits steigt die Nachfrage nach intelligenten Lösungen für die Verabreichung und Aufbewahrung von Medikamenten in allen Teilen der Welt. Die Pharma- und Healthcare-Industrie als größte Abnehmergruppe steuerte im Geschäftsjahr 2009/10 rund 82% zu den Konzernerlösen bei. Weitere Kunden des Konzerns kommen aus den Segmenten Kosmetik-, Nahrungsmittel- und Getränke, für die Gerresheimer Behälter und Verpackungen aus Glas und Kunststoff anbietet.
Fazit
Eine starke Positionierung am Markt in dem aussichtsreichen Bereich der Pharma- und Healthcare-Industrie sowie die konsequent umgesetzte Wachstumsstrategie dürften dafür sorgen, dass Gerresheimer auch künftig bei Umsatz und Gewinnen zulegt. Unterfüttert wird diese Annahme von den jüngsten Äußerungen des Vorstands und den Nachrichten aus dem Unternehmen in den vergangenen Monaten. Die Aktie bleibt damit eine aussichtsreiche Investition. Mit den jüngsten Kurszuwächsen setzte sie außerdem ihren Aufwärtsimpuls seit dem Zwischentief von Ende November dynamisch fort und kratzte am Widerstand bei 34,15 Euro. Ein nachhaltiger Ausbruch darüber könnte spekulative Käufe mit einem mittelfristigen Ziel bei 40,00 Euro rechtfertigen.