Gildemeister: Innovationsstarker Maschinenbauer
Gildemeister hat das Fiskaljahr 2011 mit sehr guten Zahlen abgeschlossen und ist im ersten Quartal 2012 auf Wachstumskurs geblieben. Zudem ist Vorstandschef Dr. Rüdiger Kapitza zuversichtlich bezüglich der künftigen Geschäftsentwicklung. Dies sorgt bei der Aktie des Maschinenbaukonzerns für Kursfantasie.
Eines der Aushängeschilder der deutschen Maschinenbaubranche ist der MDAX-Konzern Gildemeister. Kein Wunder, denn das 1870 gegründete Traditionsunternehmen punktet mit einer großen Innovationskraft und ist weltweit aktiv. Positiv zu werten ist auch das breite Produkt- und Dienstleitungsportfolio, das leistungsstarke Hightech-Maschinen, Software- und Energielösungen sowie Serviceleistungen umfasst.
Mehrere Maschinenarten
In der Sparte Drehtechnologie bietet Gildemeister Maschinen an, mit denen sich einfache Werkstücke in hochkomplexe Bauteile verwandeln lassen. Zum Angebot gehören zudem Fräsmaschinen, die vor allem im Luft- und Raumfahrtsektor sowie in der Automobilbranche eingesetzt werden. Denn in diesen Bereichen werden viele Komponenten mit einer hohen Präzision gefertigt. Im Geschäftsbereich Ultrasonic/Lasertec beliefert Gildemeister Gesellschaften, die in den Bereichen Medizintechnik und Optik aktiv sind und die Maschinen benötigen, mit denen sie filigrane Teile produzieren können. Darüber hinaus gibt es die Electronics- und die Ecoline-Produktlinie. Dank der Reparatur- und Wartungsdienstleistungen, die von hoch qualifizierten Servicemitarbeitern durchgeführt werden, ist die Verfügbarkeit aller Maschinen bei den Gildemeister-Kunden stets gesichert. Abgerundet wird das Angebot des Konzerns durch die auf den Bereich erneuerbare Energien fokussierte Sparte Energy Solutions, in der innovative Produkte zur Erzeugung und Speicherung von Strom angeboten werden. Dieser Geschäftsbereich ist auf die Realisierung schlüsselfertiger Projekte und den After-Sales-Service ausgerichtet.
Produktentwicklung läuft auf Hochtouren
Im vergangenen Jahr hat Gildemeister 20 neue Produkte auf den Markt gebracht und die Entwicklung weiterer Innovationen konsequent vorangetrieben. Dies spiegelt sich im Anstieg der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung um rund 13% auf 54,6 Mio. Euro wider. Ein Paradebeispiel für die Innovationskraft des Unternehmens ist das gemeinsam mit dem japanischen Kooperationspartner Mori Seiki entwickelte Bearbeitungszentrum Militap 700, das unter anderem mit einer geringen Aufstellfläche, einem Werkzeugwechsler und einer schnellen Steuerung überzeugt. Zudem verbraucht diese Neuentwicklung etwa 30% weniger Energie als vergleichbare Maschinen. Aufgrund einer sehr guten Auftragslage und im Zuge der Bündelung der Vertriebs- und Serviceaktivitäten mit Mori Seiki erhöhte sich die Mitarbeiterzahl 2011 um 587 Personen, die in Deutschland, Polen, China, Indien und Russland eingestellt wurden. Die Personalkosten stiegen um 51,5 Mio. Euro auf 384,7 Mio. Euro. Wegen einer deutlich höheren Gesamtleistung als im Vorjahr verringerte sich die Personalkostenquote von 24,3% auf 22,1%.
Gewinnsprung und prall gefüllte Auftragsbücher
Das zurückliegende Jahr hat Gildemeister mit einem Umsatzanstieg um 23% auf 1.687,7 Mio. Euro abgeschlossen. Das war der zweithöchste Umsatz in der Unternehmensgeschichte. Von den Erlösen entfielen 64% auf das Segment Werkzeugmaschinen und 36% auf den Bereich der industriellen Dienstleistungen. Noch wesentlich besser als der Umsatz entwickelten sich die Ertragskennzahlen: Das EBIT erhöhte sich von 45,0 auf 112 Mio. Euro und der Nettogewinn kletterte von 4,3 auf 45,5 Mio. Euro. Infolge der positiven Geschäftsentwicklung lag der Auftragsbestand Ende 2011 mit 811,2 Mio. Euro um 29% über dem Vorjahreswert von 628,3 Mio. Euro. Dazu beigetragen hat in erster Linie der Bereich Werkzeugmaschinen, in dem der Orderbestand um 47% auf 491,1 Mio. Euro gestiegen ist.
Schulden deutlich reduziert
Erfreulicherweise hat sich 2011 auch die Bilanz des Traditionsunternehmens verbessert. Besonders positiv zu werten ist in diesem Zusammenhang der Anstieg der Eigenkapitalquote von 30,4% auf 47,8%. Die anvisierte Eigenkapitalquote von 50% wird also schon fast erreicht. Aus dem Geschäftsbericht geht ferner hervor, dass sich das langfristige Fremdkapital um 216,5 Mio. Euro auf 80,5 Mio. Euro verringert hat. Hauptsächlich hat hierzu die Ablösung eines Schuldscheindarlehens in Höhe von 201,5 Mio. Euro beigetragen. Aufgrund eines guten Marktumfelds hat das Gildemeister-Management die Investitionen im vergangenen Jahr deutlich erhöht – und zwar von 50,0 auf 89,7 Mio. Euro. Es wurden gezielt Investitionen nachgeholt, die in den Vorjahren aufgrund unsicherer Konjunkturperspektiven zurückgestellt wurden. Geld ausgegeben wurde 2011 vor allem für die Ausweitung der Vertriebs- und Servicepräsenz.
Guter Start 2012
Im diesjährigen Auftaktquartal hat sich unter anderem die Kooperation mit Mori Seiki positiv auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt. Einen Rückgang des Auftragseingangs gab es lediglich in der Sparte Energy Solutions, weshalb sich das Unternehmen hier künftig auf Projekte für Industriekunden konzentrieren will. Abgesehen davon sind die Zahlen für das erste Quartal hervorragend ausgefallen. Der Umsatz wurde im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 20% auf 451,8 Mio. Euro gesteigert. Das EBIT erhöhte sich von 10,4 auf 18,8 Mio. Euro. Überdies ist der Auftragseingang um 36% auf 605,1 Mio. Euro gestiegen.
Überzeugender Ausblick
Der Vorsitzende des Gildemeister-Vorstands, Dr. Rüdiger Kapitza, geht davon aus, dass der Ordereingang im gesamten Geschäftsjahr erstmals in der Unternehmensgeschichte über 2 Mrd. Euro liegen wird. Laut Kapitza soll der Umsatz auf mehr als 1,9 Mrd. Euro und der Überschuss auf über 65 Mio. Euro steigen, sofern sich die Weltwirtschaft in den kommenden Monaten nicht erheblich abkühlt. Optimistisch stimmt den Konzernchef die gute Entwicklung in Asien, Osteuropa und Amerika, die eine Abschwächung der Nachfrage in Südeuropa kompensieren könnte. Als Wachstumstreiber fungieren dürfte künftig auch die angestrebte Ausweitung der Kooperation mit Mori Seiki auf alle europäischen Märkte und China.
Fazit
Analystenschätzungen zufolge wird Gildemeister das laufende Jahr mit einem Gewinn je Aktie von 1,25 Euro abschließen. Somit errechnet sich ein attraktives 2012er-KGV von 9,4. Anleger sollten jedoch bedenken, dass der Aktienkurs kurzfristig unter die aktuell bei 11,70 Euro verlaufende 200-Tage-Linie abtauchen könnte. Falls dies passiert, dürfte die Notierung auf 11 Euro fallen – hier befindet sich eine charttechnische Unterstützung.