HeidelbergCement: Betonprofi ist eine Spekulation wert
Die Aktie des Baustoffproduzenten hinkte 2010 dem DAX in Sachen Performance deutlich hinterher. Während der Leitindex um 16,1% zulegte, ging es bei HeidelbergCement um 2,8% abwärts. Allerdings hat sich seit September ein dynamischer Aufwärtsimpuls gebildet. Womöglich kann dieser angesichts der jüngsten Nachrichten fortgesetzt werden.
HeidelbergCement will die Kosten weiter senken und hat ein neues Effizienzprogramm aufgelegt. Von 2011 bis 2013 will der Konzern demnach seine finanzielle und operative Leistungsfähigkeit stärken. Erklärtes Ziel ist es, den Cashflow um insgesamt 600 Mio. Euro zu verbessern. Darin enthalten sind ergebniswirksame Einsparungen bei Finanzierungs- und operativen Kosten von 200 Mio. im Jahr 2013. „Der kontinuierliche und konsequente Fokus auf Kosten und Cashflow ist wesentlicher Bestandteil unserer Strategie“, erläuterte Firmenchef Dr. Bernd Scheifele und er sagte weiter: „Aufbauend auf den erfolgreichen Programmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung der vergangenen Jahre haben wir mehrere Maßnahmen zur weiteren Optimierung in unserem neuen 3-Jahres-Programm ‚FOX 2013‘ gebündelt.“
Nummer 1 bei Zuschlagstoffen
Das Potenzial zu Einsparungen kommt nicht von ungefähr. HeidelbergCement hat sich vor ein paar Jahren neu ausgerichtet und im Rahmen dieser Strategie 2007 den britischen Hersteller von Zuschlagstoffen Hanson übernommen. Neben dem traditionellen Kerngeschäft Zement wurde damit ein zweites strategisches Standbein etabliert. Unter Zuschlagstoffen versteht man Sand, Kies und Schotter. Sie dienen als Füllmaterial, als Grundstoff für den Straßenbau und Bahntrassen und werden in vielen anderen Anwendungen eingesetzt. Neben Zement sind Zuschlagstoffe aber vor allem wesentliche Komponenten für die Herstellung von Beton, dem mit Abstand bedeutendsten Endprodukt von HeidelbergCement. Beton besteht typischerweise zu etwa 75% aus Zuschlagstoffen und zu rund 10% aus Zement. Mit dem Erwerb von Hanson hatte HeidelbergCement die Position als globaler, integrierter Baustoffanbieter verbessert und seine Rohstoffbasis im Bereich Zuschlagstoffe entscheidend gestärkt. Hanson verfügt über hervorragend positionierte und sehr weitreichende Materialvorkommen in den wichtigen Märkten Nordamerika, Großbritannien und Australien. Im Bereich Zuschlagstoffe ist HeidelbergCement heute eigenen Angaben zufolge die weltweite Nummer 1. Der Kauf von Hanson war aber nicht ganz billig und der Konzern musste tief in die Tasche greifen. Zum Teil wurde die Übernahme mit Krediten finanziert, deren Kosten heute noch zu spüren sind.
Effizienzsteigerungen
In diesem Zusammenhang lassen sich somit bei den Finanzierungsausgaben Einsparungen realisieren. Mit der Verbesserung der Kreditmarge für die 3 Mrd. Euro umfassende Kreditlinie im November 2010 wurde dafür laut Unternehmen bereits die Basis gelegt. Daneben gibt es operative Möglichkeiten, die Ausgaben zu drücken. So sollten 2010 im Rahmen des Programms „Fitnessplus 2010“ beispielsweise 300 Mio. Euro eingespart werden. Schwerpunkt des nun aufgelegten neuen Programms sind weitere weltweite Effizienzsteigerungen in den Kernaktivitäten Zuschlagstoffe und Zement. Bei der Zementherstellung plant der Konzern vor allem eine Senkung der Energiekosten. Bei den Zuschlagstoffen sollen die Margen unter anderem durch Einsparungen beim Einkauf aufpoliert werden. Darüber hinaus möchte die Gesellschaft das Umlaufvermögen im Wesentlichen durch eine Verbesserung der Kreditorenlaufzeiten im Jahr 2011 optimieren. „Wir wollen bei den Zuschlagstoffen nicht nur Weltmarktführer nach abgesetzten Mengen sein, sondern auch der effizienteste Zuschlagstoffproduzent der Welt“, betonte der Vorstand. Zudem sagte er weiter, dass HeidelbergCement mit dem Programm „FOX 2013“ seine Wettbewerbsfähigkeit weiter stärken werde, um in einem noch größeren Ausmaß von einer sich verbessernden Marktlage für Baustoffe zu profitieren.
Einer der Größten
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Schließlich ist HeidelbergCement einer der weltweit Größten seiner Zunft. Neben seiner Spitzenposition im Bereich Zuschlagstoffe gehört er zu den größten Unternehmen in den Bereichen Zement und Beton. Die Kernaktivitäten des Baustoffspezialisten umfassen die Herstellung und den Vertrieb von Zement und Zuschlagstoffen, den beiden wesentlichen Rohstoffen für den weltweit am stärksten nachgefragten Baustoff: Beton. Abgerundet wird das Portfolio durch Transportbeton, Betonprodukte und -elemente sowie weitere verwandte Produkte und Serviceleistungen. Chancen für kräftige Steigerungsraten beim Absatz der eigenen Produkte bieten sich in den nächsten Jahren neben den etablierten Märkten vor allem in den Schwellenländern. Dort ist der Bedarf an Investitionen in die Infrastruktur enorm.
Solide Zahlen
In den ersten neun Monaten 2010 trugen die aufstrebenden Regionen Asien, Osteuropa und Afrika bereits 40% zu den Umsätzen bei. Auf West- und Nordeuropa entfielen 34%, Nordamerika steuerte 26% bei. Insgesamt setzte der Konzern von Januar bis September 8,88 Mrd. Euro um, was einem Plus von 5,8% zum Vorjahreszeitraum entspricht. Dazu beigetragen haben Währungs- und Konsolidierungseffekte. Darum bereinigt nahm der Umsatz indes leicht um 1,8% ab. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte um 1,8% auf 1,05 Mrd. Euro zu. Unter dem Strich verdiente HeidelbergCement 372,1 Mio. Euro. Dies war zwar deutlich weniger als im Vorjahr mit 521,6 Mio. Euro, seinerzeit gab es jedoch positive steuerliche Sondereffekte. Insgesamt fielen die 9-Monats-Ergebnisse somit zwar nicht sonderlich spektakulär, aber solide aus.
Fazit
HeidelbergCement entwickelt und produziert hochwertige Baustoffe für Kunden in aller Welt. Zwar gibt es manche Risiken hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in einigen Ländern angesichts zu hoher Verschuldungen, der Konzern ist aber weltweit breit aufgestellt. Er sollte daher von dem insgesamt für 2011 erwarteten anhaltenden globalen Aufschwung profitieren. Und auch künftig dürfte die Gesellschaft von dem enormen Bedarf an Infrastrukturinvestitionen vor allem in Schwellenländern profitieren. Zudem ist sie konsequent dabei, ihre Verschuldung zu reduzieren. In den vergangenen drei Jahren konnte der hohe, vor allem durch die Übernahme von Hanson angehäufte Schuldenberg bereits um rund 6 Mrd. Euro abgetragen werden. Insgesamt ist die Aktie somit eine Spekulation wert. Aus charttechnischer Sicht könnte zudem der jüngst recht dynamische Sprung über die seit etwa einem Jahr gebildete Abwärtstrendlinie für kurzfristige Long-Investments sprechen. Sollten zudem die Hürden bei 50,55 und 52,20 Euro geknackt werden, könnte dies durchaus mittelfristiges Potenzial bis in den Bereich von 65,00 bis 70,00 Euro eröffnen.