Heidelberger Druck: Spekulativ, aber nichts für schwache Nerven!
Der Druckmaschinenhersteller leidet seit einigen Quartalen unter der weltweiten Wirtschaftsflaute. Kunden halten sich mit Aufträgen zurück, Verluste sind die Folge. Um sich über Wasser zu halten, waren sogar staatliche Kredite und Staatsbürgschaften nötig, sonst hätte es von den Banken keine neuen Darlehen gegeben. Wegen einer weiterhin schwachen Nachfrage meldete Heidelberger Druck zwar jüngst das siebte Jahresviertel in Folge rote Zahlen, verspürte jedoch einen leichten Aufwärtstrend bei Auftragseingang und Umsatz.
Der Druckmaschinenhersteller leidet seit einigen Quartalen unter der weltweiten Wirtschaftsflaute. Kunden halten sich mit Aufträgen zurück, Verluste sind die Folge. Um sich über Wasser zu halten, waren sogar staatliche Kredite und Staatsbürgschaften nötig, sonst hätte es von den Banken keine neuen Darlehen gegeben. Wegen einer weiterhin schwachen Nachfrage meldete Heidelberger Druck zwar jüngst das siebte Jahresviertel in Folge rote Zahlen, verspürte jedoch einen leichten Aufwärtstrend bei Auftragseingang und Umsatz.
Firmenchef Bernhard Schreier verwies vor allem auf China und Deutschland, in denen seinen Worten zufolge ordentliche Geschäftserfolge erzielt werden konnten. Im Zeitraum Oktober bis Dezember gingen insgesamt Bestellungen mit einem Wert von 609 Mio. Euro ein. Sie legten damit zum niedrigen Wert im Vorjahreszeitraum um 9% zu und erreichten den höchsten Wert seit mehr als einem Jahr. Der Auftragsbestand Ende Dezember lag mit 626 Mio. Euro aber weiterhin deutlich unter dem Vorjahresniveau von 978 Mio. Euro.
Bleibt vorsichtig
Daher bleibt der weltweit größte Hersteller von Bogendruckmaschinen für die Herstellung von Katalogen, Büchern und Verpackungen vorsichtig. Der Vorstand verwies auf die Druckereien, die sich weltweit nach wie vor mit Investitionen zurückhalten. Während seinen Worten zufolge in Europa, Nahost, Afrika und Asien die Talsohle wohl durchschritten ist, kämpfen die Druckereien in Nordamerika noch immer mit schwacher Auslastung und Finanzierungsproblemen. Insgesamt sieht der Konzern somit weiterhin keine deutliche Trendwende in der seit einiger Zeit leidenden Druckbranche. Wie schlecht die Geschäfte laufen, offenbaren die operativen Zahlen. Zwar gab es im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2009/10 (bis Ende März) unter dem Strich mit 11 Mio. Euro einen geringeren Verlust als vor einem Jahr mit 24 Mio. Euro, der Umsatz brach jedoch von 750 auf 578 Mio. Euro ein. Es dauert einige Zeit, bis sich neue Aufträge positiv auf der Einnahmeseite niederschlagen. Nicht besser sieht die Neunmonatsbilanz aus. Hier schrumpften die Erlöse von 2,21 auf 1,59 Mrd. Euro. Der Nachsteuerverlust weitete sich von 119 auf 158 Mio. Euro aus. Neben dem deutlichen Umsatzschwund belasten das teure Sanierungsprogramm, Stellenstreichungen sowie höhere Finanzierungskosten.
Lichtblicke
Dennoch gibt es Hoffnungsfunken. Mit Blick auf die Zukunft sprach Heidelberger Druck trotz der momentan schwierigen Lage der Branche von positiven Aussichten. Zudem verbrannte das Unternehmen kein Geld mehr und erwirtschaftete im dritten Quartal einen positiven Cashflow. Ferner war der Umsatz von Oktober bis Dezember der bislang höchste im aktuellen Geschäftsjahr 2009/10. Das Geschäft in den einzelnen Druckereisparten entwickelte sich aber sehr unterschiedlich. Bei den Werbedruckern waren demnach Auslastung und damit auch der Investitionsbedarf weiterhin sehr niedrig. Stabiler lief es im Verpackungsdruck. Im laufenden Vierteljahr rechnet der Vorstand mit weiter anziehenden Geschäften. Er geht sogar von einem leichten Umsatzzuwachs sowie operativ schwarzen Zahlen aus. Der binnen der ersten drei Quartale angehäufte Betriebsverlust von 141 Mio. Euro dürfte sich daher verringern. Konkret peilt das Unternehmen Verluste vor Sondereinflüssen zwischen 100 und 150 Mio. Euro an. Der Umsatz wird ferner deutlich unter dem des Vorjahres liegen. Im Geschäftsjahr 2008/09 hatte der Konzern 3 Mrd. Euro umgesetzt und dabei einen operativen Verlust von 49 Mio. Euro erzielt. Kostendisziplin und Servicegeschäft Um sich in der laut Vorstand schwersten Absatz- und Branchenkrise des Unternehmens weiter zu behaupten, hat Kostendisziplin weiterhin die höchste Priorität für den Maschinenbauer. Zudem soll sich die Lage mit der geplanten Neuordnung des Konzerns zusätzlich entspannen und es werden weitere Einsparungen über die bereits verkündeten 400 Mio. Euro hinaus angepeilt. Der Konzern gliedert sich im April mit Beginn des neuen Geschäftsjahres 2010/11 in die Sparten Produkte und Services sowie Finanzdienstleistungen. Bislang war er in Drucktechnik und Weiterverarbeitung wie Verpackungsmaschinen aufgeteilt. In diesen Sparten wurden auch die Wartung und der Verkauf von Verbrauchsmaterialien abgewickelt. Künftig will Heidelberger Druck sein Vertriebsnetz verstärkt dazu nutzen, seinen Kunden Serviceleistungen rund um den Druckbetrieb anzubieten. Als Beispiele nannte der Vorstand die Logistik und Versorgung der Druckereien, und man arbeitet demnach derzeit an neuen Dienstleistungen. Dabei denkt der Konzern auch über eine Rückkehr in den Digitaldruck nach. Eigene Maschinen will man auf diesem Gebiet zwar nicht bauen, will hier aber durch Kooperationen Fuß fassen. Während 2004 die Aktivitäten im Bereich Digitaldruck aufgegeben wurden, weil diese nicht die Erwartungen erfüllten, hat sich der Markt inzwischen geändert. Immer häufiger werden in Druckereien auch digitale Anlagen eingesetzt.
Voll im Trend
Der Ausbau des Servicegeschäfts, das sich als stabiles Element im sonst zyklischen Geschäft des Konzerns erwiesen hat, soll dazu beitragen, unabhängiger von der Konjunktur zu werden. Mit dieser Strategie liegt Heidelberger Druck voll im Trend. Da der Absatz bei Maschinenbauern je nach konjunktureller Lage stark schwankt, versucht man sich über Dienstleistungen kontinuierliche Erlöse zu sichern, um so einen größeren Teil der Fixkosten zu decken.
Fazit:
Die vor Kurzem vorgelegten Zahlen sowie die gemachten relativ zuversichtlichen Aussagen zur künftigen Geschäftsentwicklung stießen bei den Investoren auf offene Ohren. Die Aktie machte jüngst einen deutlichen Sprung nach oben. Eventuell halfen auch Übernahmespekulationen. Wie der Vorstand jüngst erläuterte, muss es im Markt für Druckmaschinen eine Konsolidierung geben. Zu möglichen Gesprächen wollte er sich jedoch nicht näher äußern. Alles zusammen könnte somit für spekulative Käufe sprechen. Dies gilt auch mit Blick auf die Charttechnik, konnte doch jüngst der seit März 2009 gebildete Aufwärtstrend verteidigt werden. Die Aktie ist jedoch nichts für schwache Nerven, und man sollte sich auf größere Kursausschläge einstellen.