Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Aktien >

Hochstimmung bei Henkel

Vergangene Woche feierte die Aktie des Düsseldorfer Konsumgüterkonzerns Henkel ein Rekordhoch. Das bisherige Allzeithoch hatte nur fünf Monate Bestand. Nun strebt die Aktie des Weltkonzerns neue Höhenflüge an, langfristig die 100-Euro-Marke im Visier. Wie viel Potential aber steckt noch drin, lohnt sich ein Einstieg zum gegenwärtigen Zeitpunkt?

BÖRSE am Sonntag

Vergangene Woche feierte die Aktie des Düsseldorfer Konsumgüterkonzerns Henkel ein Rekordhoch. Das bisherige Allzeithoch hatte nur fünf Monate Bestand. Nun strebt die Aktie des Weltkonzerns neue Höhenflüge an, langfristig die 100-Euro-Marke im Visier. Wie viel Potential aber steckt noch drin, lohnt sich ein Einstieg zum gegenwärtigen Zeitpunkt?

Dass der Kurs der Henkel-Aktie kein Produkt einer substanzlosen Seifenblase ist, hat sich über Jahre hinweg eindrucksvoll bewiesen. Wer im März 2009, während des Finanzkrisen-Tiefs, sein Geld in Henkel-Aktien investiert hat, dem kann man heute nur gratulieren. Es gibt nicht viele Papiere im DAX, die seither eine ähnliche Erfolgsstory schreiben. Dümpelte die Henkel-Stammaktie damals noch zwischen einem Kurs von 15 bis 20 herum, kratzt sie heute an der 70er Marke. Besonders konservative Anleger freuen sich zudem über stetig steigende Dividenden. Erhielt man 2009 beispielsweise noch 0,51 Euro Dividende, waren es vergangenes Jahr satte 0,93 Euro. Allerdings ist die Henkel-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von aktuell 17,37 bei weitem kein Schnäppchen mehr.

Dennoch könnte sich ein Einstieg für Aktionäre nach wie vor lohnen. Zum einen gehen Analysten, wie  Iain Simpson von Barclays Capital, von einer Anhebung der Jahresprognose nach Vorlage der Geschäftszahlen für das dritte Quartal aus, zum anderen dürfte Henkel im lukrativen Klebergeschäft dank Kostensenkungen und Verbesserungen schon bald höhere Margen erzielten. Auch Analyst Alex Howson sieht weiterhin Potential fürs Henkel-Papier. Ihm erscheinen die langfristigen Wachstumsaussichten des wichtigen Adhesives-Geschäfts unterbewertet. Außerdem merkt er an, dass sobald sich die zyklischen Märkte wieder aufhellen, die Klebersparte, welche für die Hälfte des Umsatzes sorgt, wieder an Fahrt aufnimmt.

Langfristig aber wird der Wachstumserfolg der Düsseldorfer wohl stark von der Eroberung und Penetrierung des aufstrebenden asiatischen Marktes abhängen. Um den neuen Anforderungen besser gerecht zu werden, müsse die Belegschaft flexibler, schneller und internationaler werden, schrieb der Vorstandsvorsitzende von Henkel, Kasper Rorsted, kürzlich in einem Gastbeitrag für die Huffington Post. Schon jetzt arbeiten daher alleine am Düsseldorfer Stammsitz bereits Menschen aus 50 verschiedenen Nationen. Allerdings scheint sich die Suche nach qualifizierten Fachkräften für die China-Zentralen des Konsumgüterkonzerns als Problem darzustellen, was vor allem daran liegt, dass die dortigen Universitäten nicht auf deutschem Niveau sind.

Doch nicht nur in Asien, sondern auch in Osteuropa ist Henkel um Investitionen in die Zukunft bemüht. So steckte der Düsseldorfer Weltkonzern jüngst zwölf Millionen Euro in sein Wiener Werk, von dem aus das komplette Osteuropageschäft mit mehr als 9.200 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund drei Milliarden Euro gelenkt wird. „Wir investieren jedes Jahr circa zehn Millionen Euro am Standort und setzen auf moderne Hochleistungsanlagen. Wien profitiert aber vor allem vom großen technischen Know-how seiner Mitarbeiter“, sagt Wolfgang Weber, Leiter Produktionssteuerung Core Central Eastern Europe.

Neben dem Know-how der Mitarbeiter und der ständigen Innovationsbereitschaft, profiliert sich Henkel besonders durch seine Nachhaltigkeitsstrategie 2030. Darin verpflichtet sich der Düsseldorfer Weltkonzern eine führende Rolle im Bereich der Nachhaltigkeit einnehmen zu wollen. Ziel der Strategie ist es bei einem reduzierten ökologischen Fußabdruck  einen Mehrwert für Kunden, Verbraucher, Nachbarn, sowie das eigene Unternehmen zu schaffen.

Umweltschutz als Achillesferse

Allerdings gibt es durchaus kritische Töne im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsarbeit von Henkel. So werfen Umweltschützer dem Konsumgüterkonzern vor, Henkel würde Regenwaldgebiete roden oder Torfmoore trockenlegen, um weitere Anbauflächen für Palmöl zu gewinnen, das bei der Produktion von Wasch- und Reinigungsmitteln benötigt wird.

In einer Gesellschaft, in der Umweltschutz immer weiter ins Bewusstsein der Menschen rückt, sind solche Vorwürfe, gerade für ein Unternehmen aus der Konsumgüterherstellung, in der das Vertrauen in die Produkte essentiell für das Verkaufsgeschäft ist, natürlich sehr bedrohlich. Und  um diese Gefahr in eine Stärke umzumünzen, setzt Henkel seit Jahren konsequent auf den Einklang der Unternehmensziele mit ökologischer und sozialer Verantwortung. Mit Erfolg, denn: Im exklusiven Nachhaltigkeitsranking der Dax-Konzerne, das die Münchner Ratingagentur Oekom Research erstellt hat, rangiert der Konsumgüterriese auf Platz eins. Rund 100 Kriterien flossen in die Bewertung jedes Unternehmens ein. Sie reichen von der Einhaltung der Menschenrechte über faires Wettbewerbsverhalten bis zu einem schlüssigen Klimaschutzkonzept und der Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Wer gravierende Lücken aufweist oder Nachhaltigkeit nur halbherzig betreibt, hatte keine Chance auf einen vorderen Platz. „Henkel hat Nachhaltigkeit sehr früh zur Chefsache gemacht. Das Managementsystem bringt ständig Verbesserungen hervor“, begründet Oekom-Vorstand und Chefanalyst Matthias Bönning die Spitzenposition.

Sollte es gelingen, auch an der Börse weiterhin einen nachhaltig steigenden Aktienkurs zu formen, dürften bis 2030 noch einige Anleger einsteigen.