HUGO BOSS: schnittige Performance!
Die im MDAX enthaltene Vorzugsaktie des Edelschneiders machte in der vergangenen Woche einen kräftigen Satz nach oben. Sie durchschnitt die Widerstände im Bereich von 29 Euro und hat damit die übergeordnete langfristige Abwärtsbewegung faktisch verlassen. HUGO BOSS konnte offenbar mit seinen Aussagen zur künftigen Geschäftsentwicklung, die bei Vorlage der Bilanz 2009 gemacht wurden, überzeugen.
Für den Modekonzern soll es nach den Ergebnisrückgängen im Krisenjahr 2009 wieder aufwärts gehen. Bereits im laufenden Geschäftsjahr will er wieder wachsen. Nachdem 2009 das Geld bei den Verbrauchern nicht so locker saß und die vergleichsweise teuren Waren in den Regalen blieben, ist er zuversichtlich, 2010 wieder steigende Umsätze zu erzielen. Sie sollen den Angaben zufolge voraussichtlich um einen einstelligen Prozentsatz zulegen. Außerdem will HUGO BOSS sein als "operativ" deklariertes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) vor Sondereffekten stärker steigern als die Einnahmen. Trotz dieser zuversichtlichen Einschätzungen sprach der Konzern davon, dass auch 2010 angesichts der gesamtwirtschaftlichen Lage noch einmal herausfordernd für die Luxusgüterbranche werden wird. Eine Rückkehr auf das Niveau von vor der Krise ist nicht vor 2011 oder 2012 zu erwarten, hieß es.
Pendel schwingt richtig
Ungeachtet dessen zeigt die Tendenz aber offenbar aufwärts. Mit Blick auf das erste Quartal erläuterte Firmenlenker Claus-Dietrich Lahrs, dass hier zunächst noch ein leichter Umsatzrückgang verbucht werden dürfte. Er erklärte das mit dem zögerlichen Verhalten der Großhändler, die ihre Ware bereits im Sommer 2009 bestellt hatten, als die Wirtschaftskrise noch voll im Gange war. Der Vorstand rechnet aber spätestens ab dem zweiten Halbjahr mit einer Besserung der Geschäftslage. Er betonte, dass das Pendel in die richtige Richtung schwingt und verwies sowohl auf die Verkäufe im Einzelhandel als auch auf die Bestellungen der Großhändler zu Jahresbeginn.
Einzelhandel als Wachstumstreiber
Auch für die nächsten Jahre zeigte sich die Gesellschaft zuversichtlich und rechnet mit weiterem Wachstum. Sie will demnach bis 2015 den Umsatz auf 2,5 Mrd. Euro und das operative Ergebnis auf 500 Mio. Euro steigern. 2009 hatte HUGO BOSS 1,56 Mrd. Euro umgesetzt und dabei ein EBITDA vor Sondereffekten von 270,2 Mio. Euro erreicht. Große Hoffnung knüpft der Konzern an den Einzelhandel in eigenen Geschäften, was laut Vorstand klar der künftige Wachstumstreiber sein soll. Dazu will er das Netz eigener Läden kräftig ausbauen und weltweit jährlich 50 bis 60 neue aufmachen. Im Visier hat das Unternehmen insbesondere Asien und den amerikanischen Kontinent. Großes Potenzial sieht der Vorstand vor allem in China. Dort soll es in den nächsten fünf Jahren 20 Neueröffnungen pro Jahr geben, sodass das Land unter die wichtigsten drei Einzelmärkte des Konzerns aufrückt. Insgesamt soll sich der Anteil Asiens auf gut 20% verdoppeln. Ebenfalls zulegen will man in Nord- und Südamerika, sodass insgesamt die Abhängigkeit von der bislang größten Absatzregion Europa verringert wird, in der es 2009 schwach lief und die derzeit noch etwa 70% zu den Konzernumsätzen beisteuert. Laut den Plänen des Managements soll der Anteil bis 2015 auf 54% sinken. Neben dem Ausbau des eigenen Filialnetzes hat sich der Vorstand mehr Kundennähe und eine weitere Abgrenzung der einzelnen BOSS-Marken untereinander auf die Fahnen geschrieben. Er will damit verhindern, dass sich die einzelnen Labels untereinander Konkurrenz machen.
BOSS und HUGO
Am Markt ist der Konzern mit den Kernmarken BOSS und HUGO vertreten. Die Kollektionen dieser Marken und den dazu gehörenden Linien sind dabei auf verschiedene Zielgruppen angelegt. Unter dem Dach der Kernmarke BOSS sind BOSS Black, BOSS Selection, BOSS Orange und BOSS Green sowie die jeweiligen Accessoire-Kollektionen angesiedelt. Angeboten werden klassisch-elegante Business- und Abendmode aber auch lässige Freizeitmode sowie modische, auf Golf orientierte Sportkollektionen und Premium-Bekleidung. Ursprünglich waren die Herren die Zielgruppe, heute gehört auch stilvolle Damenbekleidung zum Sortiment. Bei der Trendmarke HUGO zielt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge auf einen unkonventionellen Modestil für Männer und Frauen, der progressiv ist, ohne dabei laut zu sein. Das Bekleidungsangebot des Konzerns wird abgerundet durch Lizenzprodukte wie Düfte und Kosmetik, Uhren, Brillen sowie Schmuck. Zudem sind ein HUGO BOSS Mobilfunktelefon und dazugehörige Accessoires erhältlich.
Hohe Qualität zu interessanten Preisen
Die qualitativ hochwertigen und daher auch höherpreisigen Erzeugnisse des Edelschneiders waren im vergangenen Jahr jedoch weniger gefragt. Die Umsätze sanken zum Vorjahr um 7%. Das EBITDA vor Sondereffekten verringerte sich um 6%. Unter dem Strich verdiente der Konzern rund 104 Mio. Euro, nach 112 Mio. Euro ein Jahr zuvor. Insgesamt waren die Ergebnisrückgänge aber vergleichsweise moderat. Zudem verwies der Vorstand auch auf einige positive Entwicklungen. Er freute sich beispielsweise darüber, in den USA trotz des schwierigen Umfeldes ein Umsatzplus erzielt zu haben. Der Firmenchef erklärte das mit der Positionierung der Marke und der Tatsache, dass die US-Verbraucher sehr gezielt eingekauft haben. Die Marke BOSS steht demnach für hohe Qualität zu einem interessanten Preis, und anders als bei vielen anderen Luxusdesignern bekommt man hier einen Anzug nicht erst ab 2.000 US-Dollar.
Sinkende Verschuldung
Erfreuliche Entwicklungen gab es auch in der Bilanz. Die Nettofinanzschulden des Konzerns, der mehrheitlich im Besitz der Valentino Fashion Group ist, die wiederum von dem Finanzinvestor Permira kontrolliert wird, konnten gesenkt werden. Sie verringerten sich von 583 auf 397 Mio. Euro. Beispielsweise schrumpften die langfristigen Kredite von 588,5 auf 478,5 Mio. Euro.
Fazit
Mit den jüngst gemachten Aussagen zur künftigen Geschäftsentwicklung traf HUGO BOSS offenbar ins Schwarze und konnte einige Investoren überzeugen, was sich in einer sehr positiven Kursreaktion manifestierte. Bereits in den vergangenen Wochen im Zuge des insgesamt positiven Gesamtmarktumfeldes zugelegt, wurden nun das Zwischenhoch von Oktober 2008 sowie das 50%-Retracement der übergeordneten Abwärtsbewegung seit dem Allzeithoch von Mai 2007 nach oben durchschritten. Letzteres spricht dafür, dass die kräftige Erholung seit dem Tief von Februar 2009 mehr als eine Gegenbewegung im Abwärtstrend ist. Entsprechend könnte der jüngste Ausbruch als Indiz für eine weiter schnittige Performance interpretiert und daher spekulative Käufe in Erwägung gezogen werden, wozu vielleicht ein eventueller Rücksetzer nach dem jüngsten deutlichen Anstieg Gelegenheit bietet.