Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Aktien >

Intel: Antizyklische Kaufgelegenheit

Die Aktie des weltweit größten Chip-Herstellers ist seit dem Zwischenhoch im Mai, das gleichzeitig ein Mehrjahreshoch war, deutlich zurückgekommen. Es gab etliche Hinweise auf eine Abkühlung in der Chip-Branche, was auch Intel Anfang September bewog, die Umsatzprognose für das dritte Quartal zu kappen. Nun hat der Konzern seine Zahlen für dieses Jahresviertel und den Ausblick für das Schlussquartal vorgelegt. Jubelarien mögen zwar nicht angebracht sein, es besteht aber auch kein Anlass, Trübsal zu blasen.

BÖRSE am Sonntag

Die Aktie des weltweit größten Chip-Herstellers ist seit dem Zwischenhoch im Mai, das gleichzeitig ein Mehrjahreshoch war, deutlich zurückgekommen. Es gab etliche Hinweise auf eine Abkühlung in der Chip-Branche, was auch Intel Anfang September bewog, die Umsatzprognose für das dritte Quartal zu kappen. Nun hat der Konzern seine Zahlen für dieses Jahresviertel und den Ausblick für das Schlussquartal vorgelegt. Jubelarien mögen zwar nicht angebracht sein, es besteht aber auch kein Anlass, Trübsal zu blasen.

Die weltweite Nummer 1 bei den Halbleiterherstellern, die wegen ihrer führenden Position sowohl für die Computer- als auch die Chip-Branche selbst wichtiger Gradmesser ist, hat einmal mehr sehr solide Ergebnisse geliefert. Wie sonst sollte man es bezeichnen, wenn man in einem Quartal beim Umsatz von 13,46 Mrd. US-Dollar ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 3,84 Mrd. US-Dollar sowie einen Profit von 2,97 Mrd. US-Dollar einstreicht? Zugegeben, die Kennzahlen lagen teilweise deutlich unter den Vorjahreswerten. Bei den Erlösen war dabei der Rückgang um 5,5% noch vergleichsweise gering, während EBIT und Nachsteuergewinn mit 19,7% respektive 14,4% größere Rückgänge verzeichneten. Ein Pappenstiel sind die Einbußen somit sicherlich nicht. Allerdings sollte man die Kirche im Dorf lassen. Intel ist nach wie vor ein hoch profitables Unternehmen, das sicherlich auch das aktuell herausfordernde Branchenumfeld meistern wird.

Schwieriges Umfeld

Ein die Geschäfte bremsender Faktor ist derzeit das weltweit schwierige wirtschaftliche Umfeld. So macht klassischen Chip-Herstellern wie Intel oder dem deutlich kleineren Rivalen AMD gerade die Flaute am PC-Markt zu schaffen. Der Absatz von Notebooks und Desktop-Computern ist seit geraumer Zeit rückläufig. Allein im vergangenen Quartal verringerte er sich um mehr als 8%. In diesen Computern finden sich vor allem die Chips von Intel. Vier von fünf PC-Prozessoren stammen von dem Unternehmen. Die klassischen PCs und Notebooks sind dabei nicht nur wegen der durch die konjunkturell trüben Aussichten verursachten Kaufzurückhaltung weniger gefragt. Sie bekommen zudem immer mehr Konkurrenz von Tablets und Smartphones. In diesen boomenden Bereichen konnte Intel bislang noch nicht richtig Fuß fassen.

Tablets und Smartphones

Die Gesellschaft arbeitet jedoch mit Hochdruck daran, sich auch diese lukrativen und Wachstum versprechenden Segmente zu erschließen. Sie hat dazu dank eines starken Cashflows und des ohnehin großen finanziellen Polsters nicht nur die finanzielle Kraft. Auch die hervorragende technologische Expertise bei Forschung und Entwicklung sowie bei der Produktion von Chips sollte helfen, dass zunehmend konkurrenzfähige, also nicht nur leistungsstarke, sondern auch energieeffiziente Prozessoren von Intel in Smartphones und Tablets verbaut werden. Bereits im laufenden vierten Quartal dürften bereits mehr Tablets mit Intel-Chips auf den Markt kommen. Unter anderem auch deshalb, weil Ende Oktober das neue Microsoft-Betriebssystem Windows 8 auf den Markt kommt, das neben klassischen PCs und Notebooks auch für Tablets konzipiert ist. Intel arbeitet nach eigenen Angaben mit seinen Partnern an 20 Tablet-Modellen mit Windows 8.

Hoffnungen durch Windows 8

Ohnehin hofft die Branche auf den Start von Windows 8. Schließlich dürfte zu der Kaufzurückhaltung bei PCs und Notebooks im dritten Quartal auch die anstehende Markteinführung von Windows 8 beigetragen haben. Entsprechend haben einige Käufer, Privatpersonen als auch Firmen, sicherlich mit dem Kauf neuer Hardware gewartet, bis sie gleichzeitig dazu auch das neue Betriebssystem bekommen. Ein Punkt, der im Schlussquartal 2012 die Nachfrage nach PCs und Notebooks zumindest stützen, wenn nicht sogar wieder kräftiger ankurbeln könnte. Die Prognose für das laufende vierte Quartal fiel trotz der Windows-8-Hoffnungen dennoch eher verhalten aus. Firmenlenker Paul Otellini gab beim Umsatz eine Zielspanne von13,1 bis 14,1 Mrd. US-Dollar vor, deren Mitte somit leicht über dem Wert des Vorquartals läge. Bei der Bruttomarge peilt er 57% bis 58% an. Das wären deutlich weniger als im dritten Jahresviertel mit 63,3%. Intel hält damit den Ball augenscheinlich sehr flach und bleibt damit wohl sehr konservativ. Angesichts des herausfordernden Umfelds eine plausible Taktik. Das Unternehmen ist jedoch bekannt für seine im Zweifelsfall eher niedrig gehängten Ziellatten, die dann oft übersprungen werden. So war es auch im dritten Quartal bei der Bruttomarge. Vielleicht gelingt dies auch im Schlussquartal 2012.

Fazit

Kurzfristig mögen die geschäftlichen Aussichten wegen des schwierigen konjunkturellen Umfeldes ein wenig getrübt sein, Intel sollte aber auch diese Herausforderung meistern. Für Fantasie sorgen könnte dabei auch das neue Windows-Betriebssystem. Darüber hinaus ist und bleibt Intel wohl auch künftig die Nummer 1 unter den Chip-Herstellern. Der Konzern dürfte dabei seine technologische Expertise im Bereich von schnellen und energieeffizienten Prozessoren für PCs, Notebooks, Arbeitsstationen und Servern nutzen, um sich künftig auch im boomenden Markt für Smartphones und Tablets zu positionieren. Die Anfänge sind gemacht und auch hier könnte es im Schlussquartal 2012 weitere Fortschritte geben. Ferner sind die langfristigen Aussichten vielversprechend. Die Tendenz zur Computerisierung in sämtlichen Lebensbereichen setzt sich fort und erfordert immer leistungsfähigere Prozessoren. Intel ist dafür sowohl finanziell als auch dank des technologischen Know-hows bestens positioniert. Aus fundamentaler Sicht überzeugen ferner die Ergebnisse, die hohen Gewinnmargen sowie die freundliche Aktionärspolitik (Dividenden und Aktienrückkäufe). 2011 zahlte Intel eine Dividende von 0,78 US-Dollar je Aktie. In diesem Jahr gab es 0,87 US-Dollar. Daraus resultiert auf dem aktuellen Kursniveau eine Dividendenrendite von 3,9%. Darüber hinaus ist die Bewertung mittels KGV attraktiv. Legt man einen Rückgang des Ergebnisses je Aktie (EPS) zum Vorjahr von 2,39 auf 2,13 US-Dollar zugrunde, wozu im Schlussquartal ein EPS von 0,48 US-Dollar nötig wäre (Q3: 0,58 US-Dollar), läge es bei etwas mehr als 10. Alles zusammen bleibt das Unternehmen damit ein aussichtsreiches langfristiges Investment. Der Korrektur des Aktienkurses und vielleicht auch weiter sinkende Notierungen könnten daher für antizyklische Long-Positionen genutzt werden. Aus charttechnischer Sicht könnte es ferner für Käufe sprechen, wenn sich abzeichnet, dass die gerade verletzte Abwärtstrendlinie zurückerobert wird und der Kurs beginnt, sich davon wieder nach oben abzusetzen. In diesem Fall könnten sich zudem auch kürzer angelegte, spekulative Käufe rechtfertigen lassen.