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Intel: Neue Ära schon begonnen?

Das Label Intel inside findet sich auf den meisten Notebooks und PCs. Es zeigt an, dass Chips des Halbleiterriesen verbaut sind - weltweit ist dies in vier von fünf Geräten der Fall. Bei den derzeit boomenden Produkten, vor allem Tablets und Smartphones, wird man indes wenig fündig, was die hellblau-weißen Label betrifft. Hier fasste Intel bislang noch nicht richtig Fuß. Angesichts der jüngst ermutigenden Signale kann sich das jetzt ändern, was auch für Investoren interessant sein dürfte.

BÖRSE am Sonntag

Kaum im Amt - schon ein Achtungserfolg. Brian Krzanich, bislang als COO (Chief Operating Officer) fürs Tagesgeschäft zuständig, wird den Posten des Firmenlenkers von Paul Otellini übernehmen, das teilte der weltweit größte Chipkonzern Anfang Mai dieses Jahres mit. Bei seiner Ernennung kündigte Krzanich an, Intel in eine nächste Ära führen zu wollen.

Er zielt offensichtlich  vor allem darauf ab, Intel bei den Chips für die aktuell boomenden mobilen Geräten, also Tablets und Smartphones, endlich einen bedeutenden Schritt voranzubringen. Otellini hatte im November 2012 überraschend seinen Rückzug angekündigt.

Coup gelandet

Kaum hatte Krzanich am 16. Mai das Ruder übernommen, ließ der neue Kapitän seinen Worten Taten folgen. Bereits Ende Mai wurde bekannt, dass Intel die GPS-Sparte GNSS vom Joint Venture ST-Ericssons kaufen will. Sie soll in die Abteilung Wireless Platform R&D (WPRD) der Sparte Mobile and Communications integriert werden. Das ist eine bedeutende Investition in Techniken zur Positionsbestimmung. Die weitaus dickere Überraschung gab es jedoch Anfang dieser Woche. Man kann schon von einem Coup sprechen, den die Nummer 1 im weltweiten Markt für Computerchips landete. Der südkoreanische Elektronikriese Samsung baut Intel-Prozessoren in sein am Montag auf der Messe Computex in Taiwan vorgestelltes neues Tablet Galaxy Tab 3 ein. Damit kommt der US-Konzern Intel erstmals bei einem der großen Tablet-Hersteller zum Zuge. Zwar ist es noch zu früh, um von einem Durchbruch zu sprechen. Die Signalwirkung ist jedoch nicht ohne. Schließlich hatten die Amerikaner bislang nur bei klassischen Computern wie Notebooks und Desktop-PCs die Nase vorn. Seit einiger Zeit sinken hier jedoch die Verkaufszahlen, unter anderem, weil Tablets und Smartphones immer beliebter werden. Doch auch diese Geräte benötigen elektronische Gehirne. Bislang finden sich in den mobilen Geräten zumeist Chips auf Basis der Technologie des britischen Rivalen ARM Holdings, die vor allem eingesetzt wurden, weil sie weniger Strom verbrauchen.

Gelingt nun der Durchbruch?

Das ausgerechnet Samsung, der bislang ebenfalls auf ARM-Technologie setzte, nun auch Intel-Prozessoren verbaut, wenn auch erst einmal nur in einem Modell, könnte als erstes Indiz gewertet werden, dass Intel nun mit der aktuelle Generation mobiler Prozessoren der Durchbruch gelingen könnte. Sollte sich das Samsung-Tablet mit „Intel inside“ nun auch in der Praxis beweisen, es soll noch in diesem Monat auf den Markt kommen, könnten die Südkoreaner auch weitere Modelle mit Intel-Chips bestücken. Samsung experimentiert bereits fleißig. Das Unternehmen setzt dabei offenbar auch auf deren Rechenstärke. Damit könnten die Tablets besser für den Einsatz als Arbeitsgerät angepasst werden und nicht nur als reine Media-Plattform dienen. Neben der Leistung stimmt außerdem die Energieeffizienz. Intel geht daher mit konkurrenzfähigen Bauteilen in den Ring. Damit bestehen sehr gute Chancen, dass die Intel-Bauteile den Wettbewerbern Marktanteile streitig machen.

Tick-Tock-Modell

Unter anderem auch weil Intel bereits mit der nächsten auf Smartphones und Tablets zugeschnittenen Generation des Atom System-on-a-Chip (SoC) in den Startlöchern steht. Sie wurde jüngst offiziell lanciert. Die Prozessoren basieren auf der neuen Atom-Mikroarchitektur Silvermont. Laut Branchenexperten sind sie nicht nur leistungsfähiger, sondern verbrauchen auch weniger Energie als die derzeitig bekannten ARM-Chips. Intel setzt zudem nun auch hier auf das bewährte Tick-Tock-Modell, das das Unternehmen bei Prozessoren für klassische PCs zur unangefochtenen Spitze gemacht hat. Nach dieser Strategie wird zuerst immer die derzeit aktuelle Architektur geschrumpft (Tick) und anschließend eine neue entwickelt (Tock). Die neue Atom-Architektur Silvermont (Tock) ist der Anfang der Umsetzung dieses Modells im Bereich der Chips für den mobilen Bereich. In den kommenden drei Jahren soll es jeweils einen weiteren Schritt geben. Das nächste Tick ist schon in Vorbereitung. Werden die Silvermont-Chips mittels 22-nm-Fertigung hergestellt, will Intel diese Architektur mit dem Nachfolger Airmont übernehmen und 2014/15 in die 14-nm-Fertigung führen. Bereits ein Jahr später soll es wieder eine brandneue Architektur auf 14-nm-Basis geben. Die ersten Tablets mit Chips auf Basis der Silvermont-Architektur werden laut Intel zum Weihnachtsgeschäft 2013 in Endgeräten zahlreicher Hersteller verbaut sein. Anfang 2014 könnte es dann erste Smartphones mit dieser Technik geben.

Belebung bei klassischen PCs?

Die viel versprechende Produktpipeline und die Samsung-Nachricht wecken hohe Erwartungen, wie der jüngste zwischenzeitliche Kurssprung der Aktie impliziert. Die Investoren sind offenbar zunehmend zuversichtlich, dass Intel auch bei den Chips für mobile Anwendungen bald eine größere Rolle spielen kann. Aber nicht nur diesbezüglich scheint es gute Perspektiven zu geben. Auch im Bereich der Chips für Notebooks, Server und PCs lassen sich Argumente für wieder bessere Geschäfte ausmachen. Intel hatte kurz vor der Messe Computex seine neue Prozessor-Generation Haswell vorgestellt. Sie ist einmal mehr leistungsstärker und energieeffizienter als der Vorgänger. Zusammen mit dem für Herbst erwarteten kostenlosen Upgrade des aktuellen Windows-Betriebssystems 8 auf 8.1 könnte dies für eine Belebung der Verkäufe bei klassischen PCs sorgen.

Fazit

Intel hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um nun auch bei den Chips für mobile Anwendungen endlich die Rolle zu spielen, die man von dem Halbleiterriesen erwarten würde. Zwar wird die Konkurrenz nicht kampflos aufgeben, es bestehen jedoch gute Chancen, dass Intel nun einiges an Boden gut macht. Die aktuellen leistungsstarken und effizienten Prozessoren sowie deren noch bessere Nachfolger scheinen jedenfalls das Potenzial zu haben. Die jüngste Nachricht, dass nun auch Samsung ein Tablet mit Intel-Chips bestückt unterstützt diese Zuversicht. Darüber hinaus könnte es bei den Chips für die sich aktuell eher schleppend verkaufenden klassischen Computer eine Belebung gehen. Alles zusammen ist die Aktie daher womöglich eine Spekulation wert.