Ist das Europas beste Versicherungsaktie?
Branchenkenner bewerten den französischen Axa-Konzern an der Börse schon seit langem positiv und trauen der Aktie weiterhin ein Kurspotenzial von fast 30 Prozent zu. Noch erscheinen die Papiere günstig.
Branchenkenner bewerten den französischen Axa-Konzern an der Börse schon seit langem positiv und trauen der Aktie weiterhin ein Kurspotenzial von fast 30 Prozent zu. Noch erscheinen die Papiere günstig.
Der sogenannte Home Bias, sprich die Neigung zum Heimatmarkt, ist ein weit verbreitetes Phänomen unter Anlegern. Immer wieder tendieren besonders Privatanleger dazu, Aktien aus dem Land, in dem sie leben, gegenüber ausländischen Titeln zu bevorzugen. Das hat mehrere Gründe. Darunter finden sich eher irrationale, wie der Umstand, dass über Dax-Aktien in deutschen Medien viel häufiger berichtet wird als beispielsweise über die des japanischen Nikkei 225. Anleger haben also viele Aktien aus dem Ausland schlicht nicht auf dem Radar. Es gibt aber auch rationale, wie die Quellensteuer, die Anleger auf Dividenden ausländischer Aktien zahlen müssen. Doch ob nun im Einzelfall berechtigt, oder nicht, am Finanzmarkt nicht über den nationalen Tellerrand zu schauen, ist in aller Regel keine gute Idee. Es sorgt ganz grundsätzlich für ein Klumpenrisiko im Portfolio – und manchmal entgehen einem ungeahnte Chancen.
Axa schlägt Allianz auf Dreijahressicht deutlich
Ein Beispiel für solch eine ungeahnte Chance könnte die Aktie des französischen Versicherungskonzerns Axa sein, immerhin die Nummer Zwei der Branche in Europa hinter der Allianz. Während die Aktie der Münchner, die sich in vielen Depots deutscher Privatanleger befindet, in den vergangenen drei Jahren nur um 18 Prozent stieg, kletterte die Axa-Aktie um 45 Prozent in die Höhe. Zwischenzeitlich war diese Performancelücke sogar noch größer gewesen. Allianz-Titel hatten sich nur beschwerlich vom Corona-Crash erholt, weil Klagen gegen die Fonds-Tochter Allianz Global Investors in den USA Investoren verschreckten. Die Axa-Aktie hingegen hatte einen solchen Klotz nicht am Bein und war bereits Anfang 2022 auf ein neues Rekordhoch geklettert. Die Allianz-Aktie hingegen hat ihr Vor-Corona-Hoch von 232,60 Euro bis heute nicht erreichen können. Zur Wahrheit gehört natürlich auch: ausgehend von den Tiefs der Finanzkrise, hat sich die Allianz-Aktie vervierfacht, die Axa-Aktie nur verdreifacht.
Dennoch: in der jüngeren Vergangenheit hat die Axa-Aktie besser performt. Zudem liegt die Dividendenrendite mit fast sieben Prozent höher als die der Allianz (5,8 Prozent). Anleger müssen hier jedoch, wie bereits erwähnt, die anfallende Quellensteuer im Blick haben. Aber auch das KGV liegt mit 7,7 niedriger als bei der Allianz (8,9). Obwohl der Axa-Kurs zuletzt stärker gestiegen war.
JP Morgan setzt Axa auf „Positive Catalyst Watch“
Auffällig ist vor allem der exzellente Ruf, den die Axa-Aktie bei den Analysten genießt. Neun Kaufempfehlungen stehen null Halte- und Verkaufsempfehlungen gegenüber. Ein klares Votum. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 34,90 Euro und damit rund 30 Prozent über dem aktuellen Kursniveau. JPMorgan listet die Axa-Papiere sogar als „Positive Catalyst Watch“. Analyst Farooq Hanif versieht die Aktie mit einem Kursziel von 36 Euro und einer „Overweight“-Empfehlung.
Die Zahlen stimmen bei Axa. Die Beitragseinnahmen stiegen 2022 weltweit auf 102,3 Milliarden Euro. Der operative Gewinn betrug 7,3 Milliarden Euro und soll in diesem Jahr auf 7,5 Milliarden Euro anwachsen. JPMorgan-Experte Hanif ist überzeugt davon, dass das gelingt und rechnet sogar mit „Überraschungen“ bei Vorlage des Halbjahresberichts im August.
Axa profitiert von der insgesamt guten Stimmung rundum die Versicherungsbranche. Die Aktien der Assekuranzen passen in die aktuelle Zeit. Sie sind vergleichsweise krisensicher, da Versicherungen auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten benötigt werden, zudem inflationsresistent. Hinzu kommen sehr hohe Dividendenrenditen, womit die Aktien trotz deutlich gestiegener Zinsen auf Festgeld bei Banken, noch immer mehr Rendite pro Jahr abwerfen. Axa verfügt überdies über einen hohen Cashflow, womit Dividendenanhebungen und kurssteigernde Aktienrückkäufe wahrscheinlich bleiben. Besonders macht den französischen Versicherer sein breit aufgestelltes Versicherungsgeschäft. Axa ist sowohl im Erstversicherungs- als auch im Rückversicherungsmarkt vertreten, darüber hinaus in der Vermögensverwaltung.
Um ein Klumpenrisiko aus dem Home Bias-Effekt innerhalb der Versicherungsbranche zu vermeiden, dürfte die Axa-Aktie also mindestens geeignet sein. Sie steht der Allianz-Aktie in nichts nach und hat auf kurze Sicht sogar die bessere Kursperformance hingelegt.
OG
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