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Aktien > Quartalszahlen überzeugen Analysten

Ist die MTU-Aktie jetzt ein Kauf?

(Foto: picture alliance/dpa | Alexander Welscher)

Der Triebwerkehersteller steht fundamental besser da, als es der Aktienkurs erahnen lässt. Eine milliardenschwere Rückrufaktion könnte über die Wachstumspotenziale hinwegtäuschen, die in dem Luftfahrtkonzern schlummern.

Bis auf 158,20 Euro war der Kurs der MTU-Aktie im Herbst vergangenen Jahres gefallen. Der schwere Kurseinbruch folgte auf die Bekanntgabe einer gigantischen Rückrufaktion. Rund 3000 GTF-Triebwerke müssen verfrüht in die Werkstatt, da die eingebauten Turbinenscheiben des US-Zulieferers Pratt & Whitney aufgrund eines zur Produktion verwendeten mangelhaften Metallpulvers einen Defekt herbeiführen könnten. Die Triebwerke sind in etwa der Hälfte der A320neo-Serie von Airbus verbaut. Alle betroffenen Maschinen müssen gewartet werden. Eine logistische Mammutaufgabe, die sich über Jahre hinziehen wird. Der Schaden beläuft sich Schätzungen nach auf insgesamt sechs bis sieben Milliarden Euro. Davon dürften rund 900 Millionen Euro bei MTU Aero Engines hängen bleiben. So hoch jedenfalls fiel die Rückstellung der Münchner im vergangenen Jahr dafür aus. Dies zog auch zum ersten Mal nach 90 Jahren einen Jahresverlust für den Luftfahrtkonzern nach sich.

Dass Anleger hier zunächst die Reißleine ziehen, verwundet wenig. Die Boeing-Misere zeigt eindrücklich, was selbst gestandenen Konzernen droht, wenn sie als nicht mehr verlässlich gelten. Ganz besonders gilt das freilich für die Luftfahrt.

Doch auf den Schock folgte im Zuge eines insgesamt starken Marktes die schnelle Erholung. Inzwischen kosten MTU-Papiere wieder rund 230 Euro. Das entspricht einem Plus von 45 Prozent in den vergangenen acht Monaten. Die Sorgen um ausufernde Rückstellungen oder Imageverluste waren womöglich übertrieben. Inzwischen scheint MTU Herr der Lage, womöglich werden sogar weniger als die veranschlagten 900 Millionen Euro für die Rückrufe gebraucht. Er sehe diesbezüglich „mehr Chancen als Risiken“, erklärte Vorstandschef Lars Wagner vor kurzem.

 

MTU Aero Engines-Aktie

Das könnte auch für die Aktie des Konzerns gelten. Deren Rekordhoch liegt bei 290 Euro und schon rund vier Jahre zurück. Der Ausbruch der Corona-Pandemie hatte die zuvor eindrucksvolle Kursrally des Luftfahrt-Spezialisten gestoppt. Inzwischen ist MTU aber wieder auf dem Weg zu neuen Rekordumsätzen, womit die Aktie, fundamental-analytisch betrachtet, durchaus als unterbewertet gelten kann. Die US-Bank JP Morgen hält die Titel jedenfalls für attraktiv bewertet. Der Konzern habe im vergangenen, die Rückstellungen herausgerechnet, operativ stark abgeschnitten, lobte Analyst David Perry in einer Studie. Sein Kursziel setzt der Experte bei 290 Euro, also auf Höhe des bisherigen Rekordhochs. Auf diese Höhe sieht auch Jefferies-Analystin Chloe Lemarie die Papiere zukünftig steigen. Auch sie schrieb, dass eine nähere Bewertungs-Analyse zeige, dass die MTU-Aktie besonders unterbewertet erscheine.

Mit den Zahlen zum ersten Quartal hat MTU diesen Eindruck bestätigt. Die Umsätze zogen um acht Prozent auf 1,67 Milliarden Euro an, das operative Ergebnis kletterte um drei Prozent auf 218 Millionen Euro. Der Nettogewinn lag mit 158 Millionen Euro im Jahresvergleich in etwa gleichauf. Die Zahlen nahm CEO Wagner zum Anlass die bisherige Prognose für das Gesamtjahr zu bestätigen. Der Umsatz soll zwischen 7,3 und 7,5 Milliarden Euro liegen, die Ebit-Marge bei über zwölf Prozent. Summa summarum soll operativ ein neues Rekordjahr her.

Wahrscheinlich macht ein solches neben der starken Wartungs-Nachfrage auch das Militärgeschäft. Die Umsätze in letzterem Bereich stiegen im ersten Quartal um 21 Prozent. MTU ist gemeinsam mit anderen Firmen an der Herstellung der Triebwerke für den „Eurofighter“ beteiligt. Dass im Wartungs-Segment nur ein Umsatzplus von zwölf Prozent zu Buche stand, liegt an anhaltenden Problemen in der Lieferkette. Im Geschäft mit neuen Triebwerken setzte MTU sogar drei Prozent weniger um. Das liegt allerdings daran, dass bei Airbus und Boeing die Auftragsbücher übervoll sind und die beiden großen Luftfahrtkonzerne die Bestellungen nicht abgearbeitet bekommen.

Aus Anlegersicht sind das fast schon gern gesehene Umsatzeinbußen, schließlich deuten sie daraufhin, dass die Nachfrage nach MTU-Triebwerken längerfristig gesichert ist und sehr wahrscheinlich steigt.

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