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Jungheinrich: klare Aufwärtstrends

Beim Spezialisten für Gabelstapler und Lagertechnik geht es weiter aufwärts. Auf der Hauptversammlung am 15. Juni sprach der Vorstand von einer anziehenden Nachfrage zu Jahresbeginn und zeigte sich verhalten optimistisch für den weiteren Geschäftsverlauf. In der vergangenen Woche gab es zwar keine neuen Nachrichten, der Aktienkurs kletterte zwischenzeitlich aber auf ein Niveau wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Er zeigt einen intakten Aufwärtstrend, was für weitere Zuwächse sprechen könnte.

BÖRSE am Sonntag

Allein seit Jahresbeginn ist das Jungheinrich-Papier um mehr als 40% gestiegen, rangiert damit auf Platz zwei im SDAX. Seit dem Allzeittief im März 2009 bei 6,58 Euro legte es inzwischen um rund 200% zu. Charttechnisch betrachtet bildete sich dabei ein intakter Aufwärtstrend heraus, der auch während der Korrekturen im Mai dieses Jahres standhielt. Nun scheinen zudem die Marken bei 18,00 und 18,27 Euro nachhaltig überwunden, um die das Papier im April und Mai gependelt war. Erstere resultiert aus dem Zwischentief von Januar 2008, die Zweite stellt das 38,2%-Fibonacci-Retracement der langfristigen Abwärtsbewegung dar. Sollte jetzt der nächste Widerstand bei 20,00 Euro geknackt werden, spräche dies für weitere Zuwächse. Ein erstes Kursziel ist dann der Bereich um 22,00 Euro. Mittelfristig könnte es bis in den Bereich von 25,00 Euro gehen.

Anziehende Nachfrage

Rückendeckung könnten die fundamentalen Fakten geben. Auf der Hauptversammlung am Dienstag der Vorwoche betonte der Konzern, dass er in den ersten vier Monaten des Jahres seinen Konsolidierungskurs erfolgreich fortgesetzt hat. Grundlage dafür war die sich erholende Weltwirtschaft. Von den verbesserten Rahmenbedingungen profitierte die Flurförderzeugindustrie, also die Hersteller von Transportmitteln wie Hubwagen und Gabelstaplern für den horizontalen Transport von Gütern. Im Zeitraum Januar bis April erhöhte sich nach Angaben von Jungheinrich die weltweite Nachfrage zum Vorjahr um 50% auf 245.100 Einheiten, wobei es regional unterschiedliche Dynamiken gab. Die größten Zuwächse verzeichnete Asien mit 87%, wozu maßgeblich China (+117%) beitrug. In Europa erhöhte sich das Marktvolumen um 19%. In Nordamerika waren es 30%.

Wieder mehr Bestellungen

Die kräftige Erholung des Marktes, nach den herben Einbrüchen im Vorjahreszeitraum, war auch bei Jungheinrich zu spüren. Die 1953 gegründete Firma zählt sich selbst zu den weltweit führenden Anbietern auf dem Gebiet der innerbetrieblichen Logistik (Intralogistik). Angefangen als Hersteller von Flurförderzeugen hat sich der Konzern in den vergangenen Jahrzehnten dabei zum Dienstleister und Lösungsanbieter gewandelt. Neben einer Vielzahl an Hubwagen, Gabelstaplern und Kommissionierern, die es in insgesamt mehr 600 Varianten als Neu-, Gebraucht- und Mietfahrzeug gibt, bietet er Regalsysteme und Dienstleistungen für den kompletten Materialfluss im Betrieb. In allen Geschäftsfeldern insgesamt konnte der Konzern von Januar bis April Aufträge im Volumen von 588 Mio. Euro an Land ziehen. Dies waren 8% mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz ging im selben Zeitraum indes noch leicht um 2% auf 532 Mio. Euro zurück. Verantwortlich dafür war hauptsächlich das Neugeschäft, das um 8% sank, was darauf zurückzuführen ist, dass im 1. Quartal 2009 noch der hohe Auftragsbestand aus dem Jahr 2008 abgearbeitet wurde. Die Tendenz zeigt aber auch hier nach oben, und der Auftragsbestand des Neugeschäftes lag Ende April mit 262 Mio. Euro um 12% über dem Vorjahreswert. Im Vergleich zum Orderbestand von Ende Dezember 2009 gab es sogar ein Plus von 26%. Das Miet- und Gebrauchtgerätegeschäft erwies sich in den ersten vier Monaten 2010 mit einem Umsatzplus von zusammen 1% als stabil, der Kundendienstumsatz wuchs sogar um 4%.

Optimistischer Ausblick

Angesichts der spürbaren Markterholung zeigte sich Firmenlenker Hans-Georg Frey auf der Hauptversammlung verhalten optimistisch für den weiteren Geschäftsverlauf. Dazu sollte eine sich fortsetzende weltweite konjunkturelle Erholung beitragen, trotz der schwierigen Entwicklung einiger Volkswirtschaften im Euroraum. Basierend auf der bereits zu Beginn des Jahres zu verzeichnenden Nachfragesteigerung in der Flurförderzeugbranche ist laut Jungheinrich eine Zunahme des weltweiten Marktvolumens zwischen 15% bis 25% auf 630.000 bis 680.000 Fahrzeuge wahrscheinlich. Dies sollte sich auch in den Konzernergebnissen auswirken, und der Vorstand rechnet mit einer Steigerung des Auftragseingangs auf mehr als 1,7 Mrd. Euro, nach 1,65 Mrd. Euro 2009. Und auch beim Umsatz prognostiziert er mehr als 1,7 Mrd. Euro, was somit leicht über dem Vorjahreswert von 1,68 Mrd. Euro läge. Seinerzeit waren die Einnahmen wegen des heftigen Einbruchs der Nachfrage angesichts der weltweiten Wirtschaftsflaute um 22% zum Vorjahr geschrumpft. Gleichzeitig rutschte das Unternehmen erstmals seit Jahren in die roten Zahlen. Dank umfassender Maßnahmen zur Krisenbewältigung und Ertragsverbesserung, konnte es aber bereits im Herbst 2009 und somit nach acht Monaten wieder die operative Gewinnschwelle erreichen. Zwar fiel unter Einbeziehung von Einmalaufwendungen von 80 Mio. Euro ein Verlust von 72 Mio. Euro an, operativ sprang mit 8 Mio. Euro aber immerhin ein kleiner Gewinn heraus. Im Vorjahr lag das EBIT bei 122 Mio. Euro. Im ersten Quartal 2010 setzte sich die positive Entwicklung fort. Nach 2,8 Mio. Euro Verlust im Vorjahreszeitraum, fiel ein positives EBIT von 12 Mio. Euro an. Angesichts der sich erholenden Nachfrage und unter Berücksichtigung der weiteren Konsolidierungsschritte rechnet der Vorstand für das Gesamtjahr nun mit einem positiven EBIT im unteren bis mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Fazit

Jungheinrich gehört zu den weltweit führenden Firmen in den Bereichen Flurförderzeug-, Lager- und Materialflusstechnik. In Europa belegt der Konzern gemessen am Umsatz Rang zwei, weltweit ist er die Nummer drei hinter Toyota und Kion. Das Geschäft ist zwar stark konjunkturabhängig, und der heftige Einbruch der Weltwirtschaft 2009 hinterließ deutliche Spuren bei den Ergebnissen, die mittel- bis langfristigen Aussichten sind aber nach wie vor gut. Angesichts der wohl weiter wachsenden globalen Verteilungsströme sowie der rasanten IT-Entwicklung verändert sich die innerbetriebliche Logistik. Mit seinen maßgeschneiderten Lösungen für das Stapeln, Transportieren, Lagern und Kommissionieren sollte Jungheinrich als Komplettanbieter, der weltweit aktiv ist, davon profitieren. Die Aktie scheint daher aus fundamentaler Sicht langfristig interessant. Charttechnisch ist zudem der Aufwärtstrend intakt und ein eventueller Rücksetzer bis zu diesem, dem dann ein Abprall nach oben folgt, könnte eine Kaufgelegenheit darstellen.