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Kommt das Beste tatsächlich zum Schluss?

Dieser Coup könnte einer einzigartigen Karriere die Krone aufsetzen. Ganz nach dem Motto „das Beste kommt zum Schluss“ plant der 83-jährige Medienmogul Rupert Murdoch im Winter seiner beruflichen Laufbahn die Schaffung des weltgrößten Medienunternehmens.

BÖRSE am Sonntag

Dieser Coup könnte einer einzigartigen Karriere die Krone aufsetzen. Ganz nach dem Motto „das Beste kommt zum Schluss“ plant der 83-jährige Medienmogul Rupert Murdoch im Winter seiner beruflichen Laufbahn die Schaffung des weltgrößten Medienunternehmens.

Die Nachricht glich einem Paukenschlag. Murdochs Konglomerat 21st Century Fox bietet 80 Milliarden Dollar – teils bar, teils in Aktien – für die Übernahmen des Medien-und Unterhaltungskonzerns Time Warner. Die Offerte entspricht dem knapp 13-fachen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen des Übernahmekandidaten. So wäre der Kauf der bisher zweitteuerste der Medienbranche überhaupt; den Spitzenplatz belegt die Übernahme von Time Warner durch AOL für gut 180 Milliarden Dollar im Jahr 2000. Damals, auf dem Höhepunkt der Dotcom-Manie, wurden allerdings Preise gezahlt, die aus heutiger Sicht als völlig überzogen gelten.
 
Wenn es tatsächlich zur Übernahme kommt, wäre sie immerhin die größte dieses Jahres und Höhepunkt einer Fusionswelle, die derzeit über den Globus schwappt. Im ersten Halbjahr 2014 hat sich das weltweite Volumen bereits auf 1,83 Billionen Dollar an Fusionen und Übernahmen belaufen. In der gleichen Vorjahresperiode betrug es noch 1,3 Billionen. Größer waren die Übernahmeaktivitäten zuletzt im ersten Halbjahr 2007, also kurz vor Ausbruch der Finanzkrise. Allen voran der Anteil von Großfusionen ist derzeit ungewöhnlich hoch. Nicht weniger als 13 derartige Deals mit einem Transaktionsvolumen von über 10 Milliarden Dollar kamen allein im zweiten Quartal zum Abschluss. Rückenwind bekommt dieser erstaunliche Trend durch ausgesprochen günstige Finanzierungsbedingungen. So sorgen die anhaltenden Kurssteigerungen an den Börsen dafür, dass übernahmeinteressierte Konzerne wie 21st Century Fox ihre eigenen Aktien als attraktive „Währung“ zur Bezahlung des Kaufpreises einsetzten können. Allerdings beäugen Manager von Time Warner diesen Schachzug Murdochs kritisch. Man wisse schließlich nicht, wie sich Fox-Aktien nach der Übernahme entwickeln würden. Probleme bei der Zusammenführung oder bei der Umsetzung von Plänen zur Reduzierung der Kosten könnten den Kurs ebenso belasten wie der Schuldenberg, der durch ein solches Geschäft aufgebaut würde. Allerdings hat Murdoch einen weiteren Trumpf im Ärmel: Durch die äußerst lockere Geldpolitik der Notenbanken können kaufwilligen Unternehmen momentan so billig Geld am Kapitalmarkt beschaffen, wie das kaum je zuvor möglich gewesen ist.
 
Der Deal würde die amerikanische Medienlandschaft komplett umkrempeln, aus zwei ohnehin schon sehr großen Konzernen entstünde ein wahrhafter Gigant mit einem Gesamtumsatz von 65 Milliarden Dollar. Viele der wertvollsten US-Objekte könnten unter einem Dach vereint werden: TV-Sender wie Fox News und HBO, Hollywood-Studios wie 20th Century Fox und Warner Brothers, Sportrechte und Sportkanäle. Durch die Übernahme erhofft sich Fox Einsparungen in Höhe von über einer Milliarde Dollar infolge von Synergieeffekten. Wenngleich die Filmstudios der beiden Unternehmen im Falle eines Zusammenschlusses weiterhin getrennt agieren sollen, pocht Murdochs Medienimperium auf eine Komplettübernahme des New Yorker Konzerns. Einzige Ausnahme: Time-Warner-Tochter CNN. Ein Verkauf des Informationskanals gilt als wahrscheinlich, da Fox mit Fox News bereits einen eigenen Nachrichtensender betreibt. Außerdem erhofft man sich durch diesen Schritt Probleme mit den Regulierungsbehörden zu umgehen. Allerdings gehen Experten davon aus, dass ein Zusammenschluss trotz eines Verkaufs von CNN kartellrechtlich sehr brisant werden würde. Fox müsste sich wohl, falls die Behörden überhaupt grünes Licht für eine Fusion der zwei Konzerne geben, einer enormen Kontrolle über die produzierten TV-Sendungen und Filme unterziehen.
 
Die größte Hürde für einen Zusammenschluss aber dürfte Time Warner selbst sein, das bislang Murdochs Lockrufen widersteht. Offiziell heißt es, eine Übernahme durch Murdoch sei "nicht im besten Interesse" des Hauses, seiner Mitarbeiter und Shareholder. Insider jedoch vermuten, dass das letzte Wort in den Übernahmeverhandlungen noch lange nicht gesprochen ist. Und so könnte das Angebot des Australiers von 80 Milliarden Dollar erst der Einstieg in ein Pokerspiel sein. Häufig machen die Aktionäre nach der ersten Offerte Druck, den Bieter weiter anzuhören - schließlich könnte ihnen das gute Profite bringen. Der Kursanstieg der Time Warner Aktie auf ihr Zwölf-Jahres-Hoch unmittelbar nach Bekanntwerden der Fusionsspekulationen zeigt eindeutig, dass viele Aktionäre einen Zusammenschluss der beiden Unternehmen zu einem Konzern gigantischer Größe befürworten. Und so könnte es am Ende wieder einmal eine Frage des Geldes werden. „Rupert muss einen Weg finden, wie er mehr Cash auf den Tisch legen kann", fordert etwa Mario Gabelli vom Finanzinvestor Gamco, der Aktien von Time Warner und von Murdochs Medienkonzern 21st Century Fox besitzt. Es gilt als wahrscheinlich, dass der hartnäckige 83-jährige noch die eine oder andere Überraschung in der brisanten Übernahmeschlacht parat hat, um sein Ziel zu erreichen. „Murdoch spielt nie seine beste Karte zuerst aus. Er hat immer noch eine in der Hinterhand", sagt ein Manager eines institutionellen Time-Warner-Investors, der namentlich nicht genannt werden will. Für Spannung ist also gesorgt.