KTG Energie: Kritische Größe erreicht
Ende Juni jährt sie die Erstnotiz von KTG Agrar zum ersten Mal. Auf die Investoren ist der Funke jedoch noch nicht so richtig übergesprungen. Vielleicht ändert sich dies mit der jüngst vorgelegten Bilanz für das Geschäftsjahr 2012. Schließlich könnten die geschäftlichen und strategischen Erfolge für weiterhin aussichtsreiche Perspektiven sprechen.

Saubere Energie vom Land, lautet die Maxime von KTG Energie. Seit 2006 ist das Unternehmen auf diesem Gebiet aktiv und produziert Strom, Wärme und Biomethan aus nachwachsenden Rohstoffen. Es betreibt dazu mehrere Biogasanlagen in Deutschland. Die Gesellschaft ist dabei eng in den Landwirtschaftskonzern KTG Agrar eingebunden, der das bei der Tochter gebündelte Geschäft mit Biogasanlagen am 29. Juni 2012 zur Beschaffung von Wachstumskapital an die Börse brachte. Die Mutter ist mit 70,4% nach wie vor größter Anteilseigner. Zudem ist und bleibt die Biogasproduktion von KTG Energie ein wichtiger Bestandteil des integrierten Konzepts des Agrarkonzerns.
Zweitfrüchte und Reststoffe
Dieser baut die nachwachsenden Rohstoffe an und liefert sie an seine Tochter, was langfristige Versorgungssicherheit gewährleistet. Neben Energiemais setzt er dabei zunehmend auf Zweitfrüchte wie Hirse, Zuckerrüben und Sudangräser, die nach der Haupternte von Getreide für Lebensmittel ausgesät werden. Damit erhöht man nicht nur die Flächeneffizienz und Maschinenauslastung, sondern versucht auch die „Teller oder Tank“-Problematik zu umschiffen. In diesem Zusammenhang betont der Vorstand immer wieder, dass die Produktion von erneuerbarer Energie aus Biomasse im Einklang mit der Nahrungsmittelproduktion stehen muss und nicht mit dieser konkurrieren sollte. Abgesehen von den Zweitfrüchten werden außerdem Reststoffe wie Gras, Stroh und Gülle genutzt. Früheren Angaben zufolge liegt der Anteil von Zweitfrüchten und Reststoffen an der benötigten Biomasse im gesamten Unternehmen bei mehr als 60%. Bei einigen einzelnen Anlagen sind es sogar 100%. Darüber hinaus wird das bei der Erzeugung von Biogas anfallende Restsubstrat als Dünger von KTG Agrar genutzt. Eine nützliche Symbiose, die für eine effiziente Ausnutzung der Ressourcen sorgt. Effizienz wird ohnehin großgeschrieben. Die Biogasanlagen befinden sich daher nicht nur in der Nähe der Agrarbetriebe der Mutter, was für kurze Wege und Synergien bei Personal und Maschinen sorgt. KTG Energie nutzt auch die in den Biogasanlagen als Nebenprodukt anfallende Wärme und stellt diese privaten, gewerblichen und öffentlichen Verbrauchern in der Nähe zur Verfügung.
Klare Vorteile
Geld verdient KTG Energie daher mit dem Verkauf von Strom, Wärme und Biomethan. Die Erlöse sind dabei aufgrund der garantierten Einspeisevergütung durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) auf Jahre gesichert und kalkulierbar. Zudem ist KTG Energie davon überzeugt, dass Biogas eine der wichtigen Energiequellen des 21. Jahrhunderts wird. Großer Vorteil ist die witterungsunabhängige Produktion. Zudem ist Biogas grundlastfähig, speicher- und transportierbar. Außerdem ist für die Nutzung kein Netzausbau nötig. Das produzierte Gas kann problemlos in das vorhandene deutsche Gasnetz eingespeist werden, dass das größte Europas ist. Aufgrund dieser wichtigen Punkte ist die Gewinnung von Energie aus Biomasse nach Ansicht des Unternehmens auch ein maßgeblicher Eckpfeiler für den Erfolg der Energiewende.
Investitionen in die Zukunft
Auf dieser Annahme und den sich daraus ergebenden Chancen aufbauend wurde in den vergangenen Jahren kräftig in den Ausbau der Produktionskapazität investiert. Seit 2006 bereits mehr als 100 Mio. Euro. Hatte die Gesellschaft 2007 Anlagen mit einer elektrischen Leistung von 8 Megawatt (MW), waren es 2011 bereits 22 MW. Im vergangenen Jahr nahm das Expansionstempo dann noch einmal zu. Ende 2012 waren Biogasanlagen mit einer Leistung von rund 35 MW produktionsbereit. Und hier ist noch längst nicht Schluss. Weitere Anlagen befinden sich bereits im Bau oder sind in der Planungsphase, wodurch KTG Energie die Produktionskapazität in den nächsten Jahren weiter erhöhen will. Sie soll bis 2014 auf 40 MW steigen. 2015 soll die Marke von 50 MW geknackt werden. Die finanzielle Basis für diese Vorhaben wurde im vergangenen Jahr mit der Emission einer Firmenanleihe sowie dem Börsengang gelegt. Beides spülte Kapital in die Kassen der Gesellschaft. Mit dem Ausbau investiert man eindeutig in die Zukunft, legt man doch die Grundlage für künftig sichere Erlöse.
Weiterhin kräftige Zuwächse erwartet
Erste Früchte der Investitionsstrategie werden bereits jetzt geerntet, wie die kräftig steigenden Ergebnisse 2012 verdeutlichen. Die deutlich ausgebaute Produktionskapazität und die daraus resultierende höhere Energieerzeugung führten zu einem satten Umsatzplus von 47% auf 31,6 Mio. Euro. Gleichzeitig kletterte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 48,2% auf 9 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte um 51,8% auf 6 Mio. Euro zu. Unter dem Strich gab es indes einen Verlust von 1,8 Mio. Euro, nach 0,8 Mio. Euro Profit im Vorjahr. Grund dafür sind vor allem die Aufwendungen von 4,1 Mio. Euro für den Börsengang und die Anleiheemission. Bereinigt um diese Einmaleffekte hätte der Überschuss bei 2,3 Mio. Euro gelegen. Die Ergebniszuwächse im vergangenen Jahr sind laut Vorstand jedoch erst der Anfang. Weil inzwischen viele Anlagen unter Volllast laufen sowie immer mehr Anlagen ans Netz gehen und dabei nach wenigen Monaten ihre volle Leistung erreichen, werde dies die Umsatz- und Gewinnentwicklung 2013 und darüber hinaus kräftig antreiben, heißt es im Geschäftsbericht.
Fazit
Die kräftigen Ergebniszuwächse im vergangenen Jahr scheinen dafür zu sprechen, dass KTG Energie erfolgreich den Spagat zwischen Investitionen und profitablem Wachstum geschafft hat. Die ersten Früchte dieser Strategie, zu der der massive Ausbau der Produktionskapazitäten gehört, werden damit nun geerntet. Überzeugend ist zudem das ganzheitlich integrierte Konzept der Konzernmutter, in das KTG Energie eingebunden ist. Zudem zählt die Tochter mit sieben Jahren Erfahrung in der Biogasproduktion zu den Branchenpionieren und besitzt umfangreiches technisches und biologisches Know-how. Damit scheint sie bestens gerüstet, um von der erwarteten steigenden Nachfrage nach erneuerbarer Energie aus Biomasse zu profitieren. Aufgrund der umfangreichen Investitionen hat KTG Energie inzwischen auch eine kritische Größe erreicht. Insgesamt ist somit eine gute Basis für nachhaltiges profitables Wachstum vorhanden und es bestehen gute Chancen für weiterhin dynamisch wachsende Umsätze und Gewinne. Damit sollte es der Gesellschaft auch gelingen, weitere Mittel für den Ausbau ihres Geschäfts zu generieren und auch die relativ hohen Verbindlichkeiten (Kredite und Anleihe) wieder nach und nach zurückzuführen. Ab 2013 will KTG Energie zudem eine attraktive Dividende ausschütten. Insgesamt wirkt die Aktie damit langfristig interessant und eignet sich daher zur Depotbeimischung. Kursrücksetzer, wie jüngst, wodurch die Aktie zwischenzeitlich wieder unter den Emissionspreis von 13,80 Euro rutschte, könnten daher gute Einstiegsgelegenheiten sein. Bei Investments in KTG Agrar sind der geringe Streubesitz und das niedrige Handelsvolumen zu beachten, weshalb die Kursentwicklung relativ volatil ist. Kauf- und Verkaufsorder sollten daher mit Limits versehen und auch das Management der Position (Größe, Stop-Loss usw.), entsprechend angepasst werden.