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Aktien > Übernahmeobjekt?

Kursrutsch bei Gerresheimer – rückt nun eine Übernahme näher?

(Foto: shutterstock)

Gerresheimer senkt die Prognose, kürzt die Dividende – die Aktie bricht ein. Der Kursrutsch könnte den Spezialverpackungshersteller erneut ins Gespräch als Übernahmekandidat bringen.

Kurssturz zum Wochenauftakt

Am Montag sorgte der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer (ISIN: DE000A0LD6E6) für einen Paukenschlag am deutschen Aktienmarkt. Die MDAX-Aktie verlor zeitweise rund 26 % gegenüber dem Freitagsschlusskurs und markierte ein Mehrjahrestief. Der dramatische Kursverfall dokumentiert einen herben Vertrauensverlust bei den Anlegern.

Doppelschlag: Prognosesenkung und Dividendenkürzung

Auslöser der Panik war eine Gewinnwarnung in Kombination mit einer radikalen Dividendenkürzung. Bei der Vorlage der vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2024/25 musste das Düsseldorfer Unternehmen einräumen, dass die bisherige Jahresprognose, insbesondere hinsichtlich Ergebnis und Marge, selbst bei einem starken zweiten Halbjahr nicht mehr zu halten ist.

Besonders bitter für Aktionäre: Die ursprünglich angekündigte Dividende von 1,25 Euro je Aktie – exakt auf Vorjahresniveau – wird auf das gesetzliche Minimum von 0,04 Euro gekürzt. Das entspricht einer Kürzung um 97 %. Die Hauptversammlung am 5. Juni dürfte entsprechend angespannt verlaufen. Offiziell will der Vorstand damit die finanzielle Flexibilität sichern. Von außen betrachtet kann die Maßnahme jedoch auch als Indiz für eine nachlassende Bilanzstärke interpretiert werden.

Verhaltener Jahresausblick statt Wachstumsphantasie

Für das Geschäftsjahr 2025 rechnet Gerresheimer nur noch mit einem organischen Umsatzplus von 1 bis 2 % (zuvor: 3 bis 5 %) sowie einer Adjusted EBITDA-Marge von rund 20 % (vorher: 22 %). Noch im Frühjahr hatte der Vorstand mit einem zweistelligen Gewinnwachstum je Aktie gerechnet, jetzt wird ein Rückgang im niedrigen zweistelligen Prozentbereich erwartet.

Die vorsichtige Neubewertung des Gesamtjahres ist vor dem Hintergrund der schwachen Quartalsentwicklung nachvollziehbar.

Schwaches Quartalsergebnis – temporäre Nachfrageflauten belasten

Im zweiten Quartal wuchs der Umsatz organisch lediglich im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Die operative Marge (Adjusted EBITDA) lag bei 19 %. Zwar profitierten einzelne Geschäftsbereiche, etwa das Spritzengeschäft, von verzögerten Umsatzrealisierungen. Doch schwache Impulse aus dem Kosmetikmarkt und ein temporärer Nachfragerückgang bei Verpackungslösungen für orale Flüssigmedikamente belasteten die Entwicklung spürbar. Damit bleibt die Performance im ersten Halbjahr hinter den Erwartungen zurück.

Strategisch gut positioniert trotz kurzfristiger Rückschläge

Trotz der aktuellen Rückschläge hält der Vorstand an seinem langfristig positiven Ausblick fest, insbesondere mit Blick auf das margenstarke Geschäft mit Biopharmazeutika und High-Value-Lösungen. Für das zweite Halbjahr 2024/25 setzt das Unternehmen auf operative Impulse: die Wiederinbetriebnahme wichtiger Produktionslinien, den Anlauf neuer Fertigungskapazitäten und ein erweitertes Produktspektrum. Weitere Details zur strategischen Entwicklung will Gerresheimer am 10. Juli vorlegen.

Systemanbieter für Gesundheit und Pharma

Gerresheimer ist ein weltweit führender Systemanbieter für die Pharma-, Biotech- und Kosmetikbranche. Das Unternehmen entwickelt und produziert unter anderem digitale Lösungen zur Therapiebegleitung sowie hochwertige Drug-Delivery-Systeme wie Medikamentenpumpen, Spritzen, Pens, Autoinjektoren und Inhalatoren. Zum Portfolio zählen auch Primärverpackungen wie Injektionsfläschchen, Karpulen, Ampullen, Tablettenbehälter sowie Infusions-, Tropf- und Sirupflaschen. Ziel von Gerresheimer ist es, mit seinen Produkten und Services dafür zu sorgen, dass Medikamente sicher beim Patienten ankommen und zuverlässig verabreicht werden.

Chartbild kippt: Technische Erholung abrupt gestoppt

Durch den jüngsten Kurseinbruch hat die Gerresheimer-Aktie ihre Erholung seit Mitte April mit einem Schlag wieder zunichte gemacht. Zudem rutschte der Kurs unter das April-Tief und markierte ein neues Mehrjahrestief, was den übergeordneten Abwärtstrend charttechnisch bestätigt. Damit liegt derzeit keine vielversprechende Konstellation für neue Long-Engagements vor, auch wenn es kurzfristig zu technischen Gegenbewegungen kommen könnte.

Gerresheimer

Rückschlag als Übernahmechance?

Das charttechnisch angeschlagene Bild könnte auch neuen Übernahmespekulationen Auftrieb geben. Parallel zu den operativen Schwierigkeiten mehren sich Hinweise, dass Gerresheimer erneut ins Visier von Finanzinvestoren geraten ist. Bereits im Frühjahr kursierten Gerüchte über potenzielle Interessenten. In der vergangenen Woche sprang der Kurs kurzfristig bis auf 66,50 Euro, nachdem Kreise über ein mögliches Übernahmeinteresse durch Warburg Pincus und KPS Capital Partners berichteten.

Der aktuelle Kursrückgang, ausgelöst durch die schwachen Zahlen und die radikale Dividendenkürzung, senkt nun die Unternehmensbewertung und könnte damit ein günstigeres Einstiegsfenster für potenzielle Bieter öffnen. Offizielle Angebote liegen bislang nicht vor, doch die Spekulationen sind angesichts der Lage nicht unbegründet.

Gerresheimer rückte in der Vergangenheit mehrfach ins Visier strategischer Investoren. Im Zentrum steht dabei die Option einer Aufspaltung: Die Kosmetiksparte produziert Tiegel und Fläschchen, während sich das margenstärkere Pharmageschäft auf komplexe Spezialverpackungen und Systeme zur sicheren Medikamentenverabreichung fokussiert. Gerade dieser zukunftsträchtige Bereich dürfte das Interesse von Investoren besonders wecken.

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