LEONI bleibt auf Erfolgskurs
Die in der Vorwoche wegen des starken ersten Quartals deutlich angehobenen Prognosen wurden von den Investoren mit kräftig steigenden Kursen honoriert. Es gab zudem etliche positive Analystenstudien. In der vergangenen Woche hielt sich das positive Sentiment, was dem LEONI-Papier erneut Rückenwind verlieh. Der Kabel- und Bordnetzspezialist macht damit sowohl fundamental als auch charttechnisch eine gute Figur.
Der Kursanstieg in den vergangenen Wochen ist beeindruckend. Nachdem die LEONI-Aktie seit Dezember 2010 konsolidierte und im Februar eine deutlichere Korrektur begann, wurde diese inzwischen wieder mehr als wettgemacht. Seit dem Zwischentief im März ging es damit um beinahe 50% aufwärts. Der Kurs erreichte jüngst sogar ein Niveau wie zuletzt im Dezember 2007. Dabei kletterte er über das Zwischenhoch von Januar dieses Jahres bei 35,50 Euro. Zudem wurde das Zwischenhoch von Mai 2008 bei 36,15 Euro geknackt. Sollten sich diese Ausbrüche als nachhaltig erweisen, könnte damit der Weg frei sein bis zum Allzeithoch von November 2007 bei 46,81 Euro.
Prognosen angehoben
Basis für die gute charttechnische Verfassung ist die anhaltend gute Geschäftsentwicklung. So hatte LEONI in der Vorwoche seine Prognosen für das Geschäftsjahr 2011 deutlich angehoben. Der Vorstand erwartet nun einen Umsatz von rund 3,4 Mrd. Euro und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von etwa 210 Mio. Euro. Bislang hatte er Erlöse von mindestens 3,1 Mrd. Euro und ein EBIT von rund 170 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Die angehobenen Erwartungen gelten allerdings unter der Voraussetzung, dass sich aus den internationalen Krisenherden wie der Natur- und Atomkatastrophe in Japan und den Umstürzen in Nordafrika keine Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit ergeben, die das bisher erwartete Ausmaß übersteigen.
Starker Jahresauftakt
Grund für die Anpassung der Prognosen ist vor allem ein sehr starker Jahresauftakt, aber auch stabile Geschäftsaussichten für die Folgequartale. Von Januar bis März hatte LEONI demnach laut vorläufigen Zahlen mit rund 910 Mio. Euro so viel umgesetzt wie noch nie. Gleichzeitig erreichte das EBIT mit etwa 61 Mio. Euro einen neuen Quartalsrekord. Die vollständigen Zahlen will der Vorstand am 10. Mai vorlegen.
Breites Sortiment
Die Geschäfte des Kabel- und Bordnetzspezialisten brummen aber offenbar weiterhin kräftig. Der Konzern profitiert dabei von einer glänzenden Marktposition. Er entwickelt und produziert bereits seit vielen Jahrzehnten Drähte und optische Fasern, Kabel und Kabelsysteme. Angesichts des hohen Stellenwertes von Forschung und Entwicklung, beispielsweise bei neuen Werkstoffen, Fertigungsverfahren und Produkten, passt sich die Gesellschaft kontinuierlich den sich verändernden Anforderungen des Marktes und einzelner Kunden an. Der Fokus der Aktivitäten liegt heute vor allem auf einbau- bzw. anschlussfertigen Systemen, die optimal auf die jeweiligen Einsatzbedingungen vor Ort abgestimmt sind. Laut Firmenangaben bieten sie den Abnehmern aus Automobilbau und anderen Industrien größtmögliche wirtschaftliche und technische Vorteile. Außerdem hebt der Konzern das Produktprogramm hervor, dass demnach eines der umfassendsten ist, die es derzeit am Markt gibt. Das Sortiment reicht vom hauchdünnen blanken Kupferdraht bis zum armdicken Hybridkabel und von der einfachen, mit Steckern versehenen Verbindungsleitung bis zum kompletten elektrischen Fahrzeug-Bordnetz. Abgerundet wird das Angebot durch zahlreiche Serviceleistungen wie Beratung und Auswahl geeigneter Produkte, Wartung und rechtzeitiger Austausch von Kabeln im Bereich Robotik/Automatisierungstechnik sowie der Verkabelung von beigestellten Maschinen- und Apparateteilen (Modulen) sowie Schaltschränken.
Globale Trends
Mit seinen Einzelkomponenten und maßgeschneiderten Lösungen und Systemen, die sich durch perfekt aufeinander abgestimmte Komponenten, angefangen bei der Leitung bis zu den erforderlichen Verbindungs- und Befestigungselementen, auszeichnen, setzt der Konzern auf globale Trends, um von diesen zu profitieren. Dazu gehören Globalisierung und Urbanisierung, die steigende Mobilität, die zunehmende Tendenz zur Industrialisierung und Automatisierung sowie Ressourcenknappheit und wachsendes Umweltbewusstsein. So entwickelt LEONI beispielsweise für seine wichtigste Abnehmergruppe, der Fahrzeugindustrie, neben den gängigen Kabelsätzen und Bordnetzsystemen auch Lösungen für alternative Antriebskonzepte wie Elektro- oder Hybridantriebe. Daneben baut der Konzern das Geschäft mit den sogenannten grünen Technologien kontinuierlich aus, will mittelfristig gar der innovativste Kabelanbieter in diesem Bereich werden. Er beliefert schon heute die Automobilindustrie mit gewichtsoptimierten Bordnetzsystemen, bietet aber auch Drähte, Leitungen und Spezialkabel für umweltfreundliche Märkte wie Photovoltaik, Windkraft und Schienenverkehr.
Rekordumsatz 2010
LEONI ist somit mehr als nur ein Autozulieferer, wenngleich die meisten Kunden Pkw- und Nutzfahrzeughersteller sind und das Geschäft mit Kabelsätzen und Bordnetzsystemen im vergangenen Jahr 55,3% zum Konzernumsatz beisteuerte. Insgesamt setzte das Unternehmen 2,96 Mrd. Euro um. Dies waren 37% mehr als im Vorjahr und gleichzeitig ein neuer Rekord. Die nachhaltige Verbesserung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die kräftige Erholung der Automobilbranche, führte zu einer starken Nachfrage. Daneben wurden neue Märkte und Kundengruppen erschlossen. Hinzu kam ein striktes Kostenmanagement, sodass nach den Verlusten im Krisenjahr 2009 im vergangenen Jahr der Sprung zurück in die schwarzen Zahlen gelang. Beim EBIT erzielte das Unternehmen nach einem Verlust von 116,3 Mio. Euro nun einen Profit von 130,7 Mio. Euro. Unter dem Strich wurde der Fehlbetrag von 138,1 Mio. Euro in einen Gewinn von 130,7 Mio. Euro gewandelt.
Fazit
Die gute Geschäftsentwicklung des vergangenen Geschäftsjahres scheint sich auch 2011 fortzusetzen. Mit den zuletzt vorgelegten ersten Eckdaten für das erste Quartal sowie den deutlich angehobenen Prognosen für das Gesamtjahr bleibt LEONI somit offenbar auf Erfolgskurs. Die positiven Aussichten spiegeln sich in der zuletzt äußerst dynamischen Kursentwicklung wider. Durch die jüngst übersprungenen Widerstände könnte es zudem aus charttechnischer Sicht Spielraum für weitere Zuwächse geben, wobei das Allzeithoch von 46,81 Euro eine potenzielle Anlaufstelle darstellt. Angesichts der glänzenden Marktposition sowie der Erschließung neuer Nischenmärkte scheint ferner aus fundamentaler Sicht grünes Licht gegeben, wenngleich die relativ große Abhängigkeit von der Automobilindustrie ein Risiko darstellt. Bislang brummt diese aber kräftig, sodass die LEONI-Aktie derzeit ein spekulativer Kauf sein könnte.