Loewe: neue Produktlinie zur Fußball-WM
<span style="font-size: 9pt; font-family: ">In knapp fünf Wochen beginnt die Fußball-WM in Südafrika. Geht es nach dem Fernsehgerätehersteller, wäre dies eine gute Gelegenheit zum Kauf eines neuen Bildschirms. So richtig ins Rollen scheint das WM-Geschäft bei Loewe aber noch nicht gekommen zu sein. Die jüngst vorgelegten Quartalszahlen lagen nur leicht über den Vorjahresniveaus.</span>
Eigenen Angaben zufolge ist Loewe dennoch gut ins Geschäftsjahr 2010 gestartet. Firmenlenker Frieder C. Löhrer betonte, dass man mit den leichten Steigerungen in den ersten drei Monaten im Rahmen der Planungen liegt. Beim Umsatz verbuchte der Konzern mit 73,4 Mio. Euro etwas mehr als im Vorjahreszeitraum mit 72,8 Mio. Euro. Die Entwicklung in den einzelnen Märkten war jedoch uneinheitlich. In Deutschland, mit einem Umsatzanteil von rund 57,5% nach wie vor Hauptabsatzgebiet, verringerten sich die Erlöse um 3% auf 42,2 Mio. Euro. Im Ausland liefen die Geschäfte besser, hier stiegen die Einnahmen um 7% auf 31,2 Mio. Euro.
Kaufanreize schaffen
Mit Blick auf die einzelnen Produktsparten verzeichneten die Fernsehgeräte einen Umsatzrückgang um 7% auf 58,7 Mio. Euro. Während Loewe eigenen Angaben zufolge aufgrund der konsequenten Positionierung im Premiumsegment und des attraktiven und individuellen Produktportfolios die Verkaufspreise lange Zeit nahezu stabil halten konnte, obwohl die durchschnittlichen Marktpreise in Europa weiter stark nach unten tendierten, senkte der Konzern nun die Preise, insbesondere im TV-Einstiegsbereich. Wie es hieß, wollte man zusätzliche Kaufanreize für die eigenen hochwertigen Produkte schaffen und sich strategisch sinnvolle Preisprämien sichern. Laut Vorstand ein Schritt, der so in den Planungen für 2010 vorgesehen war. Er hob ferner die erfreuliche Entwicklung bei großformatigen LCD-TVs ab 37 Zoll am LCD-Gesamtumsatz von Loewe hervor, deren Umsatzanteil von 58% auf 63% kletterte.
Gefragtes Multitalent
Fernseher sind zwar die größte, aber nicht die alleinige Einnahmequelle. Loewe versteht sich als Premiummarke im Bereich Home Entertainment Systeme. Neben Bildschirmen bietet der Konzern daher auch Audio- und Videosysteme (Blu-ray- & DVD-Spieler, HiFi-Anlagen, Lautsprecher), die im Segment Audio/DVD zusammengefasst sind. Es entwickelte sich im ersten Quartal mit einem Umsatzplus von 90% auf 9,7 Mio. Euro besonders positiv. Das Unternehmen profitierte von der erfolgreichen Markteinführung des „Mediacenters“, das als wahres Multitalent angepriesen wird. Es spielt CDs, DVDs und empfängt Radio-Signale über Antenne, Kabel, Satellit oder aus dem Internet. Ferner können digitale Musikdateien von Festplatten oder aus dem Heimnetzwerk ebenso genutzt werden wie iPod oder iPhone. „Mit der Einführung des Mediacenters sind wir unserem Ziel, Loewe zur bedeutendsten internationalen Premiummarke für Home Entertainment Systeme zu entwickeln, einen wichtigen Schritt näher gekommen“, sagte der Vorstand. Und auch im dritten Segment „Sonstiges“, das das Produktportfolio um Aufstelllösungen für Fernseher und andere Heimkinokomponenten abrundet, legten die Einnahmen im ersten Quartal um 9% auf 5 Mio. Euro zu.
EBIT gesteigert
Neben den insgesamt gestiegenen Umsätzen konnte Loewe im ersten Quartal 2010 auch bei den Erträgen zulegen. Trotz planmäßiger Preisanpassungen im TV-Einstiegsbereich und des etwas niedrigeren Umsatzvolumens in Deutschland verbesserte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 0,7 auf 0,8 Mio. Euro. Dazu trugen den Angaben zufolge die insgesamt wertorientierte Vermarktung und der weiterhin gute Produktmix bei. Konkret stützte beispielsweise der höhere Anteil der großformatigen LCD-TVs. Unter dem Strich blieben 0,2 Mio. Euro Profit übrig und damit genauso viel wie im Vorjahreszeitraum.
Neue Produkte
Alles zusammen genommen, sind die Zahlen für das erste Quartal somit solide, dürften bei den Investoren aber keine Jubelstimmung auslösen. Vielleicht ändert sich dies im zweiten Quartal. Möglicherweise kann Loewe doch noch von der Fußball-WM profitieren. Wie es jüngst bei Vorlage der Quartalszahlen hieß, bereitet das Unternehmen aktuell intensiv die wichtigste Markteinführung des Jahres vor. „Pünktlich zur Fußball-WM in Südafrika wird unsere neue Produktlinie "Individual" mit neuester LED-Hintergrundbeleuchtung eingeführt.“, so der Vorstand. Ob Farben, Materialien, Aufstelllösungen oder technische Ausstattung – Loewe Individual eröffnet dem Kunden mehr als eine Million unterschiedlicher Alternativen, sein persönliches TV-System zu konfigurieren, wirbt das Unternehmen. Aber auch über die WM hinaus sind weitere Schritte geplant. Loewe will die Produktoffensive mit der Einführung von weiteren großformatigen, hochauflösenden LCD-TVs mit LED-Hintergrundbeleuchtung konsequent fortführen.
Vorsichtig optimistisch
Entsprechend vorsichtig optimistisch ist auch der Ausblick auf das Gesamtjahr 2010. Die Gesellschaft rechnet mit einem moderaten Umsatzwachstum. Dabei will man das hohe Niveau in Deutschland stabil halten und in anderen europäischen Kernmärkten profitable Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich realisieren. Dank der Kostendisziplin sowie der konsequenten Fortsetzung der wertorientierten Vermarktung der Premiumprodukte soll zudem beim EBIT das Vorjahresniveau erreicht werden. 2009 hatte Loewe 324 Mio. Euro umgesetzt und damit 13,4% weniger als im Vorkrisenjahr 2008. Das EBIT schrumpfte sogar um mehr als die Hälfte von 28,5 auf 13,5 Mio. Euro.
Fazit
Nachdem zu Beginn des neuen Jahrtausends der Wechsel vom Röhrenfernseher hin zu den LCD-Geräten nicht reibungslos klappte und der Konzern knapp an einer Pleite vorbei schrammte, wirtschaftet er seit 2006 wieder profitabel. Daran will die Gesellschaft auch 2010 und darüber hinaus anknüpfen und sieht sich mit dem Geschäftsmodell, seiner „sehr soliden Kapitalstruktur“ und den weitreichenden Finanzierungsvereinbarungen für die Zukunft bestens aufgestellt. Die Ergebnisziele für 2010 muten jedoch eher zurückhaltend an. Vielleicht birgt dies aber die Chance auf eine positive Überraschung. Zwar scheint das bisherige WM-Geschäft eher schleppend zu verlaufen, dies könnte sich in den nächsten Wochen aber noch ändern. Darüber hinaus hat die Gesellschaft in den vergangenen Jahren als Anbieter von hochpreisigen Premiumprodukten der absatzmengenmäßig deutlich größeren Konkurrenz aus Asien getrotzt. Die Rechnung von Loewe scheint somit aufzugehen. Der Konzern setzt auf sinnvolle, ausgeklügelte und hoch entwickelte Technik, die einfach zu bedienen und in edlem hochwertigem Design verpackt ist. Zwar wird der Wettbewerb künftig sicherlich nicht einfacher, für Investoren, die daran glauben, dass sich die Gesellschaft auch künftig in ihrer Nische behauptet, könnte die Aktie jedoch ein spekulativer Kauf sein.