Manz: Auf Kurs zum Turnaround
Beim Hightech-Maschinenbauer verdichten sich die Anzeichen für einen Turnaround. Nachdem er im Geschäftsjahr 2012 einen satten Umsatzeinbruch sowie dicke Verluste verzeichnete, will er im laufenden Jahr wieder profitabel wachsen. Die jüngst vorgelegten Quartalszahlen und die positive Auftragsentwicklung machen Mut, dass Manz die Ziele erreichen könnte und auch nachhaltig wieder die Kurve kriegt. Eventuell ist daher auch die Aktie wieder einen Blick wert.
Automation, Laser-Prozesse, Vakuumbeschichtung, Siebdrucken, Messtechnik und nasschemische Prozesse, das sind die Gebiete, mit denen sich die 1987 gegründete Firma bestens auskennt. Aufgrund ihrer Kernkompetenz in der Automation von Prozessen sowie der Entwicklung integrierter Systeme gibt es in vielen Bereichen Anwendungsmöglichkeiten für diese Technologien. Manz hat sich dabei in den vergangenen Jahren vom Automatisierungsspezialisten zum Anbieter integrierter Produktionslinien entwickelt, die vor allem eins sein sollen: effizient. Mit seinen Hightech-Maschinen trägt das Unternehmen demnach dazu bei, durch immer bessere Leistungsparameter die Herstellungskosten der auf den eigenen Anlagen gefertigten Produkte zu senken. Manz sieht sich dabei selbst als ein wichtiger Innovationstreiber für den Durchbruch von Schlüsseltechnologien unserer Zeit. Dazu zählt der Konzern die nachhaltige Energieerzeugung, Displays für globale Kommunikationsbedürfnisse und E-Mobilität. Bei der Entwicklung seiner Systeme liegt der Fokus somit auf weltweit schnell wachsende Zukunftsbranchen. Dies spiegelt sich auch in der Gliederung nach drei strategischen Geschäftsbereichen (Display, Solar, Battery) wider.
Firmenstrategie fruchtet
Gerade Maschinen für die Solarbranche waren dabei lange Zeit eine der wichtigsten Einnahmequellen und Wachstumstreiber. Die Schwierigkeiten in der Photovoltaikindustrie in den vergangenen Jahren haben jedoch auch bei Manz deutliche Spuren hinterlassen. 2012 brach der Umsatz in diesem Bereich wegen ausbleibender Neuinvestitionen von Firmen aus dem Solarsektor kräftig ein. Große Verluste waren hier die Folge, unter anderem auch wegen Abschreibungen und Wertberichtigungen. Deutlich besser lief es in den Bereichen Display und Battery, die deutliche Zuwachsraten verzeichnen konnten. Damit konnte Manz aber nur teilweise die erheblichen Einbrüche im Segment Solar kompensieren, sodass konzernweit ein deutlicher Umsatzeinbruch von 23,5% auf 184,1 Mio. Euro verzeichnet wurde und es zudem auch beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sowie beim Nachsteuerergebnis dicke Verluste von 30,7 respektive 33,5 Mio. Euro gab. Es hätte wohl aber noch schlimmer kommen können. Offenbar fruchtet die Firmenstrategie der vergangenen Jahre. Manz profitierte vom erfolgreich umgesetzten, branchenübergreifenden Technologietransfer. Dem Konzern ist es gelungen, nahezu das gesamte Technologieportfolio auf Anwendungen in der Display-Industrie zu transferieren. Eigenen Angaben zufolge bietet er der Branche effiziente Herstellungsverfahren für Displays, Touch-Sensoren und andere Komponenten von Smartphones und Tablets. Damit hat er ein umfassenderes technologisches Portfolio und ist mit seiner Ausrichtung in mehreren Wachstumsbranchen strategisch besser diversifiziert. Dank dieser Strategie lief es geschäftlich auch im ersten Quartal 2013 wieder deutlich besser.
Solarkrise abgehakt
Manz selbst sprach sogar davon, die Solarkrise hinter sich gelassen zu haben. Zwar gab es im Solarsegment abermals einen deutlichen Umsatzeinbruch von 73,7% auf 3,1 Mio. Euro, allerdings ist der Anteil am Konzernumsatz mit 6,2% relativ gering. Die schwache Entwicklung wurde zudem vom anhaltend positiven Trend in den Bereichen Display und Battery überkompensiert. Ersterer profitiert von den derzeit boomenden Smartphones und Tablet-Computern. Der Segmentumsatz kletterte um 32,4% auf 28,3 Mio. Euro. Mit Produktionsanlagen für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien erzielte Manz Erlöse von 1,9 Mio. Euro, was einem Plus von 64% entspricht. Zuwächse gab es auch in den beiden Berichtssegmenten Leiterplatten/OEM sowie Sonstige. In Ersterem ging es von 5,8 auf 11,2 Mio. Euro aufwärts. Die sonstigen Erlöse stiegen von 4,1 auf 5,4 Mio. Euro. Insgesamt erzielte Manz damit einen Gesamtumsatz von 49,8 Mio. Euro. Dies waren 13% mehr als vor einem Jahr. Die steigenden Einnahmen sowie die im zweiten Halbjahr 2012 eingeleiteten Maßnahmen zur Struktur- und Kostenoptimierung, die nach Firmenangaben erste positive Wirkung zeigen, führten außerdem zu einem verbesserten EBIT. Der Verlust verringerte sich von 4,9 auf 1,4 Mio. Euro. Auch nach Steuern wurde der Fehlbetrag von 5,4 auf 3 Mio. Euro minimiert.
Gute Auftragslage
Firmenlenker Dieter Manz war mit der Entwicklung im ersten Quartal insgesamt sehr zufrieden. Er freute sich zudem über die hohe Investitionsbereitschaft der Industrie in neue Produktionsanlagen im Bereich Display. Dies spiegelt sich auch in derzeitigen Auftragsbestand wider. Mit rund 142 Mio. Euro (+40% zum Vorjahr) ist er so hoch wie zuletzt im dritten Quartal 2010. Der Hightech-Maschinenbauer konnte in den vergangenen Wochen vor allem weitere große Folge- und Neuaufträge mit einem Volumen von 45 Mio. Euro im Display-Bereich einheimsen. Insgesamt entfallen 75,6% der aktuellen Aufträge auf dieses Segment. Umsatz- und ergebniswirksam werden die neuen Aufträge weitestgehend im dritten und vierten Quartal 2013.
Positiver Ausblick
Für das Gesamtjahr 2013 ist der Vorstand dank der vollen Auftragsbücher sowie der exzellenten Marktaussichten sehr positiv gestimmt. Er bestätigte daher die Annahme eines zweistelligen Umsatzwachstums. Gleichzeitig bekräftigte er das Ziel, ein nachhaltig positives EBIT erreichen zu wollen. Bereits im zweiten Quartal will Manz einen operativen Gewinn einfahren. Das EBIT soll dabei sogar so hoch ausfallen, dass der Verlust im Auftaktquartal ausgeglichen werden kann. Zuversicht versprüht der Umstand, dass hier der Großteil der am Jahresende 2012 erhaltenen Aufträge umsatz- und ertragswirksam wird. Zudem sollten die Anstrengungen zur Kostenoptimierung weiter fruchten.
Fazit
Manz scheint tatsächlich auf einem guten Weg, einen nachhaltigen Turnaround zu schaffen. Dabei hat die Entwicklung in der Solarbranche für den Geschäftserfolg keine Bedeutung mehr. Stattdessen fruchtet die Strategie der vergangenen Jahre. Manz profitiert insbesondere von dem erfolgreichen Technologietransfer in die Display-Branche, die derzeit von einer anhaltend dynamischen Marktentwicklung geprägt ist. Darüber hinaus können die technologischen Prozesse des Hightech-Maschinenbauers in vielerlei Anwendungen eingesetzt werden, sodass es nicht verwundert, dass sich Manz bei der Entwicklung seiner Systeme auf weltweit schnell wachsende Zukunftsbranchen fokussiert. Daran dürfte sich auch künftig nichts ändern. Schließlich werden effiziente Produktionslinien immer gefragt sein. Für Investoren, die an einen nachhaltigen Turnaround glauben, könnte die Aktie daher langfristig interessant sein. Der dynamisch steigende Kurs seit dem Zwischentief im November vergangenen Jahres impliziert bereits wieder zunehmendes Käuferinteresse. Dabei wurde auch die langfristige Aufwärtstrendlinie überwunden. Nach einem Pullback an diese Linie zeigt die Tendenz dabei seit Mitte April wieder aufwärts. Sollte nun das Zwischenhoch von März 2013 bei 28,50 Euro geknackt werden, könnte dies auch aus charttechnischer Sicht für Long-Positionen sprechen.