Sie macht Yahoo zum neuen Börsenstar
Marissa Mayer kam von Google und beschert nun dem schärfsten Google-Konkurrenten ein erstaunliches Comeback. Nicht nur dass Firefox künftig Yahoo als Standard-Suchmaschine anbietet, lässt die Aktie massiv steigen.
Marissa Mayer kam von Google und beschert nun dem schärfsten Google-Konkurrenten ein erstaunliches Comeback. Nicht nur dass Firefox künftig Yahoo als Standard-Suchmaschine anbietet, lässt die Aktie massiv steigen.
Google? Was ist das? Was heute unvorstellbar erscheint, ist für die Zukunft plötzlich denkbar geworden. Denn wenn das, was Firefox macht, Geschichte schreiben sollte, könnte die Marktmacht von Google bald gebrochen werden. Einer der wichtigsten Browser der Welt wechselt plötzlich die Seiten. Die Mozilla Corporation, Gründerin und Herstellerin von Mozilla Firefox (kurz: Firefox) hat in den USA eine Partnerschaft mit Yahoo geschlossen. Künftig ist bei Firefox die Yahoo-Suchmaschine Standard – und nicht mehr Google.
Den neuen Yahoo-Deal hatten die wenigsten auf der Rechnung. Denn die Allianz zwischen Google und Mozilla besteht schon seit Jahren. Wer Firefox auf seinem Rechner installierte, hatte zugleich Google als Standard-Suchmaschine auf dem Schirm. Für die Exklusiv-Vermarktung kassierte der Software-Entwickler aus San Francisco dreistellige Millionensummen im Jahr.
Ein Etappensieg gegen Google
Mozilla hat den ausgelaufenen Vertrag mit Google nicht mehr verlängert. Stattdessen arbeitet die Stiftung in den USA jetzt mit Yahoo zusammen. Auch wenn es für die PC-Nutzer nicht schwer ist, die Standard-Suchmaschine seines Browsers in Eigenregie zu wechseln: Für Yahoo könnte der kleine Firefox-Schritt ein großer Schritt werden, die Marktmacht der großen Konkurrenten endlich zu brechen. Der neue Vertrag läuft fünf Jahre.
Yahoo kommt in den Vereinigten Staaten auf einen Marktanteil von rund zehn Prozent bei den Suchanfragen. Der Marktanteil von Firefox beträgt 14 Prozent. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte Yahoo-Chefin Marissa Mayer, sie gehe von einem Wachstum für Yahoo durch die Kooperation mit Firefox aus. Das Vorhaben soll bis Dezember ungesetzt werden. Was Yahoo dafür bezahlt, ist (noch) nicht bekannt.
Marissa Mayer als „Doppelagentin“
Pikant ist, dass ausgerechnet Marissa Mayer Google nun die Show stiehlt. Die gelernte Informatikerin ist seit 2012 Vorstandsvorsitzende bei Yahoo. Davor galt die fotogene Amerikanerin als „Public Face“ bei Google. 1999 startete sie dort ihre Karriere als 20. Google-Mitarbeiterin. Sie bestimmte das Design der Google-Hauptseite. An der Gestaltung von Google News, Gmail und des sozialen Netzwerkes Orkut wirkte sie maßgeblich mit. Später war Mayer Produktmanagerin für die Google-Suchprodukte und hatte den Rang eines Vice President inne. Die von Newsweek als „Zarin für Produktstarts“ bezeichnete Mayer war damit für alle neuen Produkte von Google zuständig, so dass die Los Angeles Times ihr bescheinigte, kein anderer Mensch habe so viel Einfluss darauf, wie Menschen das Internet erleben.
Yahoo ist - seitdem Mayer das Ruder übernommen hat eine erstaunliche Erfolgsstory, denn der Internetkonzern stand vor ihrem Amtsantritt mit dem rücken zur Wand. Sie baut den Konzern rasch und konsequent um, und nun häufen sich die Erfolgsmeldungen. Ein Highlight ist dabei das erfolgreiche Börsendebüt des Onlinehändlers Alabama, von der auch die Aktie von Yahoo maßgeblich profitierte. Yahoo ist derzeit noch mit rund 15 Prozent an Alibaba beteiligt und fährt im Kielwasser von der sensationellen Entwicklung des chinesischen E-Commerce-Giganten.
Yahoo-Aktien sind ein „Kauf“
Die Beteiligung an der chinesischen Suchmaschine Alibaba ließ den Nettogewinn des schwächelnden Internet-Pioniers im dritten Quartal auf 6,8 Milliarden (Vorjahr: 297 Millionen) Dollar nach oben schnellen. Der Erfolg konnte die Anleger nicht kalt lassen: Mitte Oktober notierte die Yahoo-Aktie bei 38 Dollar. Einen Monat später stand sie bei 51 Dollar – ein Kursanstieg um rund 35 Prozent. Und bedenkt man, dass das Papier vor zwei Jahren gerade mal 19 Dollar wert war, lässt sich der Erfolg von Marias Mayer erahnen.
Für Anleger stellt sich nun die Frage, wie es künftig weiter geht. Die Analysten von Oppenheimer & Co. stuften zuletzt das Papier mit „Kaufen“ ein und hoben das Kursziel von 49 auf 61 Dollar an. Das im Prinzip Gleiche gilt für die Analyse der Investmentbank FBR Capital, die das Kursziel für Yahoo von 50 auf 60 USD angehoben hat, und den Titel als „Kauf“ sieht. Dass Yahoo so schnell wieder so einen Coup wie mit ihrer Alibaba-Beteiligung landet, ist eher unwahrscheinlich. Für Kursfantasie sorgen aber in jedem Fall die Milliardengewinne, mit denen das Unternehmen weiter expandieren kann. Wenn also Yahoo demnächst wieder auf größere Einkaufstour an der Börse gehen sollte, könnte dies für viele Anleger ein guter Grund sein, sich neue Yahoo-Papiere ins Depot zu legen. Dies spricht durchaus für das Aufwärtspotenzial der Aktie.
Wenn Investmentprofis investieren
Auch Großinvestor und Börsenlegende George Soros, dessen Fonds im dritten Quartal Yahoo-Aktien im Wert von rund 206 Millionen Dollar kaufte, wird seine Gründe haben, auf Yahoo zu setzen. Das Gleiche gilt für den Finanzinvestor Starboard Value, der sich jüngst 7,7 Millionen Yahoo-Anteile sicherte, wodurch Starboard Value eine Beteiligung von 0,8 Prozent an Yahoo hält. Vor gut zwei Monaten hatte der Finanzinvestor eine Fusion zwischen AOL und Yahoo ins Spiel gebracht. In den Brief, der an Yahoo gerichtet war, verwies der Starboard Value auf mögliche Synergieeffekte im Wert von einer Milliarde US-Dollar durch eine Fusion mit Yahoo und AOL.
Für Yahoo jedenfalls ist der Firefox-Deal ein Husarenstück. Und zugleich die Chance, weltweit nennenswerte Marktanteile zu erobern. Eigentlich müsste es heißen „wieder zu erobern“. Wir erinnern uns: Yahoo wurde 1994 gegründet und war zu Beginn der Internet-Ära, Mitte der 90er-Jahre, die Suchmaschine aller Suchmaschinen. Google ging erst ein paar Jahre später, 1998, an den Start. Vielleicht sagen jüngere Internet-Nutzer heute: „Yahoo? Was ist das?“ Aber das werden sie wohl nicht mehr lang tun.