Masterflex: Gelungener Turnaround
Mit den jüngst vorgelegten ersten Eckdaten 2011 unterfüttert der Spezialist für Schlauchsysteme aus Hightech-Kunststoffen seine Aussage einer gelungenen Restrukturierung. Die nun wieder offenbar nachhaltig profitable Firma könnte künftig auch Investoren stärker anlocken, sodass die Aktie eine interessante Turnaround-Story ist.
Mit den jüngst vorgelegten ersten Eckdaten 2011 unterfüttert der Spezialist für Schlauchsysteme aus Hightech-Kunststoffen seine Aussage einer gelungenen Restrukturierung. Die nun wieder offenbar nachhaltig profitable Firma könnte künftig auch Investoren stärker anlocken, sodass die Aktie eine interessante Turnaround-Story ist.
Masterflex erarbeitete sich nach der Gründung 1987 schnell eine hervorragende Material- und Verarbeitungskompetenz im Bereich innovativer Hightech-Kunststoffe, insbesondere Polyurethan (PUR). Der Werkstoff eroberte viele Anwendungsbereiche, angesichts seiner entscheidenden Vorteile gegenüber herkömmlichen Materialien wie PVC, Gummi und sogar Stahl. Der Spezialkunststoff ist vielseitig einsetzbar, da er eine interessante Eigenschaftskombination aus Elastizität, Widerstandsfähigkeit und Alterungsbeständigkeit in einem weiten Temperaturbereich bietet. Durch Zugabe von anderen Chemikalien kann er außerdem je nach Anspruch modifiziert werden. Außerdem lässt er sich mit anderen Werkstoffen kombinieren. Die Gesellschaft entwickelte aus diesem vielseitig einsetzbaren Stoff Hightech-Schlauchsysteme (HTS), die zu ihrer Kernkompetenz wurden. Sie beschränkte sich aber nicht nur darauf, sondern erweiterte das Sortiment durch Produkte in den Bereichen Medizintechnik, Oberflächenveredelung, mobile Bürosysteme und Brennstoffzellentechnologie. Allerdings blieben die erhofften Synergien zwischen einigen der Geschäftsfelder aus. Außerdem waren die ergänzenden Aktivitäten weniger profitabel, sodass die damit zwischenzeitlich erreichten, doch signifikanten Umsatzanteile nicht sonderlich viel Freude bereiteten. Daher zog man 2008 die Reißleine und begann eine strategische Neuausrichtung, mit dem Ziel, sich künftig klar auf die Entwicklung und Herstellung von Verbindungs- und Schlauchsystemen aus Hightech-Kunststoffen zu konzentrieren. Entsprechend wurden die nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten nach und nach veräußert. Die Restrukturierung wurde 2010 offiziell abgeschlossen. Die Anfang 2011 noch vorhandenen Reste alter Aktivitäten wurden im Verlaufe des Jahres 2011 komplett verkauft.
Fokus auf Kerngeschäft
Damit konzentriert sich der Konzern nun wieder voll und ganz auf das Schlauchgeschäft. Hier entwickelt und fertigt er aus Polyurethan, anderen Spezialkunststoffen und Geweben Produkt- und Systemlösungen für die Förderung und Absaugung unterschiedlichster Materialien und Medien für industrielle und medizinische Anwendungen. Je nach Einsatzgebiet sind die Schlauchsysteme extrem abriebfest, schwer entflammbar, mikrobenfest oder sogar elektrisch leitfähig. Genutzt werden sie beispielsweise bei der Förderung von aggressiven und scharfkantigen Materialien. Andere dienen zum Absaugen von Stäuben und Gasen oder als Verschleißschutz. Insgesamt sind die Anwendungsfelder der Hightech-Schlauchprodukte sehr vielfältig, sodass sie in zahlreichen Bereichen zum Einsatz kommen, wie Maschinenbau, Luftfahrt- und Automobilindustrie, Energieunternehmen, aber auch bei der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln und pharmazeutischen Produkten sowie in der Medizintechnik. Masterflex beherrscht dabei eigenen Angaben zufolge die gesamte Prozesskette, vom Einsatz der Werkstoffe über die Entwicklung eigener Fertigungsverfahren auf selbst erstellten Anlagen bis zur Herstellung und dem Vertrieb der Produkte.
Innovationen und Internationalisierung
Wachsen will man künftig mit dem Kerngeschäft zum einen durch einen fortgesetzten hohen Innovationsgrad bei der Entwicklung neuer Anwendungen. Zum anderen setzt Firmenlenker Dr. Andreas Bastin auf die Internationalisierung als weitere treibende Kraft. Daher erfolgten 2010 Schritte nach Brasilien (Neugründung einer Vertriebsgesellschaft) sowie Russland (Joint Venture). Laut Vorstand erzielten beide 2011 erstmals signifikante Umsätze. Anfang vergangenen Jahres kamen eigene Vertriebsgesellschaften in Tschechien und der Slowakei hinzu. Im Dezember startete Masterflex nach intensiver Vorbereitung außerdem die Expansion nach Asien und erweitert seine Geschäftstätigkeit damit weiterhin konsequent in die dynamischen Regionen der Welt. Die formale Gründung der Führungsgesellschaft Masterflex Asia Pte Ltd. in Singapur wurde jüngst vollzogen. Nun wird Personal für den Vertrieb in Singapur wie auch in den benachbarten Regionen akquiriert. Auch der zukünftige Standort in China wurde in der Stadt Kunshan schon gefunden. Laut Management sind die bereits laufenden geschäftlichen Aktivitäten vor Ort sehr vielversprechend und erste Projekte und neue Kunden stehen schon in den Startlöchern. Im Zuge der Internationalisierung beabsichtigt Masterflex, auch die Rechtsform anzupassen und der Hauptversammlung vorzuschlagen, die AG in eine SE (Societas Europaea) zu wandeln.
Wieder profitabel
Mit Blick auf die jüngst vorgelegten ersten Eckdaten 2011 scheinen Restrukturierung und Expansionsstrategie zu fruchten. Masterflex hat dabei im vierten Quartal wohl die erfolgreiche bisherige Geschäftsentwicklung 2011 fortgesetzt, steigerte daher im Gesamtjahr die Ergebnisse kräftig und übertraf die eigenen Prognosen signifikant. Nach vorläufigen Zahlen kletterte der Umsatz um 15% zum Vorjahr auf 53 Mio. Euro. Dies waren 5% mehr als angepeilt. Gleichzeitig verbesserte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 6,4 auf 7,5 Mio. Euro. Hier hatte das Unternehmen nur 7 Mio. Euro anvisiert. Die EBIT-Rendite erhöhte sich von 14% auf 14,2%. Was unter dem Strich herausgesprungen ist, darüber gab es allerdings noch keine Angaben. Die vollständigen Zahlen gibt es erst am 29. März. Legt man die 9-Monats-Bilanz zugrunde, dürften aber etwa 3,2 bis 3,7 Mio. Euro Nachsteuerprofit übrig geblieben sein. Nach drei Jahren mit Verlusten ist der Konzern damit wieder profitabel. Im Kerngeschäft erzielte Masterflex bereits 2010 wieder schwarze Zahlen. Entsprechend scheint der Turnaround im vergangenen Jahr auch bei den Ergebnissen richtig Form angenommen zu haben. Entsprechend froh gestimmt war der Firmenchef. „Die sehr guten Ergebnisse 2011 belegen die Güte unseres Geschäfts mit Hightech-Schläuchen und Verbindungssystemen“, betonte er jüngst. „Obgleich wir derzeit auch viel in unsere Internationalisierung und die Integration innerhalb der Gruppe investieren, konnten wir die Rendite noch leicht steigern. Das ist ein gutes Zeichen für die nächsten Jahre“, so der Manager weiter.
Finanzstruktur verbessert
Abgesehen von den nun wieder profitablen operativen Geschäften hat Masterflex auch seine Finanzen in den vergangenen Jahren neu strukturiert und verbessert. Verbindlichkeiten wurden gesenkt und refinanziert, was die Zinskosten nachhaltig drückt. Außerdem wurde das Eigenkapital im Dezember 2010 durch eine Kapitalerhöhung deutlich gestärkt, was ein weiterer wichtiger Baustein bei der Neustrukturierung der Finanzen war. Nachdem die Eigenkapitalquote 2009 gerade einmal 1,4% erreichte, lag sie Ende September 2011 bei 27,5% und damit nahe der angestrebten Zielmarke von mindestens 30%.
Fazit
Mit der Fokussierung auf die Kernkompetenz scheint Masterflex den Turnaround geschafft zu haben. Eine technologische Spitzenstellung sowie die mittlerweile erreichte internationale Präsenz sind dabei eine solide Basis für weiteres profitables Wachstum. Das Geschäft mit den hochmargigen und daher sehr profitablen Hightech-Schlauchsystemen ist zudem vergleichsweise konjunkturunabhängig. Alles zusammen sind daher aus fundamentaler Sicht spekulative Käufe mit einem ersten Kursziel im Bereich von 7,00 Euro erwägenswert.