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Aktien > DAX-Titel bricht ein

Mercedes-Benz: Gewinneinbruch und Sparprogramm nach schwachem China-Geschäft

(Bild: Shutterstock)

Der Stuttgarter Autobauer verzeichnete 2024 einen Gewinnrückgang um 28 Prozent. Ein umfassendes Sparprogramm soll die Wende bringen. Kann das gelingen?

Der Premiumhersteller Mercedes-Benz hat im Geschäftsjahr 2024 einen deutlichen Gewinneinbruch erlitten. Das Konzernergebnis fiel um 28 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro, während der Umsatz um 4,5 Prozent auf 145,6 Milliarden Euro sank. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung war das schwache Geschäft in China, dem wichtigsten Einzelmarkt des Unternehmens. Als Reaktion kündigte Vorstandschef Ola Källenius ein umfassendes Sparprogramm an, das auch Auswirkungen auf die Belegschaft haben wird.

Schwächelnder chinesischer Markt und E-Mobilitätsprobleme

Die Gründe für den Gewinneinbruch bei Mercedes-Benz sind vielschichtig. In China, wo das Unternehmen in den vergangenen Jahren rund 30 Prozent seiner Fahrzeuge absetzte, brach die Nachfrage ein. Die dortige Immobilienkrise führte dazu, dass viele potenzielle Kunden nicht mehr bereit waren, hohe Summen für Premiumfahrzeuge auszugeben. Zudem machten chinesische Wettbewerber dem deutschen Hersteller zunehmend Konkurrenz.

Auch im Bereich der Elektromobilität lief es für Mercedes-Benz nicht nach Plan. Der Absatz von vollelektrischen Fahrzeugen ging 2024 um 23 Prozent zurück. Die ursprüngliche Strategie „Electric only“ bis 2030 wurde bereits revidiert. Stattdessen setzt das Unternehmen nun auf „strategische Flexibilität“ und will bis in die 2030er Jahre hinein auch noch Verbrennermodelle anbieten, sofern Nachfrage besteht.

Kostensenkung und Produktionsverlagerung nach Ungarn

Als Reaktion auf die schwierige Geschäftslage hat Mercedes-Benz ein weitreichendes Sparprogramm angekündigt. Bis 2027 sollen die Produktionskosten um zehn Prozent gesenkt werden. Ein zentraler Bestandteil dieses Plans ist die Verlagerung von Produktionskapazitäten in Länder mit niedrigeren Arbeitskosten. Konkret plant das Unternehmen, den Produktionsanteil in Niedriglohnländern von aktuell 15 auf 30 Prozent zu verdoppeln.

Finanzchef Harald Wilhelm erklärte, dass die Produktionskapazität in Deutschland in den nächsten drei Jahren um 100.000 Einheiten reduziert werden soll. Im Gegenzug wird die Kapazität im ungarischen Werk Kecskemet auf 200.000 Fahrzeuge erhöht. Die Kostenersparnis in Ungarn bezifferte Wilhelm auf 70 Prozent im Vergleich zu deutschen Standorten. Ein Kompaktmodell soll komplett aus Deutschland nach Ungarn verlagert werden.

Stellenabbau und Kürzungen

Die Sparmaßnahmen werden auch Konsequenzen für die Mitarbeiter haben. Laut Informationen des Betriebsrats plant Mercedes-Benz Kürzungen bei Prämien und Sonderzahlungen. So soll die jährliche Erfolgsprämie für die 90.000 tariflich Beschäftigten in Deutschland reduziert werden. Bei einer durchschnittlichen Prämie von 5.000 Euro pro Mitarbeiter könnte das Unternehmen hier bis zu 450 Millionen Euro einsparen.

Zudem sollen Jubiläumszuwendungen für langjährige Betriebszugehörigkeit wegfallen. Obwohl betriebsbedingte Kündigungen bis 2030 ausgeschlossen sind, plant das Unternehmen einen Stellenabbau durch die Beendigung von Leiharbeitsverhältnissen und die Nutzung der natürlichen Fluktuation. Konkrete Zahlen zum geplanten Personalabbau nannte die Unternehmensführung bisher nicht.

Anpassung der Luxusstrategie

Die aktuelle Krise stellt auch die von Källenius verfolgte Luxusstrategie auf den Prüfstand. Seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren setzte Mercedes-Benz verstärkt auf hochpreisige Fahrzeuge für besonders zahlungskräftige Kunden. Diese Strategie führte zunächst zu Erfolgen: Der durchschnittliche Verkaufspreis eines Mercedes stieg von 51.000 Euro im Jahr 2019 auf 74.600 Euro im dritten Quartal 2023.

Angesichts der aktuellen Entwicklungen steht dieser Ansatz jedoch zunehmend in der Kritik. Besonders im Top-Segment, zu dem die S- und G-Klasse gehören, gingen die Verkäufe um 14 Prozent zurück. Auch die elektrischen Flaggschiffe EQS und EQE enttäuschten, vor allem in China. Branchenexperte Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft (IfA) hält die Ausrichtung auf das Premiumsegment dennoch weiterhin für richtig, betont aber: „Bei den neuen Modellen muss Mercedes dringend liefern.“

Ausblick

Mercedes-Benz steht vor der Herausforderung, seine Strategie an die veränderten Marktbedingungen anzupassen, ohne die Premiumpositionierung aufzugeben. Für 2025 rechnet das Unternehmen mit einem weiteren Rückgang bei Absatz und Umsatz. Die operative Umsatzrendite der Autosparte wird voraussichtlich auf sechs bis acht Prozent sinken. Erst ab 2026 erwartet Mercedes-Benz eine Trendwende, getrieben durch neue Modelle wie den elektrischen CLA und die Neuauflage der C-Klasse. Der Erfolg dieser Modelle und die Wirksamkeit des Sparprogramms werden entscheidend dafür sein, ob der Stuttgarter Autobauer seine Position im globalen Premiumsegment behaupten kann.

BAS

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