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Aktien > Bewährungsprobe 2025

Mercedes-Benz kämpft mit Gegenwind aus USA und China

(Foto: shutterstock)

2025 steht für Mercedes-Benz im Zeichen globaler Belastungen: Neue US-Zölle und ein schwächelnder Absatz in China fordern den Konzern strategisch wie operativ heraus.

Die Mercedes-Benz Group (ISIN: DE0007100000) sieht sich im Jahr 2025 mit erheblichen Belastungen konfrontiert. Die Auswirkungen neuer US-Importzölle sowie die anhaltende Nachfrageschwäche in China treffen das Unternehmen an zwei entscheidenden Absatzmärkten – mit spürbaren Folgen für Umsatz, Marge und Gewinn.

Prognose ausgesetzt – Ergebnis im Pkw-Geschäft stark belastet

Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten hat Mercedes-Benz seine Jahresprognose ausgesetzt. Finanzchef Harald Wilhelm erklärte, dass bis zu 50 Prozent des ursprünglich erwarteten operativen Gewinns im Pkw-Geschäft in Gefahr seien. Die US-Zölle allein könnten die Umsatzrendite in diesem Bereich um rund drei Prozentpunkte reduzieren.

Die Märkte reagierten verhalten: Die Mercedes-Aktie verlor am Mittwochmittag rund ein Prozent. Im Jahresvergleich beläuft sich das Minus auf etwa 25 Prozent. Trotz einer Zwischenerholung seit Anfang April bleibt der langfristige Abwärtstrend intakt.

China-Geschäft schwächelt – Premiumkäufer zurückhaltend

Neben den Zollbelastungen macht dem Konzern auch die schwache Nachfrage in China zu schaffen. Im ersten Quartal 2025 gingen die Verkaufszahlen in der Volksrepublik um 9,5 Prozent zurück. Wohlhabende chinesische Käufer zeigen sich angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit deutlich zurückhaltender beim Kauf von Premium- und Luxusfahrzeugen aus dem Ausland.

Quartalszahlen verdeutlichen angespannte Lage

Die Zahlen des ersten Quartals bestätigen die angespannte Lage. Der Nettogewinn sank um fast 43 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro, der Umsatz ging um gut sieben Prozent auf 33,2 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) schrumpfte um rund 41 Prozent auf 2,29 Milliarden Euro. In der Pkw-Sparte sank die bereinigte operative Marge um 1,7 Prozentpunkte auf 7,3 Prozent – etwas besser als von manchen Analysten erwartet.

Zudem gerieten auch die durchschnittlichen Verkaufspreise unter Druck: Im Vergleich zum Vorjahr sanken sie um drei Prozent auf rund 72.300 Euro, was zusätzlichen Margenstress bedeutet.

Gegenmaßnahmen und US-Strategie in Arbeit

Mercedes-Benz arbeitet eigenen Angaben zufolge an wirksamen Gegenmaßnahmen, um den Auswirkungen der US-Zölle zu begegnen. Vorstandschef Ola Källenius stellt Preiserhöhungen in Aussicht, warnt jedoch vor möglichen Nachfrageeinbußen. Solche Schritte müssten daher sorgfältig abgewogen werden, betonte er.

Im Zentrum der Unternehmensstrategie stehen derzeit Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern in den USA. „Wir planen, unseren Fußabdruck in den Vereinigten Staaten in den kommenden Jahren deutlich auszubauen“, sagte Källenius. Konkrete Details zu den Expansionsplänen nannte er bislang nicht, deutete jedoch an, dass diese als Argument in den laufenden Verhandlungen genutzt werden sollen.

Marktchancen und -risiken: Zwischen Belastungen und Erholungspotenzial

Die Marktlage für Mercedes-Benz zeigt derzeit ein Spannungsfeld aus strukturellen Herausforderungen und selektiven Chancen für eine mittelfristige Erholung.

Chancen:

  • Ein möglicher Ausbau der US-Produktion könnte langfristig zur Umgehung von Zollbelastungen beitragen und neue Absatzpotenziale erschließen.

  • Die aktuell niedrige Bewertung der Aktie – mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 5,2 – bietet Spielraum für Kurssteigerungen bei einer Stabilisierung der Märkte.

  • Die strategische Ausrichtung auf das margenstarke Luxussegment könnte helfen, operative Rückgänge in anderen Bereichen zumindest teilweise zu kompensieren.

Risiken:

  • Eine weitere Eskalation der Handelskonflikte, insbesondere zwischen den USA und China, könnte laut Analystenschätzungen bis zu 1,5 Prozentpunkte zusätzliche Margenbelastung mit sich bringen.

  • Die anhaltende Schwäche auf dem chinesischen Automarkt wirkt dämpfend.

  • Zunehmender Preisdruck durch aufstrebende chinesische Hersteller – insbesondere im Elektrofahrzeugbereich – verschärft den Wettbewerb und belastet die Preisgestaltungsspielräume.

Fazit: Vorsicht trotz attraktiver Bewertung angebracht

Für Mercedes-Benz wird das Jahr 2025 zu einer erneuten Bewährungsprobe. Die Kombination aus US-Zöllen und der anhaltenden Schwäche auf dem chinesischen Markt belastet Umsatz und Ergebnis spürbar. Entscheidend wird sein, in welchem Umfang und wie schnell das Unternehmen seine Gegenmaßnahmen – insbesondere die geplante Ausweitung der US-Produktion – umsetzen kann. Diese könnte mittel- bis langfristig für Entlastung sorgen, setzt jedoch zunächst erhebliche Investitionen voraus.

Auch aus technischer Sicht bleibt die Aktie angeschlagen. Der übergeordnete Abwärtstrend ist weiterhin intakt, auch wenn sich seit dem Verlaufstief Anfang April ein Aufwärtsimpuls gebildet hat. Dieser ist bislang jedoch eher als technische Gegenbewegung zu interpretieren.

Für Anleger ergibt sich damit ein zurückhaltendes Bild: Trotz der günstigen fundamentalen Bewertung – das niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnis bietet Spielraum – überwiegen aktuell die Risiken. Eine klare Positionierung erscheint erst dann sinnvoll, wenn mehr Transparenz über die handelspolitischen Entwicklungen und die weitere China-Dynamik herrscht.

Mercedes-Benz Group

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