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Merck KGaA: 2012er-Hoch geknackt

Die Aktie des deutschen Pharma- und Spezialchemiekonzerns war in der vergangenen Woche sehr gefragt. Sie knackte ihr bisheriges 2012er-Hoch. Erste Erfolge des im Februar gestarteten Effizienzsteigerungsprogramms „Fit für 2018“ sorgten offenbar für Kauflaune. Die Erwartung nachhaltiger Fortschritte könnte Lust auf mehr machen, sodass weiter steigende Kurse denkbar sind.

BÖRSE am Sonntag

Die Aktie des deutschen Pharma- und Spezialchemiekonzerns war in der vergangenen Woche sehr gefragt. Sie knackte ihr bisheriges 2012er-Hoch. Erste Erfolge des im Februar gestarteten Effizienzsteigerungsprogramms „Fit für 2018“ sorgten offenbar für Kauflaune. Die Erwartung nachhaltiger Fortschritte könnte Lust auf mehr machen, sodass weiter steigende Kurse denkbar sind.

„Merck berichtet dank guter Nachfrage in allen Geschäften, straffem Kostenmanagement und günstiger Wechselkurse ein recht erfreuliches zweites Quartal“, freute sich Konzernchef Karl Kley bei Vorlage der Halbjahresbilanz. Auch die Anleger zeigten sich entzückt, insbesondere wegen der positiven Entwicklung im zweiten Quartal. Hier verbuchte Merck ein Plus beim Gesamterlös von 11,6% auf 2,85 Mio. Euro, in dem neben dem Umsatz auch Lizenz- und Provisionseinnahmen von 109 Mio. Euro enthalten sind. Der Zuwachs setzt sich zusammen aus 5,7% organischem Wachstum, 5,4% positiven Währungseffekten sowie Akquisitionen, die 0,5 Prozentpunkte beisteuerten.

Pharma entwickelt sich besonders prächtig

Mit Blick auf die vier einzelnen Konzernsäulen performte das in der Sparte Merck Serono gebündelte Pharmageschäft besonders prächtig. In der größten Einheit des Unternehmens (Umsatzanteil Q2: 56%) entwickelt und produziert Merck verschreibungspflichtige Medikamente. Schwerpunkte bilden die Behandlungsgebiete Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Unfruchtbarkeit, Multiple Sklerose und ausgewählte Stoffwechselstörungen. Das Pharmageschäft war in der jüngsten Vergangenheit ein kleines Sorgenkind, das mit dem seit 2011 amtierenden neuen Chef Stefan Oschmann versucht, wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Man scheint auf einem guten Weg angesichts des im zweiten Quartal erzielten Umsatzplus von 10,8% auf 1,55 Mrd. Euro. Höhere Absatzmengen und Preissteigerungen führten zu einem organischen Wachstum von 6,6%. Hinzu kamen positive Währungseffekte von 4,2%. Die Gesamterlöse verbesserten sich um 11,4% auf 1,65 Mrd. Euro.

Restrukturierungskosten belasten

Regional profitierte die Pharmasparte besonders von der steigenden Nachfrage aus Nordamerika und den Schwellenländern. Bei den Erträgen wirken sich jedoch die hohen Sonderaufwendungen für die im Februar gestartete Restrukturierung im Zusammenhang mit dem Effizienzsteigerungsprogramm „Fit für 2018“ aus. Daher verringerte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 339,5 auf 247,9 Mio. Euro. In der Sparte fielen insgesamt Sonderkosten von 211 Mio. Euro an. Bereinigt um diese einmalig anfallenden Ausnahmeeffekte verbesserte sich das EBITDA um 19,9% auf 439,4 Mio. Euro. Die auf dieser Basis ermittelte EBITDA-Marge legte von 26,3% auf 28,4% zu, hauptsächlich wegen der verbesserten Kostenstruktur als Folge von höheren Umsatzerlösen, einer höheren Bruttomarge sowie niedrigeren Aufwendungen in verschiedenen Bereichen der Marketing-, Vertriebs- und Verwaltungskosten.

Alle Sparten mit Zuwächsen

Auch in den anderen Sparten legte das bereinigte EBITDA zu. Prozentual sticht vor allem das Plus von 37% auf 17,8 Mio. Euro in der kleinsten Konzernsäule Consumer Health (Produkte zur Selbstmedikation) hervor. Der Umsatz stieg hier um 2,9% auf 121,1 Mio. Euro. In der zweitgrößten Sparte Merck Millipore (Produkte und Dienstleistungen in der Life-Science-Forschung) legten die Erlöse um 11,4% auf 649,5 Mio. Euro zu. Das bereinigte EBITDA kletterte um 15% auf 147,9 Mio. Euro. In der Sparte Performance Materials, in der Merck Marktführer bei Flüssigkristallmischungen für den Einsatz in LCD-Bildschirmen sowie bei Effektpigmenten für dekorative Anwendungen (u. a. Autolacke, Kosmetika) ist, profitierte man von der hohen Nachfrage nach den lukrativen Flüssigkristallen. Dies schlägt sich einmal in einem Umsatzplus von 14,1% auf 426,1 Mio. Euro nieder. Daneben verbesserte sich das bereinigte EBITDA um 5,7% auf 189,7 Mio. Euro.

Größter Posten verbucht

Aus den Ergebnissen der einzelnen Sparten resultiert ein Konzern-EBITDA vor Sondereinflüssen von 746,6 Mio. Euro. Dies waren 13,9% mehr als im Vorjahreszeitraum. Hier herausgerechnet sind insgesamt 394 Mio. Euro an Sondereffekten, davon 376 Mio. Euro für das Sparprogramm „Fit für 2018“, vorwiegend im Zusammenhang mit der Pharmasparte Merck Serono und der geplanten Schließung der Spartenzentrale in Genf. Damit seien die größten Belastungen für 2012 getätigt, sagte der Vorstand. Insgesamt sind für die von 2012 bis 2014 geplante Restrukturierung einmalige Kosten und Wertberichtigungen von 600 Mio. Euro vorgesehen. Allein bei Merck Serono soll das Sparprogramm dann ab 2014 jährlich Ausgaben von 300 Mio. Euro einsparen. Erst einmal belasten aber die Aufwendungen für die Restrukturierung, was auch auf das Nachsteuerergebnis im zweiten Quartal zutrifft, das mit 60,5 Mio. Euro weiterhin negativ war, sich zum Vorjahresverlust von 86,8 Mio. Euro aber immerhin etwas verbesserte. Das entsprechende Ergebnis je Aktie (EPS) stieg daher von –0,41 auf –0,29 Euro. Bereinigt um Sondereffekte legte es von 1,60 auf 1,92 Euro zu.

Ziele angehoben

Im ersten Halbjahr insgesamt stiegen die Gesamterlöse um 7,4% auf 5,5 Mrd. Euro. Der Umsatz nahm um 7,3% auf 5,31 Mrd. Euro zu. Das um Sondereffekte bereinigte EBITDA verbesserte sich um 2,2% auf 1,42 Mrd. Euro. Nach Steuern schrumpfte der Gewinn von 254,7 auf 114,6 Mio. Euro. Während das berichtete EPS von 1,15 auf 0,50 Euro sank, erhöhte sich das bereinigte EPS von 3,50 auf 3,58 Euro. Merck sei auf dem richtigen Weg, bewertete Finanzchef Matthias Zachert die vorgelegten Ergebnisse. Das Unternehmen zeigte sich zudem zuversichtlicher für das Gesamtjahr 2012 und hob die Ziele an. Die Gesamterlöse sollen zum Vorjahreswert von 10,3 Mrd. Euro statt auf rund 10,5 nun auf rund 10,7 Mrd. Euro zulegen. Beim bereinigten EBITDA werden jetzt 2,85 bis 2,95 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,7 Mrd. Euro) angepeilt, nach zuvor anvisierten 2,8 bis 2,9 Mrd. Euro.

Fazit

Die Ergebnisse des zweiten Quartals lassen darauf schließen, dass Merck Fortschritte bei seinem Effizienzsteigerungsprogramm macht. Erst einmal belasten zwar die dafür anfallenden Kosten und Wertberichtigungen, dies scheint bei den Investoren jedoch kein Manko. Sie scheinen vielmehr darauf zu setzen, dass mit dem Programm „Fit für 2018“ nachhaltig positive Effekte erzielt werden. Dies suggeriert jedenfalls der kräftige Anstieg in der vergangenen Woche. Dabei wurde nun auch das Hoch des bisherigen Jahresverlaufs 2012 geknackt, sodass sich zu der augenscheinlich positiven Stimmung auch charttechnische Anreize gesellen. Daher könnten spekulative Long-Positionen erwägenswert sein, wobei mittel- bis langfristig die Region um das bisherige Allzeithoch von 109,26 Euro ein Ziel sein könnte.