Mit diesen Abnehm-Aktien legt das Depot zu
Medikamente wie Wegovy, Ozempic oder Mounjaro werden so stark nachgefragt, dass die großen Pharmakonzerne dahinter mit der Produktion nicht nachkommen. Deren Aktien steigen dafür umso schneller.
Medikamente wie Wegovy, Ozempic oder Mounjaro werden so stark nachgefragt, dass die großen Pharmakonzerne dahinter mit der Produktion nicht nachkommen. Deren Aktien steigen dafür umso schneller.
Geht es nach Tesla-Gründer Elon Musk liegt dessen fitter Körper darin begründet, dass er sich einmal pro Woche eine Dosis Ozempic spritzt. Das hat er jedenfalls im Oktober des vergangenen Jahres erklärt. Seither ist die Aktie des Pharmakonzerns Novo Nordisk, der das Medikament herstellt, um fast 60 Prozent gestiegen. Auf Dreijahressicht liegt die Aktie der Dänen sogar mit über 200 Prozent im Plus.
Ozempic ist eigentlich ein Diabetes-Medikament. Es senkt den Blutzuckerspiegel, sobald dieser zu hoch ansteigt. Der Erfolg der Arznei treibt den Aktienkurs von Novo Nordisk schon seit Jahren an. Einen echten Hype um die Aktie des Pharmakonzerns hat jedoch erst die Nebenwirkung von Ozempic ausgelöst. Das Mittel hilft beim Abnehmen. Und das offenbar so schnell und einfach, wie kein Medikament zuvor. Novo Nordisk hat deshalb ein weiteres Produkt, das auf demselben Wirkstoff Semaglutid basiert, aber deutlich höher dosiert ist, auf den Markt gebracht: Wegovy.
Inzwischen ist es wohl besser bekannt als die „Abnehm-Spritze“. Wer sich wöchentlich einen Pieks verpasst, kann durch eine Therapie mit Wegovy das Körpergewicht innerhalb von 18 Monaten um bis zu 15 Prozent reduzieren. Und das offenbar so gut wie ohne eigenes Zutun. Das Mittel hemmt schlicht den Appetit. Seit Juli ist es rezeptpflichtig auch in Deutschland erhältlich.
Es überrascht also nicht, dass um ein solches Medikament ein Hype losbricht, bedenkt man die seit Jahren steigende Anzahl Übergewichtiger, allen voran in den USA. 40 Prozent der Erwachsenen kämpfen dort mit überflüssigen Pfunden, fast zehn Prozent sind sogar stark übergewichtig. Aber auch weltweit ist der Trend eindeutig. Bis 2035 könnt die Hälfte der Weltbevölkerung mehr wiegen, als gesund ist, prognostiziert der World Obesity Atlas.
Per Spritze ohne aufwendige Ernährungspläne und tägliches Fitnessprogramm abnehmen zu können, das kommt einem Wundermittel gleich. Die Nachfrage nach Wegovy ist so groß, dass Novo Nordisk mit der Produktion nicht mehr hinterherkommt. Auch, weil immer mehr Menschen, wie Elon Musk, das Medikament aus reinen Lifestylegründen und Schlankheitsidealen nutzen.
Im ersten Halbjahr steigerten die Dänen den Gesamterlös um 30 Prozent auf 107,7 Milliarden dänische Kronen, umgerechnet 14,45 Milliarden Euro. Als Nettogewinn blieben 6,6 Milliarden Euro übrig – ein Plus von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Getragen wird das starke Wachstum fast ausschließlich von Ozempic und Wegovy. Der Umsatz mit den beiden Medikamenten stieg in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um über 150 Prozent. Das florierende Geschäft mit den Abnehm-Arzneien lässt den Konzern für das laufende Jahr sogar nochmal optimistischer werden. Der Umsatz soll um bis zu 33 Prozent zulegen, das operative Ergebnis um bis zu 37 Prozent.
Die Medikamente gegen Adipositas sind große Hoffnungsträger innerhalb der Pharmabranche, der in der jüngeren Vergangenheit, den Corona-Impfstoff einmal ausgenommen, die großen Innovationen und neuen Wachstumstreiber fehlten. Es ist eine echte Goldgräberstimmung entstanden, immer mehr Konzerne steigen in den Markt mit ein, darunter auch der US-Pharmariese Pfizer mit dem Medikament Danuglipron.
Anleger stürzen sich bislang allerdings nur auf die Aktien zweier Konzerne. Novo Nordisk und Eli Lilly. Letzterer hat mit Mounjaro das bis dato erfolgreichste Konkurrenzprodukt zu Wegovy und Ozempic auf den Markt gebracht. Es ist erst seit Juni vergangenen Jahres zugelassen, war im zweiten Quartal 2023 aber schon mit rund einer Milliarde US-Dollar am Konzernumsatz beteiligt. Das waren 20 Prozent mehr, als von Eli Lilly selbst erwartet. Auch die US-Amerikaner kommen mit der Produktion kaum nach. Aufträge würden aktuell verzögert abgearbeitet, hieß es in einer Unternehmensmitteilung. In North Carolina wird aktuell eine neue Produktionshalle gebaut. Auch Mounjaro wurde eigentlich für Diabetiker entwickelt, wird nun aber wohl als Medikament gegen Adipositas zum Blockbuster.
Insgesamt erzielte Eli Lilly von April bis Juni einen Umsatz von 8,3 Milliarden US-Dollar und damit 28 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das Ergebnis kletterte um 80 Prozent auf 1,8 Milliarden US-Dollar. Den Umsatz für das Gesamtjahr erwartet der Konzern mit Sitz in Indianapolis, Indiana, bei bis zu 33,9 Milliarden US-Dollar. An der Börse schreibt Eli Lilly ein ähnliche Erfolgsgeschichte wie Novo Nordisk. Auf Sicht von zwölf Monaten liegt die Aktie mit über 70 Prozent im Plus, auf Dreijahressicht sind es 260 Prozent.
Wie die Aktie von Novo Nordisk, stehen die Eli Lilly-Titel aktuell auf Rekordhoch. Dazu führte über den Abnehm-Hype in den USA auch eine Novo Nordisk-Studie. So soll Wegovy ersten Erkenntnissen nach auch geeignet sein, um Herz-Kreislauf-Komplikationen vorzubeugen. Das könnte die Umsätze in Zukunft um weitere Milliarden ansteigen lassen. Eli Lilly führt für Mounjaro eine ähnliche Studie durch. Experten schätzen, dass Mounjaro im Falle eines Erfolgs 50 Milliarden US-Dollar zum Umsatz beitragen kann.
Der Erfolg und die glänzenden Zukunftsaussichten haben die Aktien der beiden Pharmakonzerne allerdings teuer werden lassen. Das KGV von Novo Nordisk liegt bei 35, das von Eli Lilly bei 60. Die Dividendenrenditen liegen bei 1,3 und 0,8 Prozent. Gerade mit Blick auf weitere Konkurrenzprodukte, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen und den beiden bislang führenden Konzerne Marktanteile streitig machen könnten, scheint bei einem Investment auf den derzeitigen Kurshochs Vorsicht geboten. Wirkt ein Medikament etwas besser als das andere, wird aus einem vormaligen Blockbuster schnell ein Ladenhüter. Fakt ist aber auch: Eli Lilly und Novo Nordisk haben einen Innovationsvorsprung gegenüber dem Rest der Branche. Gut möglich, dass die nächste Generation Abnehm-Arzneien erneut von dort kommt.
OG
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