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Aktien > Versicherungsriese

Muss die Allianz-Aktie unter den Weihnachtsbaum?

(Foto: sylv1rob1 / Shutterstock)

Europas größter Versicherer mixt Stabilität und profitables Wachstum. Für Anleger entsteht so ein sicherer Hafen mit Kurspotenzial. Ist die Aktie das perfekte Weihnachtsgeschenk?

Kurz vor dem Jahreswechsel nochmal ein bisschen das Depot aufpimpen. Viele Fondsmanager machen das und kaufen gut gelaufene Aktien ein, um ihre Fonds zu Neujahr „up to date“ vermarkten zu können. Böse Zungen würden dieses Vorgehen vielleicht als Schönfärberei bezeichnen. Sei’s drum. Am Ende eines Jahres mal sein Depot zu hinterfragen und ein paar Anpassungen vorzunehmen, schadet bestimmt nicht.

Eine Aktie, die das Depot zu Weihnachten etwas festlicher aussehen lassen könnte, ist die der Allianz. Im Jahresverlauf haben die Papiere von Europas größtem Versicherer fast 24 Prozent an Wert zulegen können. Seit Oktober 2022 hat sich die Allianz-Aktie in etwa verdoppelt. Nennenswerte Kurseinbrüche gab es seither keine, der Kurs bewegt sich in kontrolliertem Tempo aufwärts. Grundlage dafür sind die stark laufenden Geschäfte der Münchner. Wie ein Uhrwerk sorgt die Allianz Quartal um Quartal für neue Bestmarken bei Umsatz und Ergebnis – und die Aktie steigt kontinuierlich mit. Das geht eigentlich seit Ende der Finanzkrise 2008 schon so, allein die Coronapandemie war eine rund zweijährige Ausnahme.

Im dritten Quartal des laufenden Jahres erzielte die Allianz einen operativen Gewinn in Höhe von 3,94 Milliarden Euro – ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Nettogewinn kletterte um 23 Prozent auf 2,47 Milliarden Euro. Das Geschäftsvolumen stieg um 17,3 Prozent auf 42,8 Milliarden Euro. Die Hälfte der Konzerngewinns stammte aus der Schaden- und Unfallversicherung. Die Allianz konnte hier abermals höhere Preise durchsetzen und profitierte von geringeren Katastrophenschäden. In Sachen Neugeschäft überzeugte vor allem die Sparte der Lebens- und Krankenversicherung. In der Vermögensverwaltung mit den Töchter Allianz Global Investors (AGI) und PIMCO blieben die Ergebnisse stabil, das verwaltete Vermögen stieg aber auf 1,84 Billionen Euro.

Allianz-Aktie

Europas größter Versicherer mixt so zielsicher, wie wenige Konzerne, Stabilität mit profitablem Wachstum. Für Anleger entsteht so ein sicherer Hafen mit Kurspotenzial. Die Allianz bietet nicht nur fünf Prozent Dividendenrendite, Aktienrückkäufe, ein moderates KGV von 12 und ein krisenresistentes Geschäftsmodell, sondern auch noch Prognoseanhebungen und einen Gewinn je Aktie, der, wie jüngst angekündigt, bis 2027 jährlich um sieben bis neun Prozent wachsen soll. Der operative Gewinn soll 2027 bei 18,5 Milliarden Euro liegen, was einem jährlichen Plus von rund sechs Prozent entspräche. Die Eigenkapitalrendite soll bis dahin 17 Prozent erreichen. Bereits 2024 könnten es 16,5 Prozent werden, was in etwa doppelt so hoch liegen würde, wie einst bei Oliver Bätes Amtsantritt als CEO und deutlich höher als die ursprünglich anvisierten 13 Prozent.

Hohe Energiepreise, mögliche US-Zölle, Fachkräftemangel, Inflation – all diese Faktoren, die derzeit Deutschlands Wirtschaftswachstum bremsen, treffen die Allianz verhältnismäßig wenig. Im Gegenteil: die Inflation hat zum einen deutliche Preisanpassungen ermöglicht, die sich in Gewinnsteigerungen niederschlagen und gleichzeitig das Zinsniveau steigen lassen, womit Versicherer am Kapitalmarkt mehr Geld verdienen können. Gleichzeitig könnten KI-Anwendungen in der Versicherungsbranche Prozesse beschleunigen und verschlanken, in den kommenden Jahren Jobs einsparen und so ebenfalls für Gewinnwachstum sorgen.

Auch im Bereich der Vermögensverwaltung sieht man im Konzern noch Potenzial für Wachstum. „Wir wollen in der Vermögensverwaltung wachsen und sind offen für strategische Partnerschaften, aber es muss strategisch und kulturell passen“, äußerte sich jüngst Vorstand Andres Wimmer zu den Gerüchten rundum eine mögliche Fusion von AGI mit Amundi oder der DWS.

Die Allianz biete eine attraktive Kombination aus Gewinnwachstum und Cashflow-Rendite, besonders in Kombination mit den neuen Ausschüttungszielen, schrieb Berenberg-Analyst Michael Huttner. Das Kursziel setzt der Experte bei 376 Euro. Damit traut Huttner der Aktie noch einen Anstieg um 25 Prozent zu. Damit gehört er zu den optimistischsten Analysten, aber auch Andrew Baker von Goldman Sachs glaubt mit einem Kursziel von 343 Euro an weitere Gewinne, obwohl er auf die die neuen Ziele, die Bäte im Rahmen des Kapitalmarkttages verkündet hatte, zurückhaltend reagierte. Diese würden größtenteils den Erwartungen entsprächen, schrieb Baker in einem Kommentar. Entsprechend reagierte auch die Aktie kaum auf den Ausblick bis 2027. Zunächst war es sogar leicht abwärts gegangen.

Doch es ist gerade diese zurückhaltende Kursentwicklung, eher defensiv und ein Stück weit pessimistisch, die dafür sorgt, dass die übergeordnete Rally intakt bleibt. Keine Übertreibungen im Kurs bedeuten wenig Volatilität, wenig Fallhöhe. Langfristig führen moderat steigende Umsätze und Gewinne derweil Jahr um Jahr zu einem höheren Gewinn je Aktie und damit auch zu einem steigenden Kurs.

Die Allianz-Aktie ist also eine, die sich Anleger durchaus zum Jahresende noch ins Depot legen können. Können, natürlich nicht müssen. Anleger sollten keinesfalls außer Acht lassen, dass freilich auch die Allianz-Aktie und die Versicherungsbranche im Allgemeinen ihre Risiken hat. Ein Crash an den Märkten beispielsweise zieht die Branche häufig mit als erstes nach unten.

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